Ein kleines ArberLand in Berlin

 - So schön sind die ersten neuen Häuser in der Zwieseler Straße in Berlin, Foto: ToepferIn der Bundeshauptstadt werden zahlreiche Straßen nach Bayerwaldgemeinden benannt
Regen. Die Bundeshauptstadt Berlin entwickelt und verändert sich in einem rasanten Tempo. 24 Jahre nach der Wiedervereinigung ist die einst geteilte Stadt zusammengewachsen und für Ortsfremde ist die einstige Teilung nur noch an wenigen Punkten erkennbar. Berlin und der Landkreis Regen, das touristische ArberLand, haben seit jeher enge Beziehungen zueinander. So gibt es bereits seit Jahrzehnten eine Zwieseler Straße, eine Arberstraße und einen Bodenmaiser Weg in Berlin, nun sollen acht weitere Straßen hinzukommen, so dass in der deutschen Hauptstadt ein kleines ArberLand entsteht.

„Ich beschäftige mich und seit Jahren mit der Um-, Rück und Neubenennung von Straßen“, sagt Günter F. Toepfer, Mitglied des Abgeordnetenhauses a.D. Er war als aktiver Abgeordneter für die Umbenennung von Straßen zuständig und auch heute liegt im das Thema sehr am Herzen. Über Jahre hinweg hat er sich für die Straßenbenennung nach Bayerwaldorten eingesetzt. Nachdem derzeit ein neues Baugebiet bei der Zwieseler Straße entsteht und auch dort Straßen neu benannt werden sollen, habe sich die Gelegenheit zur passenden Namensgebung ergeben. So wird es neben den bereits drei vorhandenen Bayerwaldstraßen bald auch eine Regener Straße geben. Hinzu kommen Straßen, die nach Viechtach, Eisenstein, Rinchnach und Teisnach benannt sind. „Die sind bereits im Amtsblatt veröffentlicht und somit auch beschlossen“, weiß Toepfer. Damit wird aber nicht Schluss sein, kürzlich wurden drei weitere Straßennamen beschlossen: Es wird eine Kirchdorfer, eine Frauenauer und eine Patersdorfer Straße geben. „Wir bekommen ein ArberLand in Berlin“, freut sich auch Landrat Michael Adam.

Die Stadt Berlin hat nun den Landrat und die Bürgermeister dazu eingeladen, dass man die Benennung gemeinsam feiern könnte. „Gerne werden wir in die Bundeshauptstadt kommen“, sagt Adam und auch die meisten betroffenen Bürgermeister haben sofort zugesagt nach Berlin zu reisen. Dort wollen sie gemeinsam mit der Bevölkerung das kleine ArberLand feiern. Darüber freut sich auch der Initiator Toepfer: „Ein berlinerisch-bayerischer Tag wäre eine schöne Bestätigung der Arbeit.“

„Wenn wir nach Berlin in den ‚kleinen‘ Landkreis Regen reisen, dann reisen wir auch an einen geschichtsträchtigen Ort“, weiß Landrat Adam. Ausgangspunkt zur Namensgebung war indes die Zwieseler Straße. Dass dort deutsche Geschichte geschrieben wurde, wissen die wenigsten Bayerwäldler. In der Zwieseler Straße steht die Festungspionierschule, hier wurden bis zum Weltkriegsende tausende von Offizieren und Unteroffizieren des Heeres und der Marine unterrichtet. Hier bezog die Sowjetarmee ihr erstes Quartier und hier wurde der zweite Weltkrieg offiziell beendet. Am 8. und 9. Mai wurde im 200 Quadratmeter großen Speisesaal des Kasinos von Generalfeldmarschall Keitel, Generaladmiral von Friedeburg und Generaloberst Stumpf die bedingungslose Kapitulation ratifiziert. Hier bekam auch die erste Regierung der DDR ihre staatliche Vollmacht. Derzeit wird die Kaserne in Wohnpark umgebaut.

Überhaupt sollen im neuen Baugebiet  hauptsächlich Reihenhäuser und Eigentumswohnungen entstehen, weiß Toepfer zu berichten. „Es wird eine gute, bürgerliche Wohngegend werden“, so Toepfer weiter. Auch dies würde sicherlich zum „bodenständigen“ Bayerischen Wald passen. Zumal viele Berliner mindestens einmal im Bayerischen Wald auf Urlaub waren. „Für uns ist die Namensgebung natürlich zugleich eine kleine touristische Werbung. Vielleicht machen die Bewohner einmal Urlaub in den namensgebenden Gemeinden“, meint Landrat Adam. Schön wäre es auch Adams und auch Toepfers Sicht, wenn sich die Menschen aus Berlin und aus dem Landkreis Regen kennen lernen würden.

Meldung vom: 08.01.2015