"Demokratie unplugged — Kunst für alle“

Von links nach rechts: Katrin Savvulidi (Leitung Schiesslhaus AiR), Lisa Späthe (Netzwerk- und Leerstandskoordination), Sven Päplow (ALE Niederbayern), Sarah Höchstetter (Bild-Werk Frauenau e.V.), Constanza Melendéz (Künstlerin), Angela Stiegler (Künstlerin), Anna-Helena Klumpen (Projektleitung), Daniel Door (Künstler), Herbert Preuss (Bürgermeister Gde Kollnburg), Samuel Fischer-Glaser (Künstler), Louise Lang (Künstlerin), Landrat Dr. Ronny Raith, Tobias Wittenzellner (Leiter Kreisentwicklung Arberland), Michaela Trávníčková (Künstlerin), Hans-Peter Schmucker (Leitung ALE Niederbayern) Foto: Daryna Likht

Auftakt gelungen: Aller.Land-Förderprojekt startet stark in die erste Runde

Von links nach rechts: Katrin Savvulidi (Leitung Schiesslhaus AiR), Lisa Späthe (Netzwerk- und Leerstandskoordination), Sven Päplow (ALE Niederbayern), Sarah Höchstetter (Bild-Werk Frauenau e.V.), Constanza Melendéz (Künstlerin), Angela Stiegler (Künstlerin), Anna-Helena Klumpen (Projektleitung), Daniel Door (Künstler), Herbert Preuss (Bürgermeister Gde Kollnburg), Samuel Fischer-Glaser (Künstler), Louise Lang (Künstlerin), Landrat Dr. Ronny Raith, Tobias Wittenzellner (Leiter Kreisentwicklung Arberland), Michaela Trávníčková (Künstlerin), Hans-Peter Schmucker (Leitung ALE Niederbayern) Foto: Daryna Likht

Von links nach rechts: Katrin Savvulidi (Leitung Schiesslhaus AiR), Lisa Späthe (Netzwerk- und Leerstandskoordination), Sven Päplow (ALE Niederbayern), Sarah Höchstetter (Bild-Werk Frauenau e.V.), Constanza Melendéz (Künstlerin), Angela Stiegler (Künstlerin), Anna-Helena Klumpen (Projektleitung), Daniel Door (Künstler), Herbert Preuss (Bürgermeister Gde Kollnburg), Samuel Fischer-Glaser (Künstler), Louise Lang (Künstlerin), Landrat Dr. Ronny Raith, Tobias Wittenzellner (Leiter Kreisentwicklung Arberland), Michaela Trávníčková (Künstlerin), Hans-Peter Schmucker (Leitung ALE Niederbayern) Foto: Daryna Likht

Kollnburg. Unter der Federführung des Landkreises Regen starten das Künstlerhaus Schiesslhaus AiR mit der Gemeinde Kollnburg und das Bild-Werk Frauenau ins Bundesprogramm „Aller. Land – zusammen gestalten. Strukturen stärken.“ – gemeinsam mit einem außergewöhnlich vielfältigen Netzwerk aus Bildung, Regionalentwicklung, Kunst, Kultur, Jugendarbeit und Zivilgesellschaft. Das Projekt „Demokratie unplugged – Kunst für alle“ hat „Aller.Land“ an Land gezogen – und mit ihm eine besondere Chance für Mitgestaltung, Selbstwirksamkeit, Kooperation, Gemeinschaft und das Stärken einer offenen, lebendigen und toleranten Gesellschaft.

Mit „Demokratie unplugged – Kunst für alle“ gehört der Landkreis Regen seit Juni 2025 zu den bundesweit 30 geförderten Regionen im Rahmen des Programms „Aller.Land – zusammen gestalten. Strukturen stärken“. Bis ins Jahr 2030 fließen 1,35 Millionen Euro Bundesmittel zur Förderung von Kultur, Teilhabe und Demokratie in die Region. Das Projekt wird kofinanziert durch Landesmittel des Freistaats Bayern in Höhe von 150.000Euro. Das Ziel: Demokratische Teilhabe konkret, kreativ und kollektiv im ländlichen Raum erlebbar machen – jenseits der Metropolen, mitten im „Woid“.

