Pflegeeltern bildeten sich weiter

Referat über Geschwisterbeziehungen und Geschwisterkonstellationen in Pflegefamilien

Regen. Geschwisterkonstellationen in Familien war das Thema der ersten diesjährigen Fortbildung des Pflegekinderdienstes des Landkreises Regen für seine Pflegefamilien. Ein interessierter Kreis von Pflegeeltern war gekommen, um sich von der Referentin Kerstin Marhold-Achatz informieren zu lassen.

Im Mittelpunkt ihres Vortrags standen Fragen wie: „Wie entwickelt sich die Persönlichkeit eines Kindes? Welche Auswirkungen hat es, der/die Erstgeborene oder das jüngste Kind in einer Familie zu sein? Was passiert, wenn sich durch die Aufnahme von Pflegekindern die natürliche Konstellation in einer Familie verändert?“. Auch der Frage welche Rückschlüsse sich aus diesen Aspekten für den Familienalltag oder die Aufnahme eines Pflegekindes ziehen lassen wurde nachgegangen.

Über allgemeine Erkenntnisse zur Geschwisterforschung führte die Referentin ausführlich zu den Besonderheiten der Reihenfolge im Geschwistersystem. „Die Geschwisterkonstellation hat einen großen Einfluss auf die Persönlichkeitsentwicklung, sogar einen größeren, als der der Eltern, da die Interaktion zwischen den Geschwistern intensiver ist“, wusste die Referentin zu berichten. Jedes Kind erfülle eine bestimmte Position in der Familie. Die Geburtenfolge präge den Charakter oft mehr als die Erziehung. „Der Einfluss der Geschwisterkonstellation auf das soziale Verhalten im Erwachsenenalter ist enorm“, so Marhold-Achatz weiter. Die eingeübten Rollenmuster und die erlernte Gestaltung von Beziehungen bleiben demnach bis ins Alter bestehen. Zudem werde die Berufswahl von den erlernten Verhaltensweisen und Fähigkeiten geprägt. Geschwisterbeziehungen stellen somit eine Schule fürs Leben dar.

Wenn ein Pflegekind in die Familie kommt, ändert sich gegebenenfalls die Geschwisterkonstellation in der Pflegefamilie. Das bislang jüngste Kind wird dann beispielsweise zum Mittleren. Das bisherige Einzelkind muss jetzt seine Eltern teilen. „Kinder erhalten so eine neue Rolle und alle Familienmitglieder müssen sich neu positionieren. Es kommt Bewegung und Veränderung in die Familie“, erklärte die Referentin. Bisherige Normen und Regeln werden so durcheinandergebracht, Eifersucht, Rivalität und Konflikte blieben oftmals nicht aus.

Die Referentin gab Ratschläge und Hinweise, wie die Pflegeeltern insbesondere die Kinder, die bereits in der Familie sind, in dieser nicht ganz unproblematischen Zeit stützen können. „Eigene Kinder gut im Blick behalten, ihnen auch einmal eine Sonderrolle zugestehen, ist wichtig. Denn die leiblichen Kinder leisten viel dafür, dass Pflegekinder ein Zuhause haben“, war eine wichtige Erkenntnis die vermittelt wurde.

Zum Ende der Veranstaltung gab es ein kurzes Blitzlicht: Die Zuhörer brachten eigene Erfahrungen ein und waren sich einig, dass der Vortrag sehr bereichernd war. Die Mitarbeiter des Pflegekinderdienstes bedankten sich herzlich bei der Referentin und bei den erschienenen Pflegeeltern.

 

Meldung vom: 23.02.2018