Regener haben ein Herz für’s drumherum

Begehbares Herz begeisterte tausende Menschen – Sensibilisation auf Herzkrankheiten

Regen. Dass die Regener ein Herz für’s drumherum haben, konnte in den vergangenen Tagen nicht nur musikalisch und festlich erlebt werden, sondern auch medizinisch: Hinter dem Rathaus war über das Pfingstwochenende ein riesiges Modell eines menschlichen Herzens zu bestaunen.

Mit der Kampagne „Hand aufs Herz“ organisierten das Gesundheitsamt Regen und die Gesundheitsregion plus Arberland das Modell. Kooperationspartner und Nebenstand war die AOK Bayerwald-Deggendorf, die das Projekt mitfinanzierten. „Wir freuen uns den Interessierten unser lebenswichtiges Organ zu erklären und wollen aufzeigen wie man sich und sein Herz gesund hält“, so Dr. Carolin Müller, Leiterin des Gesundheitsamtes Regen. Die vielen engagierten Mitarbeiter des Gesundheitsamtes und der AOK berieten über eine gesunde Lebensführung, jedoch ohne einen erhobenen Zeigefinger: „Wir wollen die Menschen erreichen und sie motivieren in kleinen Schritten an den eigenen Baustellen zu arbeiten und ihnen damit aufzeigen, welche guten Auswirkungen dies für sie und ihr Herz mit sich bringt“, so Matthias Wagner, der am Gesundheitsamt für Prävention zuständig ist. Regelmäßige Bewegung, Entspannung, Normalgewicht, gesunde Ernährung sowie wenig Rauchen und Alkohol fördert die Herzgesundheit und trägt dazu bei, dass sich die menschliche Lebenserwartung um bis zu 14 Jahre steigert. In der Prävention kommt daher einem umfassenden „herzgesunden“ Lebensstil hohe Bedeutung zu. Auch die Besucher des begehbaren Herzens waren aufgrund der niederschwelligen Prävention begeistert. Positive Rückmeldungen kamen von Betroffenen, Schülern und auch Lehrkräften oder Personal aus dem Gesundheitswesen.

Auf dem Bild von links nach rechts Mitarbeiter der AOK Bayerwald-Deggendorf in grün und des Gesundheitsamtes Regen in schwarz vor dem Begehbaren Herz: Maria Schmid, Matthias Wagner, Dr. Carolin Müller, Lena Stein, Judith Weber, Natalie Walter, Florian Muhr (Foto: Landratsamt Regen)

„Ziel des Projekts ist die Förderung der Kompetenz zum Thema Herzgesundheit. Das bedeutet, das Wissen zu Herzerkrankungen zu erhöhen, das persönliche Risiko einschätzen zu können und zu einer gesundheitsförderlichen Lebensweise zu motivieren, deshalb sind wir Kooperationspartner“, erklärt Jürgen Beck, Direktor der AOK Bayerwald-Deggendorf. An den zwei Ständen wurde Informationsmaterial verteilt, ebenso wie Herzluftballons für die Kinder. Dinkelnudeln, Antistressbälle und Kräutertee gab es für eine bewusste Auszeit der Erwachsenen. Maria Schmid und Klaus Kronschnabl von der AOK warben für die richtige Ernährung. Vor allem mediterrane Kost, viel Gemüse und Obst, hochwertige Öle und nur wenig Fleisch sind für einen herzgesunden Ernährungsstil wichtig.

Das Thema Herzgesundheit ist Jahresschwerpunktthema des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege, denn Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigste Todesursache in Bayern. Im Jahr 2020 starben 49.921 Menschen an einer derartigen Erkrankung, davon allein 6.455 Menschen an einem Herzinfarkt. „Im Vergleich zu Bayern und Niederbayern hatten wir im Landkreis Regen deutlich mehr Krankenhausfälle nach Herzinfarkten bis 2019, daher ist es umso wichtiger, dass jeder weiß, welche Risiken bestehen und wie man sich bei einem Herzinfarkt verhält“, so Natalie Walter, Geschäftsstellenleiterin der Gesundheitsregion plus Arberland, die das Projekt initiierte. Die wichtigsten Risikofaktoren für eine Herzkrankheit oder einen Herzinfarkt sind im Erwachsenenalter weit verbreitet. Zu ihnen zählen Bluthochdruck, ungesunde Ernährung, starkes Übergewicht, Diabetes mellitus, Bewegungsmangel, Rauchen, Alkohol oder auch psychosoziale Belastungen wie Stress oder Schlafmangel.

Ein Herzinfarkt entsteht, wenn der Blutfluss in einem oder mehreren Herzkranzgefäßen vollständig unterbrochen ist. Dadurch erhält ein Teil des Herzmuskels kein Blut mehr und somit auch keinen Sauerstoff. Die ersten 30 bis 90 Minuten nach dem Infarkt sind die wichtigsten für die Rettung, deshalb muss bei Symptomen schnell gehandelt werden. Männer haben oft starke Schmerzen hinter dem Brustbein, die ausstrahlen können, Engegefühl, Druck, Atemnot, Schweißausbrüche, Übelkeit, Erbrechen. Frauen bekommen durchschnittlich erst später und in einem höheren Lebensalter als Männer einen Herzinfarkt, haben aber nach den Wechseljahren ein erhöhtes Risiko. Bei Frauen unterscheiden sich die Symptome, daher kommen diese häufiger mit schwereren Verläufen in die Kliniken, weil die ersten Anzeichen oft nicht richtig gedeutet werden. Bei Frauen kommen bei einem Infarkt typischerweise Kurzatmigkeit, Oberbauchschmerzen, Rückenschmerzen, Übelkeit oder Erbrechen vor. Der typische Brustschmerz ist oft weniger ausgeprägt.

Auch das richtige Verhalten in einem Notfall ist wichtig, berichten die Mitarbeiter. Ist der Patient bei Bewusstsein, alarmiert man zuerst den Rettungsdienst, lagert den Oberkörper hoch und bequem, öffnet enge Kleidung und die Fenster, beruhigt und bleibt am besten immer bei dem Patienten. Erleidet der Patient einen Herzkreislaufstillstand, prüft man die Reaktion und Atmung, ruft den Rettungsdienst und beginnt mit der Herzdruckmassage in einem Rhythmus von etwa 100 Bewegungen pro Minute. Falls ein Defibrillator in der Nähe ist, folgt man den Anweisungen.

Meldung vom: 08.06.2022