Betreuerseminar – Weitere Basis für Freizeiten gelegt

 - Eigenpotential  und Gruppenprozesse erkennen, um diese gezielt zur Lösung von Aufgaben  einzusetzen war das Fazit der Betreuer nach der Einheit „Kooperative  Abenteuerspiele“ mit Referent und Viechtachs Stadtjugendpfleger Marco  Lorenz (links). Foto: Reichel/Landratsamt

Betreuer informierten sich über Teambildung, Erste Hilfe und Prävention von sexueller Gewalt

Krailing. Mit ihrem zweiten Betreuerseminar haben der Kreisjugendring und die Kommunale Jugendarbeit weiter an der Basis in der Qualifizierung ihrer Ehrenamtlichen gearbeitet. Unter Leitung der Verantwortlichen Ludwig Stecher (Geschäftsführer KJR), Kathrin Zitzelsberger (Mitarbeiterin beim KJR) und Dirk Reichel (Kommunaler Jugendpfleger) wurde am ersten Maiwochenende der Schwerpunkt diesmal vor allem auf Teambildung und der Prävention sexueller Gewalt gelegt, aber auch im Bereich der Ersten Hilfe gab es weitere Informationen,.

Die ehrenamtlichen Betreuer der beiden Veranstalter werden in der Regel immer als Team bei der Durchführung des jeweiligen Ferienangebotes eingesetzt. So verwunderte es sicher die Teilnehmer am Wochenende nicht, dass man sich bereits in der ersten Einheit als Team beweisen musste. Mit vorgegebenen Materialien galt es in Kleingruppen den möglichst höchsten Turm zu bauen, der nicht nur bei der Präsentation von allein stehen musste, sondern vielmehr den kritischen Prüfblicken der Jury standhalten musste. Allein die Unterschiedlichen und in unnachahmlicher Art und Weise präsentierten Bauwerke ließen erkennen, welch großes Potential in den Ehrenamtlichen schlummerte.

Mit einer kurzen Einheit von Diätassistentin und Ernährungsberaterin Katrin Kreitmeier zur gesunden Ernährung von Kindern begann der zweite Tag des Seminarwochenendes. Die Verpflegung auf Ferienfreizeiten ist wichtiger Bestandteil und umso mehr galt es, sich während des Fachvortrages weitergehende Gedanken zu machen. Allein der Hinweis von Kreitmeier, dass Allergien und Lebensmittelunverträglichkeiten bei Kindern in den letzten Jahren zugenommen haben, sensibilisierte die beiden Veranstalter erneut. Sowohl Kreisjugendring als auch die Kommunale Jugendarbeit schließen bei ihren Ferienangeboten keine Teilnehmer aufgrund von Lebensmittelunverträglichkeiten aus, sondern bitten vielmehr die Eltern der Kinder, vollständige Angaben bei der Anmeldung zu machen. Nur so können beide frühzeitig entsprechende Vorkehrungen treffen und den Speisplan optimieren.

Nach einer vorgezogenen Brotzeitpause waren die Teilnehmer wieder als Team gefordert. Mit Hilfe von so genannten Kooperativen Abenteuerspielen unter Leitung von Viechtachs Stadtjugendpfleger Marco Lorenz wurden den Betreuern verschiedene Gruppenprozesse aufgezeigt. Dabei ging es in erster Linie darum, im Abenteuerspiel sein eigenes Potential zu erkennen, festzustellen, wie die anderen Betreuer „ticken“ und diese Erkenntnisse in die Lösungsvarianten mit einfließen zu lassen. Mit zunehmender Dauer dieser Einheit wurden die gestellten Aufgaben besser und effektiver gemeistert. In der Rückmeldung zu dieser Einheit wurden seitens der Betreuer der Spaß und der Gewinn für die Gruppe besonders hervorgehoben.

