Prof. Dr. Erath: „Stabile Bindung ist Grundvoraussetzung“
Regen: Die Fachtagung am 28.02.2012 am Landratsamt Regen stand ganz im Zeichen der Betreuungsangebote für die unter Dreijährigen. Ab August 2013 tritt der Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz oder Kindertagespflegeplatz für Kinder ab Vollendung des 1. Lebensjahres in Kraft. Nach dem rasanten quantitativen Ausbau in den letzten Jahren steht nun die qualitative Entwicklung im Fokus.
Landrat Michael Adam eröffnete die Fachtagung und stellte die enorme Bedeutsamkeit der bedarfsgerechten Betreuungsangebote heraus. Mit den vielfältigen Lebensentwürfen von Familien, den gesellschaftlichen Veränderungen und Bedingungen der Arbeitswelt werden hohe Anforderungen an die Kommunen gestellt. Für mindestens ein Drittel der Kinder unter drei Jahren sollen ab Eintritt des Rechtsanspruchs qualitativ hochwertige Betreuungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Der Landkreis wird diese Entwicklung mit all seinen Möglichkeiten unterstützen, sicherte Landrat Adam den teilnehmenden Kommunen, Trägern, Pädagogen und Betrieben zu.
Laut Kreisjugendamtsleiter Martin Hackl sind seit Beginn des Investitionsprogrammes Kinder-betreuungsfinanzierung 2008 in den insgesamt 24 Kommunen bereits 16 Krippengruppen ent-standen, für dieses Jahr sind weitere fünf geplant. Mehr als 50 Kindertagespflegestellen gibt es derzeit im Landkreis, darunter zwei Großtagespflegestellen (GTP), von denen 3-4 weitere folgen sollen. Insgesamt wurden bisher etwa 100 Krippenpädagogen und Tagespflegepersonen in Kooperation mit der vhs Regen qualifiziert. Weitere Lehrgänge sind bereits in Planung. Werden die angedachten Projekte alle umgesetzt, so wird laut Hackl der Landkreis die gesetzliche Zielvorgabe (Betreuungsplätze für ein Drittel der unter Dreijährigen = 550 Plätze) bis 2013 locker erreichen.
Um qualitative Aspekte der Bildungs- und Betreuungsangebote ging es in dem Vortrag von Hauptreferent Prof. Dr. Erath von der katholischen Universität Eichstätt. Er betonte, dass trotz rückläufiger Geburtenzahlen weiterhin eine große Dynamik im Ausbau der Betreuungsangebote zu beobachten sein wird und damit einhergehend ein hoher qualitativer Anspruch an die Pädagogen und Tagespflegepersonen besteht. Er stellte heraus, dass personalpolitische Entscheidungen und strukturelle Planungen von großer Bedeutung sind. Es gehe aber auch um moralische Veränderungs-prozesse: Eltern entscheiden heute in Deutschland selbst, wann und wohin sie ihr Kind in Betreuung geben. Die Wünsche und Bedürfnisse der Eltern sind wertfrei von der Gesellschaft zu respektieren. In anderen Ländern, z.B. in Frankreich und Dänemark sei das seit vielen Jahrzehnten selbstverständlich.
Nach dem wissenschaftlichen Vortrag folgte Architekt Robert Brunner mit einer bilderreichen Präsentation über bisher errichtete Neu- und Umbauten von Kindertageseinrichtungen im Landkreis. Brunner erläuterte gleichzeitig die Investitionskosten, welche dank des staatlichen Förderprogramms für die Kommunen minimal ausfielen, da die Zuschüsse der Baukosten bis zu 90% und die Innenausstattung zu 100% finanziert wurden. Bis Ende April diesen Jahres können Kommunen noch Bauanträge bei der Regierung von Niederbayern einreichen, sollten sich aber auf jeden Fall vorher vom Kreisjugendamt beraten lassen (Dr. Grotz, Pinter: 09921-601-144 oder -154) .
Den Abschluss bildeten zwei Beispiele aus der Praxis: Die Kinderkrippengruppe Teisnach (Leitung: Luise Seitz) zeigte mit einer beeindruckenden Fotoshow die Vielfalt der pädagogischen Möglichkeiten für Kinder unter 3 Jahren in dieser Einrichtung. Frau Alexandra Reif, Leitung der Kindergroßtages-pflegestelle KIT-Regen, stellte in ihrem Vortrag diese familienähnliche Form der Betreuung vor. Sie erläuterte dem Publikum den Unterschied einer GTP zu einer „normalen“ Kinderkrippe bzw. – tagesstätte und veranschaulichte den täglichen Ablauf in der KIT anhand vieler Fotos. Interessenten konnten im Anschluss an die Veranstaltung die Kindergroßtagespflegestelle besichtigen.