Im Mittelpunkt stehen zwei engagierte Kulturorte: Das Schiesslhaus AiR in Kollnburg – ein denkmalgeschütztes Waidlerhaus, das 2019 beherzt saniert und als Künstlerhaus mit einem internationalen Artist in Residence-Programm neu belebt wurde – und das Bild-Werk Frauenau, das in mehreren Gebäuden auf dem historischen Glashüttenareal seit über 35 Jahren internationale Kunst, Glasgestaltung und inklusive Bildungsarbeit miteinander verbindet. Gemeinsam formen sie das kreative Rückgrat des Aller.Land-Projekts.

Jährlich werden Künstlerinnen und Künstler eingeladen, um für mehrere Monate im Schiesslhaus AiR oder im Bild-Werk Frauenau zu arbeiten. Zwei Programmlinien geben dabei die Richtung vor: „Kunst an Schulen“ bringt Kunst und Demokratiebildung direkt in den Unterricht. „Kunst im Dorf“ öffnet kreative Erfahrungsräume für Menschen aller Generationen – auf Dorfplätzen, in leerstehenden Gebäuden oder öffentlichen Räumen.

Und nun sind sie auch schon angereist für die erste dreimonatige Künstlerresidenz „Kunst im Dorf“: ein vierköpfiges Künstlerkollektiv – aus München, Santiago (CHL), Bremen und Schweinfurt – hat das Schiesslhaus AiR bezogen. Zwei Künstlerinnen – aus Gleißenberg in der Oberpfalz und aus Břestek in der Nähe von Uherské Hradiště (CZ) – traten die Residenz im Bild-Werk Frauenau an.

Unter dem Titel „Dies Haus ist mein, und doch nicht mein“ untersuchen die bildenden Künstlerinnen und Künstler Angela Stiegler, Samuel Fischer-Glaser, Constanza Melendéz und Daniel Door in ihrem Kunstprojekt Motive des Leerstands, des Besitzes, der Nutzung und Um-Nutzung von Raum. In Zusammenarbeit mit der temporären Mitmach-Insel „Der Fahrende Raum“ (Kultur & Spielraum München e.V.) sollen das Schiesslhaus AiR und ein ehemaliger Dorfladen in Kollnburg in einen Aktionsraum verwandelt werden: Dunkelkammer, Atelier, Werkstatt und Probebühne.

Im Oktober mischt sich die Truppe unter die Leute: Beim Kollnburger Weinfest und Oktoberfest sammeln sie Hausgeschichten: „Wie lange leben Sie schon in Ihrem Haus?“, „Wer hat vorher dort gelebt?“, und „Welche Erinnerungen haben Sie an den Edeka-Laden in der Burgstraße?“ Mit ihrem mobilen Stand sind sie auf den Dorffesten zu finden und freuen sich auf ein Kennenlernen und Gespräche.

In den Herbstferien laden sie dann zu einem Aktionsraum-Programm ins Künstlerhaus (Burgstr. 3, 94262 Kollnburg) ein: Menschen aller Altersgruppen können zusammen mit der Fotografin Constanza Melendéz analoges Fotografieren ausprobieren und ihre Bilder im Anschluss selbst entwickeln (Termine: Montag, 3. November, Analogfotografie, Donnerstag, 6. November, Dunkelkammer, jeweils um 15 Uhr für Kinder, 16 Uhr für Jugendliche, 18 Uhr für Erwachsene). Bei dem Sound- und Lärmworkshop „Wolfsauslassen“ mit Noise-Künstler Daniel Door wird Lärm produziert und ordentlich Krach gemacht! Experten und Expertinnen im Wolfsauslassen sowie interessierte Musiker, Sänger und Krachmacherinnen sind eingeladen, mit eigenen Instrumenten oder selbst gebauten Klangmaschinen vorbeizukommen (Termine: Freitag, 7. November, Workshop für Kinder bis 15 Jahre,  Samstag, 8. November, Workshop für Erwachsene, jeweils um 15 Uhr). Ende November entstehen bei weiteren Terminen im Künstlerhaus Banner, Kostüme und skulpturale Kuchen für den gemeinsamen Festzug – denn alle Mitmach-Aktionen münden am Samstag, 29. November, in eine feierliche Parade durch Kollnburg.

Demokratie und Glas? Geht das zusammen? Ja! Und zwar so: Die Bild-Werk Künstlerinnen Louise Lang und Michaela Trávníčková – zwei junge Glasschaffende aus Deutschland und Tschechien – laden die lokale Bevölkerung ein am mobilen Glasofen zu arbeiten und die gefertigten Einzelstücke in temporären Installationen zusammenzufügen. Es geht um ein Miteinander, um Kooperation und darum die gläserne Tradition lebendig zu halten und für alle zu öffnen.

