Erhöhte Werte auch 28 Jahre nach Tschernobyl

 - Maronenröhrlinge, Foto: Landkreis Regen/Langer

Regen.  Als vor 28 Jahren der Atomreaktor in Tschernobyl explodierte, war schnell klar, dass nicht nur die Region um den Atommeiler mit radioaktiver Strahlung verseucht wurde. Auch im Bayerischen Wald kam es dazu, dass in einigen Gebieten erhöhte Strahlenmesswerte vorlagen. Durch Regen gelangte die Radioaktivität in den Boden. Schon damals warnten die Experten, dass die hohen Halbwertszeiten dazu führten, dass man noch Generationen später die Nahrungsmittel auf Strahlung kontrollieren sollte. Im Jahr 2014 führte deshalb das zuständige Veterinäramt mehrere Untersuchungen von relevanten Lebensmitteln auf radioaktive Belastung durch. Die Untersuchungen sind teilweise vorgegeben oder es handelt sich um Proben, die Bürger zur Untersuchung abgegeben haben. Das Ergebnis überrascht die Experten nicht, es sollte aber den Bürgern bekannt sein. „In drei von 41 untersuchten Proben haben wir Grenzwertüberschreitungen festgestellt“, sagt Dr. Stefan Wechsler, der Leiter der Lebensmittelüberwachung.

Demnach wurde in zwei Pilzproben und einer Haarwildprobe eine Überschreitung der geltenden Grenzwerte festgestellt. 38 Proben blieben unter den Grenzwerten, nahezu unbelastet waren aber nur die wenigsten. „Bei den Pilzen haben nach wie vor, vor allem die Maronenröhrlinge erhöhte Werte“, weiß der Veterinär, aber auch in anderen Pilzen würden erhöhte Werte gemessen. Das Ergebnis ist nicht überraschend. Es gelte daher weiterhin der Rat, zur Risikominimierung nur ab und zu möglicherweise belastete Waldpilzarten zu verzehren oder bei Zugehörigkeit zu einer Risikogruppe (Schwangere, Kinder) eventuell ganz darauf zu verzichten.

Überraschend war 2014 eine Überschreitung des Grenzwertes bei Fleisch von Rehwild, denn üblicherweise ist hier das Schwarzwild auffällig. Betrachtet man die für die Bürger zugänglichen Messdaten des Bayerischen Landesamtes für Umwelt zur Überwachung der allgemeinen Umweltradioaktivität (www.lfu.bayern.de/strahlung/), in die auch die Messungen aus dem Landkreis Regen einfließen, so ist erkennbar, dass Grenzwertüberschreitungen bei Rehwild in Bayern ein sehr seltenes Ereignis sind und bei Rotwild in den letzten Jahren nichts festzustellen war.

„Kontrollen bei Schwarzwild sind bei den Jägern längst Alltag“, sagt Manfred Hofmeister. Er ist im Landratsamt Regen für die Jägerschaft zuständig. Hofmeister berichtet davon, dass es sich die Jäger zur Pflicht gemacht haben geschossenes Schwarzwild, also Wildschweine, nach dem Schuss zu messen. Dabei stelle man im Landkreis Regen fest, dass über 60 Prozent der erlegten Wildschweine „verstrahlt“ sind, also zu hohe Werte vorliegen. „Das Fleisch kommt natürlich nicht in den Verkehr, auch die Jäger essen das Tier nicht, es wird in der Tierkörperbeseitigung entsorgt“, weiß Hofmeister. Ein großer Schaden entsteht den Jägern hier nicht. Im Gegenteil: Phasenweise lag der Betrag, den die Jäger als staatliche Entschädigung bekamen, über dem Verkaufswert einer geschossenen Sau. So entsteht den Jägern kein Schaden und so könne man sich sicher sein, dass die Jäger erlegtes Schwarzwild untersuchen lassen. Bei Rotwild habe man bisher nur in Stichproben untersucht und bisher habe es keine Grenzwertüberschreitungen gegeben. Deswegen werde man hier – zumindest vorerst – nicht von der bisherigen Praxis abweichen. Sollten aber weitere positive Stichproben auftauchen, dann werde man schnell handeln, versichert Hofmeister. „Die Jäger wollen das geschossene Tier doch auch selbst essen und keiner von uns will sich oder andere einer Gefahr aussetzen“, betont der Jagdsachbearbeiter.

Manfred Hofmeister und Dr. Stefan Wechsler arbeiten hier eng zusammen. Denn beide verfolgen das Ziel, dass nur unbelastete Lebensmittel auf den Tisch der Bürger kommen. So werden sie auch in den kommenden Jahren Wild, Pflanzen und Schwammerl auf erhöhte Strahlung untersuchen lassen.

Meldung vom: 20.11.2014