Blühflächen für die wilden Hühner

 - Artenvielfalt in der Blühfläche (v.li.): Bürgermeister Walter Nirschl, Jagdpächter Manfred Seidl, Stellvertretender LR Helmut Plenk, Diana und Jürgen Port, Manfred Hofmeister, Christian Rankl, Rosemarie Wagenstaller und Bauern-Kreisobmann Roland Graf. Foto: Landratsamt RegenLebensraumgestaltung im Gemeinschaftsjagdrevier Hochdorf II soll dem Niederwild auf die Sprünge helfen

Bischofsmais. Im Gemeinschaftsjagdrevier Hochdorf II hat der zuständige Jagdpächter Manfred Seidl zusammen mit mehreren Jagdgenossen drei Blühflächen mit einer Fläche von rund zwei Tagwerk angelegt. Vorrangiges Ziel des Vorhabens ist für Manfred Seidl als aktives Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft für Wald- und Feldhühner die Förderung von Feldhühnern, wie das bedrohte Rebhuhn und den Fasan. Daneben profitieren aber auch viele andere Tierarten von der Lebendraumgestaltung im Jagdrevier Hochdorf II.

Im Rahmen einer Besichtigung durch Behördenvertreter zusammen mit den vor Ort Beteiligten konnte festgestellt werden, dass Rehe, Hasen und Fasane schon in die neu geschaffenen Habitate eingezogen sind. Umgedrückte Halme innerhalb der Blühflächen verraten ihre Anwesenheit. Zudem wurden dort bereits Fasane und ein Rebhuhnpaar ausgewildert.

Bürgermeister Walter Nirschl, der das Gebiet seit seiner Kindheit kennt, kann sich noch gut an die zahlreichen Rebhuhnketten erinnern, die er bei seinen ausgedehnten Streifzügen in die Natur dort beobachten konnte. Aber auch Feldlerchen und andere Bodenbrüter fühlten sich in der Gemengelage aus kleinparzellierten Feldern und Wiesen wohl. Wechselnde Fruchtfolgen sorgten für eine nachhaltige Landnutzung. Die Felder in diesem Bereich sind mittlerweile jedoch verschwunden oder durch intensive bewirtschaftete Maisäcker ersetzt. Es besteht zudem ein Grünlandumbruchverbot für die Landwirte, so dass es nicht einfach war und einen langen Atem benötigte, bis die Wildlebensraumgestaltungsmaßnahmen mit behördlichem Segen umgesetzt werden konnten. Roland Graf, Kreisobmann im Bayerischen Bauernverband im Landkreis Regen, hat das Projekt ebenso wie die untere Jagd- und Naturschutzbehörde mit Rat und Tat unterstützt. Die extensive Ackernutzung für Feldbrüter und Ackerwildkräuter ohne Düngung und Spritzmitteleinsatz wird fünf Jahre lang durch das Bayerische Vertragsnaturschutzprogramm finanziell unterstützt.

Eine wichtige Ursache für den Rückgang der Rebhühner ist die erhöhte Kükensterblichkeit, die sich seit den 1930er Jahren von rund 50 Prozent auf zirka 70 Prozent erhöht hat. Großräumige Untersuchungen zeigen den Zusammenhang zwischen dem Rückgang der Rebhühner auf Grund der Abnahme der Insekten (Kükennahrung), da die Insektendichte von der Artenzahl und Häufigkeit der in der Kultur vorhandenen Wildpflanzen abhängt. Auf vielen Flächen der heutigen Kulturlandschaft sind die Küken nicht mehr in der Lage, den Tagesbedarf an Insekten in der zur Verfügung stehenden Zeit zu finden.

Innerhalb der farbenfrohen Blühflächen finden sich jetzt wieder zahlreiche Insekten: Wespen, Schmetterlinge, Käfer, Wanzen, Fliegen, Spinnen und viele andere Kriechtiere mehr, die als Kükennahrung geeignet sind. Das Farbenspiel der blühenden Pflanzen wird unter anderem geprägt von Sonnenblume, Buchweizen, Kornblume, Rainfarn, Kleearten, Senf, Ölrettich, Mariendistel und wilder Möhre.

Der Stellvertretende Landrat Helmut Plenk war beeindruckt von der Arten- und Farbenvielfalt und bedankte sich vor allem bei den Akteuren vor Ort, dem Jagdpächter Manfred Seidl sowie den Jagdgenossen Christian Rankl sowie Diana und Jürgen Port für die gelungene Lebensraumgestaltung, die nur in vertrauensvoller Zusammenarbeit möglich war. Bürgermeister Nirschl stellte heraus, dass ihn dieses beispielgebende Pilotprojekt in seiner Heimatgemeinde und seinem früheren „Streifgebiet“ besonders freue und schloss sich dem Dank des stellvertretenden Landrats an.

Meldung vom: 31.08.2016