Landrat trifft Kommandeur der Panzerbrigade 12

Oberst Axel Hardt kam zum Gespräch mit Landrat Dr. Ronny Raith nach Regen

Als Dank für seinen Besuch erhielt Oberst Axel Hardt (re.) von Landrat Dr. Ronny Raith ein Glas Honig aus dem Arberland. Foto: Iris Gehard / Landratsamt Regen

Regen. Seit Februar dieses Jahres ist Oberst Axel Hardt Kommandeur der Panzerbrigade 12 Oberpfalz, der das Regener Panzergrenadierbataillon 112 unterstellt ist. Nun kam er zu einem umfassenden Austausch mit Landrat Dr. Ronny Raith ins Landratsamt nach Regen.

Er sei bereits gut in Bayern angekommen, so Hardt, der in Cham stationiert ist, zu Beginn des Gesprächs. „Leider nicht im Landkreis Regen“, bedauerte Raith augenzwinkernd, „aber sie sind ja trotzdem ‚unser Kommandeur’, so verstehe ich das.“ So sehe er das auch, gab Hardt zurück. Am 15. Februar habe er in Cham übernommen und sich noch mit keinem Verband so intensiv auseinandersetzen dürfen wie mit den 112ern, den Bayerwaldgrenadieren. „Ich war mit ihnen im Februar direkt im Gefechtsübungszentrum und auch einige Wochen in Litauen.“ Im Rahmen der Übung Quadriga waren die Panzergrenadiere aus Regen dort mit weiteren deutschen Verbänden sowie mit Niederländern, Franzosen und Litauern im Einsatz.

Viel Unterstützung für Bayerwaldgrenadiere im Landkreis

„Es freut mich sehr, dass Sie die ersten Wochen so intensiven Kontakt mit unseren Bayerwaldgrenadieren hatten und positive Eindrücke mitgenommen haben“, so Landrat Dr. Raith. Er hoffe, dass für Hardt bereits spürbar gewesen sei, dass aus der Landkreisbevölkerung ein sehr großer Zuspruch für die Bayerwaldgrenadiere da sei, ein Grundvertrauen in die Soldatinnen und Soldaten und eine große Unterstützung. Er betonte: „Bei uns ist es selbstverständlich, dass ein öffentliches Gelöbnis stattfindet oder bei einem Festanlass ein öffentlicher Appell.“ Wie sehr der Verband in die Bevölkerung integriert sei, merke man deutlich, bestätigte Hardt: „Auch außerhalb der Bayerwaldgrenadiere wird das so wahrgenommen, von Leuten in der Bundeswehr, die bislang überhaupt keine Berührungspunkte mit den 112ern hatten.“ Es gebe immer Abstufungen, wie gut die Bundeswehr in die Bevölkerung integriert sei, in der Oberpfalz und Niederbayern sei das aber besonders innig. Auch die Anzahl der Soldatinnen und Soldaten, die hierhergezogen seien, habe zugenommen, erklärte Hardt. In den letzten zwei Jahren seien es rund 500 Männer und Frauen in der Brigade 12 insgesamt, die erkannt hätten, dass die Region sehr liebens- und lebenswert ist. „Wenn man Glück hat, bekommt man hier sogar noch ein Grundstück und ist in der Lage, dort ein Häuschen zu bauen“, so Hardt. Das sei in einer Großstadt oder deren Einzugsgebiet längst nicht mehr so.

Herausforderungen für die Brigade 12

Landrat und Kommandeur sprachen auch aktuelle Herausforderungen an. Für die Brigade sei die größte davon die personelle Besetzung, so Hardt. Durch die tschechische Grenze sei der Rekrutierungsradius beschränkt und man merke in vielen Bereichen, dass die Arbeitslosigkeit in der Region sehr niedrig sei. „Wir haben aktuell 3,1 Prozent, das ist faktisch Vollbeschäftigung“, bestätigte Raith. Die Wehrpflicht sei politisch ein heikles Thema, so der Landrat weiter, aber es sei eine Tatsache, dass sich früher ein guter Teil des Führungspersonals aus den Wehrpflichtigen rekrutiert habe. „Ein Drittel“, präzisierte Hardt. Auch wenn es um Reserveoffizierslaufbahnen gehe, habe man viele gewinnen können, die sich zwar nicht für zwölf Jahre verpflichtet hätten, aber darüber nachdachten, es für zwei zu tun. Raith, selbst Major der Reserve, stimmte zu: „Ich hätte das nie gemacht, wenn nicht die Wehrpflicht gewesen wäre. Aus der heraus hat es sich entwickelt.“ Hardt betonte: „Meiner Ansicht nach müsste der Begriff der Dienstpflicht weiter gefasst werden, denn auch das Ehrenamt ist ein Dienst an der Gesellschaft.“ Er sei der Ansicht, dass sich jeder einbringen müsse, weil eben nicht selbstverständlich sei, was viele für selbstverständlich hielten: Dass man etwa vor wenigen Wochen bei der Europawahl am Wahlsonntag die Urnen stehen gehabt habe. Und dass die Bevölkerung sich habe sicher sein können, „dass sie wählen kann, ohne Angst haben zu müssen.“ Leider sei vielen Menschen in Deutschland nicht bewusst, erwiderte Raith, dass man es mit Blick auf den Rest der Welt hier noch recht gut habe, trotz aller bestehenden Probleme.

