Landrat Michael Adam tauscht sich mit Ivo Grüner, dem mit stellvertretenden Bezirkshauptmann Pilsen, aus

 - Gesprächsrunde mit Landrat Michael Adam, stellvertr. Bezirkshauptmann Ivo Grüner, Dolmetscherin Simona Fink, Sarka Kuthanova, Herbert Unnasch und dem stellvertretenden Landrat Willi Killinger. Foto: Langer/Landkreis Regen

Regen. „Probleme? Die gibt es allenfalls in Prag, München oder Berlin“, stellten Landrat Michael Adam und der stellvertretende tschechische Bezirkshauptmann Ivo Grüner mit Blick auf die grenzüberschreitende Zusammenarbeit fest. Der Landkreis Regen und der Bezirk Pilsen arbeiten seit Jahren vertrauensvoll zusammen, betonen die beiden Politiker, die sich aus vielen Treffen und gemeinsamen Terminen mittlerweile auch gut kennen.

„Ich habe Ivo Grüner als vertrauensvollen und ehrlichen Gesprächspartner kennen und schätzen gelernt“, sagt Adam und so lege er mittlerweile großen Wert auf einen regelmäßigen Erfahrungs- und Gedankenaustausch. „Wir haben vor allem im direkten Grenzgebiet die gleichen Probleme und wir haben beide die Hoffnung, dass wir gemeinsam zumindest einen Teil der Probleme lösen können“ , meint der Landrat. Deswegen habe er sich, zusammen mit seinem Stellvertreter Willi Killinger und mit Herbert Unnasch, dem Geschäftsführer der ARBERLAND REGio GmbH, zu einem Abendessen in Bodenmais verabredet.

Zuvor war Grüner in der Volkshochschule in Regen bei der ARBERLAND REGio GmbH zu Gast. „Wir haben dabei über eine weitere Zusammenarbeit gesprochen“, sagt Unnasch und zählt einige Probleme auf, die man vielleicht gemeinsam lösen kann. Beide Seiten hätten beispielsweise Probleme, einen grenzübergreifend vernetzten ÖPNV aufzubauen. So waren sie sich dabei einig, dass Buslinien nicht an der Grenze ein Ende finden müssen. Auch die Züge sollten über die Grenze hinaus verkehren. So gebe es sicherlich viele Menschen aus Zelezna Ruda (Böhmisch Eisenstein) die gerne in Zwiesel oder Regen einkaufen würden. Andererseits werde es auch Bürger aus Bayerisch Eisenstein geben, die einmal gerne in Klatovy (Klattau) oder Pilsen einkaufen würden. Nun gelte es Möglichkeiten der Zusammenarbeit in diesen Bereich auszuloten und nach Möglichkeit auch Fördermittel zu gewinnen.

Ein weiteres Thema ist ein grenzüberschreitender Rettungsdienst. „Das ist ein Thema, das uns schon lange unter den Fingernägeln brennt“, sagen Grüner und Adam unisono. Denn in einigen grenznahen Regionen in Tschechien würde man sich wünschen, wenn der deutsche Sanka, der deutsche Arzt oder auch die deutsche Feuerwehr im Rettungseinsatz kommen würde. Denn Hilfe aus Bayerisch Eisenstein oder Zwiesel sei hier schneller vor Ort als aus Klatovy oder anderen tschechischen Orten. „In einigen Landkreisorten ist es genau anders rum“, so weiß Adam, dass einige Gemeindegebiete von Drachselsried oder Arnbruck an manchen Tagen schneller von Tschechien aus erreichbar wären. Vor allem dann, wenn der dortige Notarzt bereits einen anderen Einsatz hat. „Hier geht es um Menschenleben, hier muss man schnell eingreifen können, egal, ob dies die deutsche oder tschechische Krankenversicherung bezahlt und egal, aus welchem Land die Hilfe kommt“, meint Adam. Und nachdem Grüner dies genauso sieht, werden die beiden nun ihre Länder dazu auffordern, diese Hilfsmöglichkeiten in einem Staatsvertrag zu besiegeln. Vorher könne man keine lokalen Verträge schließen, da diese dann internationalen Recht widersprechen würden.

Ivo Grüner hatte zudem noch eine besondere Einladung für den Landkreis Regen. Er lud den Landkreis ein sich in der europäischen Kulturhauptstadt 2015, in Pilsen, im Jahr 2015 mit einem Event zu präsentieren. Grüner wünschte sich dabei einen wirklichen Austausch der Menschen. Er zeigte sich davon überzeugt, dass die Region weiter zusammenwachsen müsse und dies funktioniere nur, wenn die Menschen einander kennenlernen. Deswegen werde er sich in Tschechien auch dafür starkmachen, dass in den Schulen weiter Deutschunterricht nicht nur angeboten, sondern bei den Schülern auch aktiv beworben werde.

So wurden zahlreiche weitere Themen besprochen und die Runde um Landrat Adam, seinem Stellvertreter Willi Killinger, Herbert Unnasch und Ivo Grüner war sich dabei einig, dass man möglichst viele partnerschaftliche Projekte angehen will, nicht nur um der Fördermittel wegen, sondern auch wegen der guten und vertrauensvollen nachbarschaftlichen Zusammenarbeit.

Meldung vom: 24.11.2014