Betreuer auf ihre Aufgaben vorbereitet

 - Vor der ersten Einheit am Samstagmorgen stellten sich die Ehrenamtlichen kurz für ein Gruppenfoto zusammen: Die Seminarleitung hatten Kommunaler Jugendpfleger Dirk Reichel (rechts) sowie Ludwig Stecher und Kathrin Zitzelsberger (beide nicht im Bild) inne. Foto: Zitzelsberger/KJRKrailing. Erneut konnten sich die Verantwortlichen vom Kreisjugendring um Geschäftsführer Ludwig Stecher und Mitarbeiterin Kathrin Zitzelsberger und der Kommunalen Jugendarbeit mit Jugendpfleger Dirk Reichel nach dem zweiten Betreuerwochenende, welches kürzlich im Jugendhaus Krailing stattfand, über den Zuspruch seitens der Ehrenamtlichen freuen. Gut 30 ehrenamtliche Betreuer, die sich für die Freizeiten und Tagesfahrten der beiden Institutionen aus- und fortbilden ließen, folgten der Einladung zum Betreuerwochenende.

Erstmals in der Geschichte dieser Qualifizierungsreihen wurden dabei gleich zwei Seminare parallel durchgeführt. In den zurückliegenden Jahren veranstaltete der Kreisjugendring sein Kochseminar für Freizeitköche immer an einem separaten Wochenende, diesmal nun am gleichen Wochenende des Betreuerseminares. Dafür konnten die Veranstalter Koch Joseph Hundshammer als Referenten gewinnen.

Während sich am ersten Abend die Teilnehmer mit der Struktur der Jugendarbeit und den unterschiedlichen Aufgabenbereichen des Kreisjugendrings und der Kommunalen Jugendarbeit beschäftigten, begann das Kochseminar mit einem kurzen Theorieteil und der Essensplanung für den nächsten Tag. Seit einigen Jahren binden die Verantwortlichen vermehrt die erfahrenen Betreuer in die Programmgestaltung mit ein. So durften sich die Ehrenamtlichen unter Federführung von Sabrina Englmeier beim „Improtheater“ versuchen. Die Darbietungen der Kleingruppen sorgten teilweise für herzhafte Lacher und boten einen guten Start in den ersten gemütlichen Abend.

Einen interessanten Ansatz verfolgte Referent Robert Auberger aus Passau bei seiner Einheit „Professioneller Umgang mit schwierigen Kindern“. Zunächst sammelte die Gruppe Situationen, die sich bei Freizeiten oder Tagesfahrten als schwierig oder als Herausforderung darstellen. Auch ein Definitionsversuch „schwierige Kinder“ wurde unternommen. Auberger machte deutlich, dass die Prägung von bestimmten Verhaltensmustern bei Kindern in den ersten drei bis fünf Jahren stattfindet. Viele Schwierigkeiten lassen sich über die Beziehungsebene zum Kind lösen. Eine fehlende Beziehung, also die direkte Verbindung von Mensch zu Mensch, kann durchaus Verweigerungsverhalten oder fehlende Motivation bei Kindern hervorrufen. Ziel sollte es demnach sein, auch in der kurzen Zeit einer Ferienfreizeit seitens der Betreuer entsprechende Verbindungen zu den Kindern und Jugendlichen aufzubauen. Die Gruppe war sich einig, dass dies nur mit einem wertschätzendem Ansatz möglich werden wird. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Grundlagen professioneller Gesprächsführung, auf die Auberger kurz einging. Anhand einer bestimmten Feedbackmethode vermittelte der Referent, dass Rückmeldungen an einzelne Teilnehmer oder an die Gruppe keine Verurteilung darstellen sondern vielmehr Klarheit bringen. Je kürzer und prägnanter ein Feedback erfolgt, desto besser sei dies, insbesondere bei sehr jungen Teilnehmern in den jeweiligen Freizeiten.

In der Zwischenzeit wuselte die Gruppe im Kochseminar gemeinsam mit Referent Hundshammer in der hauseigenen Küche und zauberte ein köstliches Mittagessen.

Eine gute Ergänzung zur Einheit am Vormittag bot der langjährige Betreuer Daniel Schwinger mit seinem Workshop „richtig Feedback geben“. Er begann seine Einheit zunächst mit allgemeinen Informationen zur Kommunikation, um daraus geeignete Feedbackmethoden abzuleiten, die die Betreuer im Rahmen der vielfältigen Freizeiten anwenden können. Zum Abschluss ließ Schwinger alle Teilnehmer einen kleinen Test ausfüllen. Anhand vom Riemann-Thomann-Kreuz wurde für alle sichtbar, welche der vier Grundausrichtungen für jeden Betreuer typisch, also wie stark ein gewisses Grundmuster ausgeprägt ist. Diese Grundausrichtung, oftmals zwei der vier, haben einen direkten Einfluss auf das jeweilige Kommunikations- und Beziehungsverhalten eines jeden.

