Hilfe für die Flussperlmuschel am Wolfertsrieder Bach

 - Lieselotte Bielmeier (v.li.), Kerstin Schecher (beide Landratsamt Regen) und Planerin Sarah Höfler informierten über die geplanten Baumaßnahmen. Foto: Langer/Landkreis RegenLandkreis Regen informierte über die geplanten Renaturierungsmaßnahmen

Achslach. Die Flussperlmuschel war einst in vielen Bächen und Flüssen im Bayerischen Wald beheimatet. Heute gibt es nur noch wenige Orte an denen die Muschel zu finden ist. „An einigen Stellen am Wolfertsrieder Bach gibt es noch ein Vorkommen“, sagt Lieselotte Bielmeier, Sachgebietsleiterin des Umweltamtes am Landratsamt Regen. Damit die Muschel auch künftig an dem Bach im Gemeindegebiet Achslach eine Zukunft hat, wollen Landratsamt und Gemeinde dort dem Muschelbestand durch Renaturierungsmaßnahmen auf die Beine helfen. Neben den verschiedenen Maßnahmen des ArKoNaVera-Projektes, wie die Nachzucht von Jungmuscheln, soll die Renaturierung des Baches zu einer Verbesserung des Lebensraumes der Flussperlmuschel führen. Über das Projekt und seine Auswirkungen informierten Landratsamt und Projektbetreuer nun die Anlieger.

„Alle geplanten Baumaßnahmen finden auf Gemeindeeigentum statt“, erklärte Bielmeier einleitend, dennoch wolle man die Anlieger informieren. „Der Wolfertsrieder Bach ist der einzige Bach mit einem nennenswerten Vorkommen im Landkreis Regen“, erläuterte die Sachgebietsleiterin einleitend. Doch die Bestände seien nur noch Altbestände. Nachwuchs könne man keinen mehr verzeichnen, dies sei durch den Zustand des Baches erklärbar, „deswegen wollen wir den Bach renaturieren.“.

Über die im Winter 2017/18 geplanten Baumaßnahmen informierte Sarah Höfler vom zuständigen Planungsbüro. Ziel der geplanten baulichen Veränderungen sei es, dass der begradigte Bach wieder durch das Tal mäandert. Dadurch könne man die Sedimentfracht vermindern, denn derzeit verhindere das viele Sediment das Überleben der Jungmuscheln. Ganz nebenbei werde zudem die Wasserqualität deutlich verbessert. Für die Berechnungen des Neulaufs habe man sich die Frage gestellt: „Wie war es früher? Wie hat es ausgesehen?“ Für die Planungen komme modernste Technik zum Einsatz, so die Planerin weiter. „Es gibt fünf Planungsbereiche“, sagte Höfler, die sich auf insgesamt 1,5 Kilometern Gesamtstrecke verteilen. Bei Hochwasser gebe es genügend Überlaufflächen, so dass es auf keinen Fall zu einer Verschlechterung des Ist-Zustandes kommen kann. Auch die Drainagen aus den Anliegergrundstücken sollen nicht beeinträchtigt werden. „Sie müssen nach dem Bau weiterhin voll funktionsfähig sein“, erklärt Höfler zu den Vorgaben. Der Auftrag  besage, dass es „keine negativen Auswirkungen für die Anlieger geben darf.“

Nach Höfler hatte Dr. Marco Denic das Wort. Er betreut als Biologe das ArKoNaVera-Projekt, das der Landkreis Regen in Kooperation mit den Landkreisen Freyung-Grafenau und Passau sowie der Stadt Passau betreibt. Unterstützt wird es durch das Bundesprogramm Biologische Vielfalt, so können sich die Beteiligten über Zuschüsse in der Höhe von 90 Prozent freuen. „Die Flussperlmuschel ist die sensibelste Art im Gewässer, sie ist ein Indikator der Wasserqualität“, sagte Denic. Insofern würde das Projekt auch Rückschlüsse auf die gesamte Wasserqualität im Wolfertsrieder Bach liefern. In den vergangenen Jahren habe man keinen Muschelnachwuchs mehr finden können. „Es gibt eine Überalterung der Bestände, die meisten Muscheln sind 50, 60 Jahre alt“, stellt der Biologe fest. Das Positive sei: „Es gibt die Muschel noch.“

Damit die Muschel wieder eine Zukunft hat, soll nach den Baumaßnahmen der Flussperlmuschelbestand über die aus der Nachzucht stammenden Jungmuscheln wieder gestützt werden. Dazu wurden unter anderem bereits Bachforellen in der Fischzuchtanlage des Bezirksfischereivereins Viechtach mit Glochidien, also Muschelnachwuchs, infiziert. Die Forellen wurden dann in die Muschelzuchtanlage im Landkreis Passau verbracht, dort wachsen die Glochidien in den Kiemen der Forellen heran. Dort fallen sie später ab um sich im Kies zu vergraben und dort weiter heranzuwachsen. Nach sechs Jahren seien die Muscheln so groß, dass sie im Wolfertsrieder Bach ausgebracht werden können. Ziel ist es, dass sie sich dort wieder ohne Hilfe vermehren. Damit dies möglich ist, muss der Bach baulich so verändert werden, dass neue Kiesbänke entstehen und die bestehenden nicht von Sediment überlagert werden. Genau dies wäre das Ziel der geplanten Maßnahmen, der bisher mitgeführte Sand, das Sediment, soll sich an bestimmten Stellen absetzen und zugleich bei Hochwasser ausgeschwemmt werden, erklärte hier die Planungsexpertin Höfler.

Nach der Vorstellung des Projektes hatten die zahlreichen Anlieger das Wort. Bürgermeisterin Gabriele Wittenzellner stellte eingangs der Diskussion fest, dass die Kommune das Projekt unterstützt, weil auf die Gemeinde keine Kosten zukommen und, weil das Projekt zur Verbesserung der Wasserqualität beitrage. Im Gespräch wurde hier noch einmal nachgehakt, die Anlieger wollten wissen, wer die Folgekosten trägt. Bielmeier erklärte, dass hier Fördermittel  aus dem Umweltministerium zur Verfügung stünden. Höfler erläuterte zudem, dass man nicht unbedingt mit Folgearbeiten rechnen müsse. Ihrer Meinung nach könne man den Bach auch sich selbst überlassen, ohne negative Folgen für die Anlieger. Diskutiert wurde über den Ankauf weiterer Flächen und den Sinn oder Unsinn von Schutzmaßnahmen und mögliche negative Auswirkungen für die Anlieger. Hierzu betonten Bielmeier und ihre Kollegin Kerstin Schecher mehrfach, dass man nichts plane, was den Anliegern zum Schaden gereiche. In den kommenden Wochen würden zudem alle Anlieger im Rahmen des Wasserrechtsverfahrens angeschrieben und zu den geplanten Maßnahmen angehört sowie auf die Möglichkeit der Einsichtnahme in die Pläne beim Landratsamt Regen hingewiesen. Hier könnten sie auch Anregungen und Korrekturwünsche vorbringen, denn letztendlich müssten die Baumaßnahmen noch genehmigt werden.

Meldung ovm 07.02.2017

 

Meldung vom: 07.06.2017