Betroffene Eltern und Schüler sollen zu Wort kommen

Regen. Im Dezember wird sich der Kreistag des Landkreises Regen erneut beschlussmäßig mit einem möglichen Bahnprobebetrieb zwischen Gotteszell und Viechtach befassen. Bis dahin sollen alle Fakten auf dem Tisch liegen, die zur Beschlussfassung benötigt werden. Hierzu gehören, neben den exakten Kosten für einen solchen Betrieb, vor allem Details zur notwendigen Umstellung des Schülerverkehrs und eine Berechnung der Kosten für ein Bussystem, das einer Stundenvertaktung nach Viechtach wie beim Bahn-Probebetrieb entspricht. „Das parteiübergreifende Ziel im Kreistag ist aus meiner Sicht klar: Eine spürbare Verbesserung des ÖPNV im Altlandkreis Viechtach, der gegenüber dem Altlandkreis Regen bislang deutlich zurückhängt“, macht Landrat Michael Adam deutlich. Ob dieses Ziel aber durch eine Kombination aus Bahn-Probebetrieb und ergänzendem Bussystem oder durch ein reines Bussystem erreicht werden solle, sei noch offen.

Derweil erregt das Thema Bahnstreckenreaktivierung weiter die Gemüter. Während die Bahnbefürworter davon überzeugt sind, dass die geforderten 1000 Fahrgastkilometer erreicht werden können, die Probleme mit dem Schülerverkehr lösbar sind, und so ein Bahnprobebetrieb erfolgreich verlaufen wird, melden sich immer mehr besorgte Eltern beim Landratsamt Regen zu Wort. Sie fordern einen Verzicht der Streckenreaktivierung, denn aus ihrer Sicht wird vor allem für die Schüler vieles schlechter. „Diese Sorgen müssen wir ernst nehmen“, sagt Landrat Michael Adam. Deswegen lädt er die betroffenen Eltern und natürlich auch die Schüler zu Informationsgesprächen in Viechtach, Teisnach und Ruhmannsfelden einladen.

„Ich denke, dass die Eltern zum einen noch mehr Informationen brauchen, und auch über positive Möglichkeiten, wie etwa den geplanten Stundentakt bis in die Abendstunden hinein unterrichtet werden müssen“, meint der Landrat. Er betont aber auch, dass „man nicht so tun darf, als dass alles für die Schüler besser wird. Klar ist vielmehr, dass zahlreiche Schüler auf dem Weg zur Bahn deutlich weitere Wege in Kauf nehmen müssten, als heute.“ Der Staat verpflichte den Landkreis dazu, das finanziell günstigste Verkehrsmittel zur Schule zu bezahlen. Die Erfahrung zeige, dass dies in der Regel nicht der Bus, sondern die Bahn sei. Dies würde für die Schüler dann aber bedeuten, dass sie, je nach Alter, zwei oder drei Kilometer Fußweg zum nächsten Bahnhof in Kauf nehmen müssten, für die es keinerlei Transportanspruch gibt. „Dies wird auch im Altlandkreis Regen so gehandhabt. Und dies haben meine Mitarbeiter und ich auch nie verheimlicht“, betont Adam. Deshalb habe er bereits Mitte Juli die Bürgermeister der Kommunen entlang der Bahnlinie zu einem Gespräch nach Patersdorf eingeladen. Dabei wurde konkret aufgezeigt, welche Auswirkungen ein Bahnprobebetrieb auf welche Schüler habe. „Und am Schluss habe ich die Bürgermeister darum gebeten, ein Votum in deren Kommunen herbeizuführen, ob vor diesem Hintergrund einem Probebetrieb zugestimmt wird“, erinnert der Landrat.

Mit Ausnahme der Stadt Viechtach hätten sich alle betroffenen Gemeinden gegen eine solche Schülerbeförderung ausgesprochen. Diese sei aber bei einem Probebetrieb zwingend. Härtefallregelungen im größeren Stil sehe das Gesetz ganz klar nicht vor. „Mehr noch: Ein Schriftverkehr von mir mit dem Innenministerium belegt ganz klar, dass der Landkreis hier nicht einfach Reststrecken als freiwillige Leistung bezahlen darf“, so Adam. Nach dem Gleichbehandlungsgrundsatz müssten derartige freiwillige Leistungen dann nämlich im ganzen Landkreis gewährt werden, was zu einer massiven Kostenexplosion und auch zu einer Schülerabwanderung in andere Landkreise führe.

Adam verweist aber auch auf Vorteile des Probebetriebs: „Die Schüler würden von uns ein Jahresticket bekommen, das heißt, dass sie die Bahn immer, auch am Abend und am Wochenende kostenfrei nutzen können.“ Dies sei mit zunehmendem Alter ein Vorteil, ein Vorteil, den er selbst erlebt habe. „Ich bin in Bodenmais aufgewachsen auch gut zwei Kilometer zum Bahnhof gegangen, um dann mit dem Zug nach Zwiesel ins Gymnasium zu fahren“, berichtet Adam. Als Kind habe ihn das „genervt“, als Teenager habe es ihm hingegen „zusätzliche Freiheit“ verschafft. Diese Vor- und Nachteile gelte es abzuwiegen. Denn klar ist, dass man derartige Fußwege im Altlandkreis Viechtach durch das heute vorhandene Schulbusnetz nicht mehr gewohnt sei.

„Auch wenn am Ende die Politik, sprich der Kreistag, über den Probebetrieb entscheidet, sehe ich es als unsere Pflicht an, dass wir die Betroffenen umfänglich informieren und sie dann auch zu Wort kommen lassen“, betont der Landrat und deswegen habe er sich entschlossen, dass er zu den Schüler- und Elternabenden einladen werde.
Mit vor Ort werden auch die zuständigen Mitarbeiter aus dem Landratsamt sein. Jana Graßl wird den Betroffenen die Situation detailliert erklären und sie darüber informieren, wie ihr Kind im Falle eines Probebetriebs zum Zug kommen würde. „Mir ist es wichtig, dass wir miteinander sprechen“, sagt Adam und deswegen hoffe er auf eine rege Beteiligung und auch auf eine Diskussion.

Die Elternabende finden, jeweils um 19.30 Uhr, am Montag, 17. November, in Viechtach (Altes Rathaus), am Montag, 1. Dezember, Teisnach (Technologie Campus) und am Dienstag, 2. Dezember, in Ruhmannsfelden (Gasthaus Segl) statt.

Meldung vom: 03.11.2014