In der verlängerten Einheit am späten Samstagnachmittag widmete sich die Gruppe einem sensibleren Thema, der Prävention von sexueller Gewalt in der Jugendarbeit. Stefan Ehrlich vom Projekt „prätect“ des Bayerischen Jugendrings stellte eingangs die Frage, ob die Thematik „(K)Ein Thema in der Jugendarbeit“ wäre. Mit Ehrlichs Ausführungen wurde deutlich, dass bei vielen Tätern oft die Bedürfnisse nach Macht und Unterdrückung im Vordergrund stehen. Die Sexualität sei eher als Medium beziehungsweise als Weg zu betrachten, eine solche Befriedigung zu erreichen. Wichtig für den Referenten war es auch, eine Sensibilität für diese Thematik bei den Betreuern zu entwickeln, da gut 50 Prozent der Fälle ohne oder nur mit „geringem“ Körperkontakt geschehen.

Obwohl rund zwei Drittel der bekannten Täter aus einem bekannten Umfeld stammen, gäbe es prinzipiell auch bei den Freizeitangeboten vom Kreisjugendring und der Kommunalen Jugendarbeit Gelegenheiten, die potentielle Täter für ihre Zwecke nutzen könnten, machte Ehrlich in seinen weiteren Ausführungen deutlich. Für die ehrenamtlichen Betreuer sei es wichtig, sich zum einen über die Problematik bewusst zu sein und zum anderen auf Symptome bei den Teilnehmern zu achten, die auf mögliche sexuelle Gewalt zurückführbar wären. Solche typischen Symptome können Verhaltensänderungen und weitergehend auch psychosomatische Erkrankungen, wie Schlafstörungen, Essstörungen oder Zwangshandlungen (Waschzwang) sein. Die praktischen Tipps und die Handlungsabfolge, die der Referent darstellte, soll den Betreuern Sicherheit im Umgang mit dieser Thematik geben.

In einem weiteren Schritt galt der Blick des Referenten und der beiden Veranstalter der Entwicklung gemeinsamer Regeln des Umgangs miteinander. Ausgangspunkt war zum einen der theoretische Input von Ehrlich und zum anderen die Frage, ab wann eine Freizeitmaßnahme als gelungen angesehen werden kann und das Ganze aus den Blickwinkeln der Teilnehmer, der Eltern und der Veranstalter. Gerade sensible Fragestellungen wie Pärchenbildung, Kuscheln, Knutschen, Massagen, Zimmerkontrolle oder Duschaufsicht führten zu einer äußerst lebhaften Diskussion im Plenum. Die Ergebnisse dieser Einheit sind ein weiterer Schritt in der Entwicklung des Verhaltenskodex für die Betreuer, die Stecher und Reichel auch in den kommenden Seminaren wieder aufgreifen wollen.

Um die Verpflegung kümmerte sich die Gruppe an diesem Wochenende selbst, somit auch um das Abendessen am Samstag. Dabei wurde in zwei Kleingruppen ein Drei-Gänge-Menü von den Teilnehmern gezaubert. In der extra dekorierten „Krailinger Stube“ schaffte die dritte Kleingruppe eine angenehme Atmosphäre, die das Abendessen noch besser schmecken ließ.

Auf die Unterstützung der Bereitschaftsjugend Regen um Monika Hof konnten die Veranstalter im Bereich der „Ersten Hilfe“ zurückgreifen. Hof nutzte den Sonntagvormittag mit ihren vier Ehrenamtlichen, um auf typische Verletzungen bei Freizeitmaßnahmen näher einzugehen. In Dreier-Gruppen absolvierten die Betreuer verschiedene Stationen, bei denen sie „Erste Hilfe“ in praktischer Form üben konnten. Dabei haben die Ehrenamtlichen der Bereitschaftsjugend auch immer wieder wichtige Hinweise im Umgang mit Verletzungen einfließen lassen. Wichtig war vor allem, dass sich bestimmte Sachen, zum Beispiel Notrufnummer oder Beatmungsrhythmus geändert haben.

Mit dem Abschluss des zweiten Betreuerseminars dürften die Ehrenamtlichen vom Kreisjugendring und der Kommunalen Jugendarbeit für die anstehenden Freizeiten das notwendige Hintergrundwissen und praktische Handlungspläne im Gepäck haben, um den Teilnehmern bei den anstehenden Freizeitmaßnahmen abwechslungsreiche und schöne Ferien zu bescheren.

Meldung vom: 20.01.2014