Eine weitere Herausforderung für die Bundeswehr sei die Umstrukturierung auf neue Waffensysteme. Hier laufe nicht immer alles reibungslos, aber, so Hardt: „Auf dem Standortübungsplatz Regen läuft die neueste Generation des Puma. Und es gibt an keiner anderen Stelle in der Bundeswehr mehr Expertise an diesem Fahrzeug als hier.“ Natürlich müssten die Fahrzeuge für einen Einsatz im Krieg modern sein, aber auch eine gewisse Einfachheit haben. Schließlich seien die Soldatinnen und Soldaten keine Luft- und Raumfahrttechniker. Nach dem Facelift des Puma sei das Feedback von der Truppe aber positiv. Die dritte Herausforderung sei der Wechsel zur Landes- und Bündnisverteidigung. Man müsse die Erfahrungen aus den Auslandseinsätzen in Afghanistan, Mali und Kosovo für diese Aufgabe nutzen und gleichzeitig auf die neue Einsatzform anpassen. Und den Soldatinnen und Soldaten müsse stärker bewusstwerden, dass es jetzt darum gehe, den Bündnispartnern an der NATO-Ostflanke zu Seite zu stehen, so wie die Amerikaner in der NATO während des Kalten Kriegs die deutsche Sicherheit geschützt hätten. Dies sei eine wichtige Botschaft der Übung Quadriga im Baltikum gewesen.

Herausforderungen für den Landkreis Regen

Auf Hardts Frage nach den Herausforderungen für den Regener Landrat erklärte Raith: „Mein Auftrag und meine Aufgabe ist es, für die Menschen im Landkreis Regen das Beste zu machen.“ Er habe zwar Meinungen zur Landes- und Bundespolitik, sehe sich aber ausschließlich als Kommunalpolitiker. So sei ihm die Infrastruktur im weitesten Sinne sehr wichtig. Dazu gehörten die Straßen und der ÖPNV sowie insbesondere die kritische Infrastruktur, also Energieversorgung und Wasserversorgung. „Ich fasse den Begriff der Infrastruktur aber noch weiter. Für mich fällt darunter auch, ein Lebensumfeld im Landkreis zu schaffen, in dem die Leute sich nicht nur wohlfühlen, sondern auch sagen: Hier bin ich daheim, hier habe ich alles, was ich brauche.“ Dies gehe von guter schulischer Bildung bis hin zu profunder medizinischer Versorgung. „Die Krankenhausstruktur macht mir im Moment die größten Bauchschmerzen“, so Raith. Dass es eine Klinikreform und vor allem eine Reform der Klinikfinanzierung brauche, sei unbestritten. Aber die Fokussierung nur auf große Häuser führe dazu, dass man die beiden Häuser im Landkreis, die jetzt schon defizitär seien, verlieren könne. Dabei seien beides extrem leistungsfähige Kliniken mit hervorragender Ärzteschaft und hervorragendem Pflegepersonal. „Wir haben eine Auslastung, die an Vollauslastung grenzt und trotzdem bekomme ich meine Ausgaben nicht mehr refinanziert“, so der Landrat. Dabei stehe der Landkreis Regen noch vergleichsweise gut da. In den Nachbarlandkreisen seien die Defizite zum Teil bei einem Vielfachen des Defizits der Regener Landkreiskliniken.

Auf Nachfrage Hardts erklärte der Landrat, dass man im Landkreis von der Hochwasserproblematik nicht betroffen gewesen sei. Stattdessen habe Feuerwehr und BRK im Landkreis Deggendorf unterstützen können. Bei vorangegangenen Katastrophenszenarien wie der Schneekatastrophe 2006 sei man jedoch sehr dankbar für die Unterstützung der Bundeswehr gewesen. Was sehr gut klappe, sei die Zusammenarbeit mit dem Kreisverbindungskommando. Hier pflege man den kleinen Dienstweg. „Gibt es auch etwas, wo es zwischen Landkreis und Bundeswehr hakt?“, erkundigte sich Hardt. Er freue sich, das sagen zu können, so Raith: „Ich kann nicht im Ansatz irgendeine Form von Kritik äußern, denn das Zusammenspiel zwischen den Kommunen, dem Landkreis und der Bundeswehr klappt ganz hervorragend.“ Landkreis, Stadt Regen und Bataillon veranstalteten zum Beispiel mit wechselnder Organisation einen gemeinsamen Neujahrsempfang. „Das machen wir als Zeichen der Geschlossenheit und Verbundenheit.“

Abschließend dankte der Landrat Oberst Hardt für seinen Besuch im Amt. Beide vereinbarten weiter im Gespräch zu bleiben. „Es ist wichtig, einen Gesprächskanal zu haben und sich auszutauschen“, waren sie sich einig.

Meldung vom: 28.06.2024