Die Entwicklung des Schwarzwildbestandes bereitet dem Jagdbeirat im Landkreis Regen Sorge

 -  Jagdbeirat Josef Pletl als Vertreter der Landwirtschaft, Jagdbeirat Alois Koller als Vertreter der Jagdgenossenschaften, Jagdberater Sepp Miedl, Roland Graf als künftiger Schwarzwildbeauftragter der Grundeigentümer. Foto: Landratsamt RegenWildschweine richten weiter große Schäden an

Regen. Aufgrund der bisher bei der Unteren Jagdbehörde im Landratsamt Regen als radio-cäsium belastet gemeldeten Schwarzwildabschüsse von rund 200 Stück (Stand Dezember 2013) muss mit einer weiter ungebrochenen hohen Bestandsentwicklung beim Schwarzwild gerechnet werden. Diese Abschusszahl würde jedoch bis zum Ende des Jagdjahres, am 31. März, noch deutlich ansteigen. Dann müssen auch noch die unbelasteten Stücke (Aufschlag von 30 Prozent) dazugerechnet werden, die erst im April über die Streckenliste gemeldet werden. Diese Entwicklung wurde anlässlich einer Sitzung des Jagdbeirates Ende Dezember 2013 im Burghotel Weißenstein vom Jagdsachbearbeiter Manfred Hofmeister den Jagdbeiräten bekannt gegeben.

Die bisherige Populationsentwicklung (abgeleitet aus den Abschusszahlen) im Landkreis Regen beginnend mit einem Stück im Jagdjahr 1972/1973 gefolgt von einem Anstieg auf rund 150 Stück in den Neunziger-Jahren bis zur Höchstmarke von 480 Stück Schwarzwild im Jagdjahr 2012/2013 muss nach Auffassung der Jagdbeiräte unbedingt abgebremst werden. Insbesondere im Altlandkreis Viechtach ist das Schwarzwild verstärkt auf dem Vormarsch, während im Altlandkreis Regen eine Stagnation festzustellen ist. Auch der bisher milde schneearme Winter kommt den Sauen zugute, da dadurch die Schwarzwildjagd weniger erfolgreich ist.  

Eine weitere Häufung der Wildschadensersatzverfahren, darüber war man sich einig, würde die bisherige reibungslose Zusammenarbeit zwischen den Jagdgenossenschaften und den Jagdpächtern zunehmend gefährden. Insbesondere kann die Frage der Übernahme der Wildschadensersatzpflicht bei künftigen Jagdvergaben unter Umständen einer Verpachtung an örtliche Jäger im Wege stehen. Als wesentliches Kriterium für die Schwarzwildvermehrung wird neben milden Wintern und häufigerer Mast bei Eiche und Buche etc. auch der Futtereintrag über die Jagd zum Anlocken von Schwarzwild vor einen Hochsitz beziehungsweise im Rahmen einer Ablenkfütterung zur Wildschadensvermeidung gesehen.

Bei der Reduktion der Kraftfuttermenge kann man ohne viel Aufwand viel bewirken, denn trotz der Ausdauer vieler fleißiger Saujäger beim Ansitz wird erst mal viel Mais weggefressen, bis schließlich bei ausreichendem Mondlicht ein Abschuss gelingt. Deshalb sollte künftig insbesondere Mais deutlich sparsamer über sogenannte „Saukreisel“ (eine mit Mais gefüllte Kunststofftonne mit Löchern, die am Boden oder an einem Baum angekettet ist) angeboten werden, wobei das Getreide bei Bewegung der Tonne nur „Korn für Korn“ freigegeben wird.

Die Jagdgenossen sollten daher im eigenen Interesse die Jäger darauf ansprechen, wenn auf ihren Grundflächen Mais eimerweise und vor allem unverdeckt oder über große Futterautomaten ausgebracht werden sollte. Das Kraftfutter beeinflusst einerseits die Fruchtbarkeit der Bachen und kann andererseits zum Entstehen von Wildschäden beitragen. Sauen brauchen nach einer ausgiebigen Maismahlzeit zur Verdauung tierisches Eiweiß und brechen auf der Suche nach Würmern oder Mäusen dann verstärkt die Wiesen um.

Roland Graf ist in seiner Funktion als Obmann des Bayerischen Bauernverbandes im Landkreis Regen im letzten Jahr vermehrt mit Beschwerden über Wildschäden durch Schwarzwild konfrontiert worden und möchte sich als Vertreter seines Berufsstandes bei notwendigen Anpassungen im jagdlichen Umgang mit Schwarzwild aktiv stärker einbringen. Nachdem das Schwarzwildmanagement bisher weitgehend der Jägerschaft frei überlassen worden ist, sollen nun verstärkt auch die Interessen der Grundeigentümer bei der regionalen jagdpolitischen Diskussion der Schwarzwildbewirtschaftung oder bei offiziellen Sitzungen zum Beispiel von Schwarz­wildarbeitsgemeinschaften und Workshops zum Thema Schwarzwild Eingang finden.
Mit der Benennung von Roland Graf zum Schwarzwildbeauftragten der Grundeigentümer, sollen die Probleme mit Schwarzwild gezielt auch aus der Warte der Landwirte angesprochen werden und Gewicht bekommen.

Einig sind sich alle Verantwortlichen darüber, dass nur wenn es gelingt, ein weiteres massives Anwachsen des Schwarzwildbestandes im Landkreis Regen mit vereinten Kräften zu verhindern, können in der Folge auch die Wildschäden in der Landwirtschaft auf ein erträgliches Maß zurückgeführt werden und die Jagdreviere weiter zu fairen Bedingungen für beide Vertragsparteien verpachtet werden.

Meldung vom: 09.01.2014