Naturzonenausweisung: Landrat fordert Bürgerbefragung

Michael Adam fordert Bürgervoten in Zwiesel, Frauenau, Lindberg und Bayerisch Eisenstein

Regen. Auch wenn Naturzonenausweitung des Hochlagenwaldes im Nationalpark Bayerischer Wald nach Protesten in München in diesem Jahr nicht stattfinden wird, will der Regener Landrat Michael Adam die Ausweitung von Naturzonen ab dem kommenden Jahr verhindern – und zwar generell. „Dies ist meine persönliche Meinung. Ich denke aber, dass vor allem die Bürger in den betroffenen Gebieten gehört werden sollten, um dieses jahrelange Streitthema ein für alle Male zu klären“, sagt Adam. Und so fordert er nun, dass in den Kommunen Zwiesel, Frauanau, Lindberg und Bayerisch Eisenstein offizielle Bürgerbefragungen stattfinden sollen. „Wenn die Bürger anderer Meinung sind, dann lasse ich mich gern eines Besseren belehren, und werde entsprechend handeln, wenn nicht, dann wissen die Nationalparkbürgermeister und ich, wie wir uns bei Abstimmungen künftig positionieren sollten“, so Adam weiter.

„Wenn im Oktober weitere Naturzonen außerhalb des Hochlagenwaldes – wie nach der Vorstellung des Umweltministeriums – ausgewiesen werden, dann sind insgesamt bereits rund 60 Prozent des Nationalparks Bayerischer Wald als Naturzone ausgewiesen. Ich denke, das ist mehr als ausreichend“, sagt der Landrat und verweist darauf, dass es genügend andere international anerkannte Nationalparke gebe, die nicht mindestens 75 Prozent Naturzonen aufweisen. „Kein Mensch käme auf die Idee zu behaupten, dass der Nationalpark Hohe Tauern, das Grand Canyon-Parashant National Monument oder der Nationalpark Victoriafälle keine hochwertigen Nationalparke sind, obwohl keiner dieser Parke auf 75 Prozent Naturzonen kommt“, meint Adam. So habe seines Wissens nach der Nationalpark Hohe Tauern die IUCN-Anerkennung der Stufe zwei, obwohl von seinem rund 1856 Quadratkilometer großen Gebietes nur 1212 Quadratkilometer als Kernzone ausgewiesen sind. „In Tirol sind keine 60 Prozent des Gebietes als Kernzone ausgewiesen und dennoch ist es ein Nationalpark“, sagt der Landrat und berichtet davon, dass es im dortigen Nationalpark „nicht einmal Verbotstafeln“ gibt. Wenn man sich nun in der Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald immer auf die IUCN-Kriterien berufe, dann frage er sich, warum man nicht, wie etwa in Österreich, etwas großzügiger und entspannter mit den Vorgaben umgehe. „Wir alle wollen doch im Grunde einen Nationalpark, der in der Bevölkerung akzeptiert wird“, so Adam weiter. Gerade deswegen könne er jedoch nicht verstehen, warum Umweltministerium und Nationalparkverwaltung mit aller Gewalt selbst gegebene Standards durchdrücken wollten, die die Mehrheit der Bevölkerung nicht akzeptiere.

Er selbst sei davon überzeugt, dass die Mehrheit der Bevölkerung die erheblichen Probleme der Naturzonenpolitik nach Vorstellung der Nationalparkverwaltung erkenne. „Naturzone klingt ja nach außen hin zunächst einmal positiv. In Wahrheit bedeutet dies aber Totholz, Wege- und Denkmalrückbau und Betretungsverbot. Und dies will unsere Bevölkerung meiner Meinung nach mehrheitlich nicht“, so Adam. Deswegen habe er nun auch den betroffenen Bürgermeistern geschrieben und ihnen eine offizielle Bürgerbefragung vorgeschlagen. „Mir ist durchaus klar, dass diese für die Bürgermeister im Kommunalen Nationalparkausschuss rechtlich nicht unbedingt bindend ist. Aber ich bin mir sicher, dass unsere Bürgermeister verantwortungsvoll sind und sich an ein Mehrheitsvotum gebunden fühlen.“

Im Übrigen geht Adam auch davon aus, dass sich sowohl der Landrat als auch die Bürgermeister aus dem Landkreis Freyung-Grafenau nicht gegen die Bürger aus dem Landkreis Regen stellen werden: „Schließlich wäre es ja nicht einzusehen, dass kommunale Entscheider aus dem Landkreis Freyung-Grafenau gegen den Willen der Menschen vor Ort maßgeblich darüber entscheiden, dass im Landkreis Regen weitere Naturzonen ausgewiesen werden. Diesbezüglich habe ich meinem Kollegen Sebastian Gruber auch deutlich gemacht, dass ich auch umgekehrt niemals auf die Idee käme, gegen den Willen der Nachbarn im Landkreis Freyung-Grafenau für oder gegen dortige Naturzonen zu stimmen. Und schließlich durften die Ausschussmitglieder auch niemals über die Frage von Naturzonen im Altgebiet des Nationalparks (Landkreis Freyung-Grafenau) mit abstimmen, weil es zu dieser Zeit noch gar keinen Kommunalen Nationalparkausschuss gab. Warum also soll mit Ausschussmehrheit aus dem Landkreis Freyung-Grafenau gegen den Willen der Bürger vor Ort für weitere Naturzonenausweisungen in unserem Landkreis entschieden werden?“

Ein Bürgervotum hätte zudem den Vorteil, dass er neben der Tatsache, dass die wirklich betroffenen gehört werden, auch Klarheit für alle schaffen könne. „Ich habe immer betont, dass ich mich demokratischen Entscheidungen beugen werde. Bürgerbeteiligung ist mir persönlich ein großes Anliegen, wobei ich auch die Bürgermeisterin und die Bürgermeister der betroffenen Kommunen als Demokraten schätze und so gehe ich davon aus, dass ein Bürgervotum die Zusammenarbeit aller Beteiligten verbessern könnte und die allgemeine Situation deutlich entspannen würde.“

Ergänzender Hinweis:

Hier finden Sie das Schreiben des Landrats an die Bürgermeister.

Meldung vom: 30.09.2014