Am Nachmittag lag der Fokus des erneut umfangreichen Programmes auf der Praxis. Vorstandsmitglied des Kreisjugendringes Monika Hof bot mit ihren Ehrenamtlichen der Bereitschaftsjugend Regen den Einblick in die erste Hilfe. An fünf Stationen hatten die Betreuer in Kleingruppen die Möglichkeit, typische Unfälle und Verletzungen, die auf Freizeiten passieren können, im Rahmen der Erstversorgung und unter Anleitung der jungen Rotkreuzler zu üben. In der abschließenden kurzen Plenumsdiskussion machte Hof darauf aufmerksam, dass sich regelmäßig die Standards der ersten Hilfe ändern und es somit nötig wäre, Schulungen in diesem Bereich, regelmäßiger durchzuführen.

Nach einem vollen Tag ließ die Gruppe den Abend gemütlich ausklingen. Einige nutzen die Gelegenheit, das Material aus dem Schminkkoffer, der Airbrushkiste oder die Holzbauklötze selber zu testen. Als beinahe Standard der Seminarwochenenden könnte man die vielen Runden des Rollenspiels „Die Werwölfe von Düsterwald“ bezeichnen. Einige nutzen den Abend für ein gepflegtes Schafkopfspiel.

Ein Thema, was bisher im Rahmen der jahrelangen Betreuerwochenenden oftmals nur angerissen werden konnte, war die Beschäftigung mit dem Paragraphen 8a SGB VIII („Schutzauftrag bei Kindeswohlgefährdung“). Reichel hatte dazu seine Kollegin vom Familienbüro KoKi, Kathrin Binder zusammen mit Praktikantin Pia Winkler für den Sonntagvormittag eingeladen. In den zwar knapp bemessenen zwei Stunden konnte Binder den Betreuern die Hintergründe des Gesetzes und den Schutzauftrag anschaulich verdeutlichen. Dass die Betreuer auf den Freizeiten, egal ob von der Kommunalen Jugendarbeit oder vom Kreisjugendring durchgeführt, ein wichtiges Bindeglied sind, kristallisierte sich im Laufe der Einheit heraus. Wichtig sei es, nicht vorschnell und allein als Einzelner Entscheidungen zu treffen, sondern Informationen, die im Zusammenhang mit diesem sehr sensiblen Bereich einem Betreuer anvertraut werden, zunächst im Team rückzukoppeln. Darüber hinaus ist es hilfreich, solche Informationen kurz zu dokumentieren. Damit wird es für die Verantwortlichen beim Kreisjugendring oder der Kommunalen Jugendarbeit in einem ersten Schritt oder auch nachfolgenden Fachkräften im Jugendamt in einem zweiten Schritt leichter gemacht, solche Fälle zu bearbeiten. Binder diskutierte immer wieder auch verschiedene Sichtweisen, die ihr aus der Gruppe gespiegelt wurden. Zusammenfassend konnte man aber schnell ablesen, dass alle eine nahezu ähnliche Einschätzung hatten, als Reichels Kollegin die Frage aufwarf, was ein Kind brauche, um sich positiv entwickeln und entfalten zu können. Unabhängig davon sei Kathrin Binder auch Ansprechpartnerin in Fällen, bei denen man sich auch anonym beraten lassen möchte.

Gerüstet und mit jeder Menge Input sowohl aus dem ersten Seminar in Abtschlag als auch von diesem Wochenende, dürften die Ehrenamtlichen die notwendigen Grundinformationen für die diesjährige Freizeitsaison im Gepäck haben, sind sich Zitzelsberger, Stecher und Reichel einig. Oftmals ist es wünschenswert, bei einigen Themen tiefer einzusteigen. Aufgrund der knappen Zeit an beiden Wochenenden und der Fülle an Basics, müssen sich die Verantwortlichen andere Möglichkeiten suchen. So wird der Wunsch nach aktiver Medienarbeit mit Kindern und Jugendlichen nun auf einen separaten Termin verschoben. Angedacht ist dabei der 13. Juni, an dem man sich einen ganzen Tag lang mit dieser Thematik befassen möchte.

Meldung vom: 07.01.2016