Regionales Erfolgsmarketing: Wertvolle Hinweise für Unternehmer
Viechtach. Informieren, Praxisbeispiele direkt aus der Region kennenlernen und am eigenen Netzwerk arbeiten, das konnten die Teilnehmer des Dritten Unternehmensforums Arberland. Die vhs Arberland und die Wirtschaftsförderung des Landkreises Regen hatten dazu eingeladen. Landrat Dr. Ronny Raith freute sich über die hohe Teilnehmerzahl. Er betonte, dass die Veranstaltung eine Brücke zwischen dem Landkreis, seinen Einrichtungen, den Unternehmen und den Menschen im Landkreis schlage. Auch Viechtachs zweiter Bürgermeister Hans Greil sah eine „Win-Win-Situation“.
Landkreiswirtschaftsförderin Teresa Sitzberger erklärte, dass das junge Format Unternehmerinnen und Unternehmern die Möglichkeit gebe, sich zu informieren und auszutauschen. Ziel sei es, „einen Mehrwert für alle zu schaffen.“ Marion Imre von der vhs Arberland wies darauf hin, dass die jeweiligen Themen des Unternehmensforums Arberland im Anschluss in verschiedenen Formaten als Fortbildungsangebote auf dem Programm der vhs Akademie stehen. „Die Qualifizierung der Mitarbeiter ist eine Investition in die Qualität der Firma und gleichzeitig auch Mitarbeiterbindung. Dafür steht die vhs Akademie als Partner zur Seite“, betont Imre.
Die einsame Generation
Referentin des Impulsvortrages war Simone Jocham, ihres Zeichens Head of Innovation bei der weltweit agierenden Münchner Marketingagentur Media Plus Group. Die Marketingexpertin beschäftigte sich in ihrem Referat vor allem mit den verschiedenen Kundengruppen. Bald werde die Generation Z beziehungsweise Generation Now die meiste Kaufkraft besitzen und darum sollten sich Unternehmen bereits jetzt mit diesem Kundenkreis beschäftigen. Jocham erläuterte, die Unterschiede zur aktuellen Marktsituation. „Eine Studie habe gezeigt, dass 16 Prozent der erwachsenen Männer keinen einzigen Freund haben, während es 1990 nur vier Prozent waren. Werbetechnisch bedeute dies, dass das psychische Wohlbefinden Teil der Geschichte sein sollte“, so Jocham. Unternehmen könnten dies in ihre Marketingmaßnahmen einbauen, indem sie das Zusammenkommen zelebrieren oder Gelegenheiten dafür bieten.
Die gelangweilte Generation
Jocham sprach auch über die „gelangweilte Generation“, die durch überraschende und abwechslungsreiche Angebote erreicht werden könne. Expertenname für diese Gruppe ist „Samification“. Alles sehe sich ähnlich, egal, ob Coffeeshop oder Einkaufszentrum, das langweilt. Diese Gruppe können man durch überraschendes und Abwechslung erreichen. Die Zeit von „One Size fits most“, also eine Größe passt den meisten, sei vorbei. Darauf müssten sich Unternehmen einstellen.
Die vernachlässigte Generation
Eine weitere Konsumentengruppe seien die Vernachlässigten, die erwarten, dass „Loyalität belohnt wird. “ 76 Prozent der Kunden erwarten, dass „Treue belohnt wird.“ Sie könne man erreichen, indem man dem Kunden „Liebe zeigt und Wertschätzung entgegenbringt. Diese Informationen sollten Marketingverantwortliche künftig in ihre Überlegungen einbeziehen.
Verpackung aus der Region
Wo Marketing im Arberland bereits hervorragend funktioniert, das zeigte sich beim Speed Dating, in dem Moderatorin Simone Heigl lokale Unternehmen zu ihren erfolgreichen Konzepten befragte. Den Anfang machte Katrin Koy von der Holzmanufaktur Liebich GmbH aus Zwiesel. Koy zeigte auf, wie aus der „Schachterlfabrik“, wie das Unternehmen früher oftmals liebevoll bezeichnet wurde, ein Unternehmen wurde, das hochwertigste Verpackungen aus Holz herstellt. Kunden können jederzeit wissen, woher der Baum stammt, aus dem ihre Verpackung produziert wurde. Das Holz stammt immer aus der Region. Dies sei ein wichtiger Teil der Unternehmensphilosophie und somit auch des Marketings.
Ein Hotel für Heavy Metal Fans
Marinus Falter, Betreiber des Rock & Chill Hotel Falter berichtete von seiner Erfahrung in der heutigen Zeit ein Hotel mit dem gewissen Alleinstellungsmerkmal zu versehen. Zusammen mit seiner Frau übernahm er das alteingesessene Familienhotel in Drachselsried und stellte schnell fest, dass im Gastgebwerbe heutzutage eine gewisse Einzigartigkeit nötig ist. Ihr Haus wurde zum Hardrock- und Heavy Metal Hotel. Im Restaurant Fräulein Anna, das nicht allein Hausgästen offensteht, läuft Rockmusik als Hintergrundmusik, es gibt keinen Dresscode und das Design ist zeitgemäß. Mit dem Motto „Come as you are“, welches nicht nur Fans der Kultband Nirvana bekannt sei dürfte, wird auch auf einschlägigen Festivals und in Heavy-Metal-Zeitschriften geworben.
Mit Emotionen und Iggy Pop
Lisa Marie Müller und Christoph Busch von der Firma Schock aus Regen berichteten, wie Iggy Pop zur Spülenwerbung kam. Schock produziert hochwertige Spülen für Küchen und legt Wert auf besonderes Marketing, das „positive Emotionen schafft“. Sie setzen bewusst auf Irritation und erzählen mutige Geschichten. Die Regionalität „Made im Bayerischen Wald“ sei ein Pluspunkt im Marketing.
Feinkostbutter aus Regen
Moritz Oswald de Mesquita, Geschäftsführer der Butter Boyz aus Regen, sprach darüber, wie sich Feinkost-Butter aus dem Landkreis Regen in der internationalen Spitzengastronomie etabliert hat . Das Unternehmen produziert mehr als 300 Kilogramm Butter in der Woche. Die Frage „Warum verwenden Spitzenköche gesalzene Butter aus Frankreich?“ stand am Anfang ihrer Geschäftsidee. Oswald de Mequta, der die „Butter Boyz“ mit seinem Mann betreibt stellte fest, dass man gesalzene und aromatisierte Butter auch in Regen herstellen kann. Neben hochwertigen Inhaltsstoffen sei es wichtig, das Produkt zu vermarkten. Anfangs war es schwer, Küchenchefs zu überzeugen, mittlerweile liefern sie ihre Butter, die auch individuell an den jeweiligen Kundenwunsch angepasst werden kann, bis nach Portugal.
Für die Region und die Menschen einsetzen
Maria Schneider vom Regionalmanagement des Landkreises Regen stellte sich den Fragen der Moderatorin. „Wir wollen den Landkreis als attraktiven Lebensraum bewerben“, sagte Schneider. Man wolle das Heimatgefühl stärken und den Leuten zeigen, dass man im Bayerischen Wald und mit einem Standort in Regen viel erreichen kann.
Im Anschluss an Vorträge, Interviews und Fragerunde gab es noch ausreichend Zeit für den dritten Tagesordnungspunkt: das Netzwerken. Bei einem Imbiss aus dem Arberland Tagungshaus und kühlen Getränken konnten sich die Teilnehmer kennenlernen und austauschen.