Louise Lang ist bildende Künstlerin und Glasmacherin. Nach ihrer Lehre an der Glasfachschule Zwiesel erforscht sie die Grenzen des Materials Glas im Rahmen ihres Studiums der Freien Kunst an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig und arbeitet seit diesem Jahr in ihrem Atelier in Zwiesel und Gleißenberg.

Michaela Trávníčková ist ebenso bildende Künstlerin. Sie absolvierte ihr Studium im Fach Glasdesign an der Tomas-Bata-Universität in Zlín und konzentriert sich auf ortsspezifische Installationen, Land-Art und Glas.

In ihrem Projekt „Melting point“ bewegen sie sich durch den ländlichen Raum von Frauenau nach Kollnburg. In sechs Stationen machen sie Halt mit ihrem mobilen Glasofen und eröffnen die Möglichkeit – für alle Altersgruppen – gemeinsam Glas zu machen (Termine „Melting Point“: Samstag, 27. September, 15 Uhr bis Open End, Bild-Werk Frauenau; Sonntag, 12. Oktober, 13 Uhr bis 17 Uhr, Atelier Louise Lang, Stadtplatz 28, Zwiesel; Samstag, 29. November, Kollnburg, bei der gemeinsamen Parade mit den Schiesslhaus AiR Künstlerinnen / weitere Termine folgen).

Das Aller.Land-Projekt ist bei der Kreisentwicklung angesiedelt und wird von einem engagierten Kernteam koordiniert. Die Projektleitung für den Landkreis liegt bei der Kulturwissenschaftlerin und Kuratorin Anna-Helena Klumpen. Katrin Savvulidi, Künstlerin und Kuratorin, leitet das Schiesslhaus AiR der Gemeinde Kollnburg. Neben Geschäftsführerin Sarah Höchstetter wird Teresa Raith ab dem Jahr 2026 im Bild-Werk Frauenau das Projektteam erweitern. Als regionale Netzwerkerin ist Kulturschaffende Lisa Späthe mit im Boot. Die visuelle Gestaltung übernimmt die Grafikerin Nadine Muhr, die fotografische Begleitung Daryna Likht.

Von Anfang an begleitet wurde das Projekt durch den Bürgermeister der Gemeinde Kollnburg, Herbert Preuss, Tobias Wittenzellner, Leiter der Kreisentwicklung des Landkreises und Roland Pongratz, den Kulturbeauftragten des Landkreises – als Fürsprecher, Impulsgeber und Brückenbauer zwischen den Bereichen.

Bei der offiziellen Auftaktveranstaltung am vergangenen Donnerstag mit Landrat Dr. Ronny Raith, Hans-Peter Schmucker (Leiter des Amtes für ländliche Entwicklung Niederbayern), Herbert Preuss (Bürgermeister Kollnburg), Tobias Wittenzellner (Leiter Kreisentwicklung am Landratsamt Regen), Sven Päplow (ALE Niederbayern), den Vertreterinnen des Kernteams und den Künstlern und Künstlerinnen war deutlich zu spüren, dass es hier um eine große gemeinsame Sache geht. Landrat Dr. Raith fasste dieses Gefühl in Worte: „Das Projekt hat die ganze Region und viele verschiedene Bereiche – angefangen beim Glas – im Blick. Was hier an Philosophie und Vielschichtigkeit dahintersteckt, das konnten wir offensichtlich auch der Aller.Land Jury mitgeben. Insofern können wir uns erst einmal wirklich freuen, dass dieses Projekt startet. Wenn wir nun nach vorne schauen und uns keine Denkverbote auferlegen – dann wird das hier was!“

Und Projektleiterin Klumpen fügte abschließend hinzu: „Demokratie unplugged ist kein Projekt für die Schublade, sondern ein lebendiger Prozess, in dem Menschen gemeinsam gestalten, reflektieren und wachsen. Kunst ist dabei kein Selbstzweck, sondern ein Mittel, um Gemeinschaft zu stiften, Vielfalt sichtbar zu machen – und Demokratie sinnlich zu erfahren.“

„Aller.Land – zusammen gestalten. Strukturen stärken.“ ist ein Programm für Kultur, Beteiligung und Demokratie. Es richtet sich an ländliche, insbesondere strukturschwache ländliche Regionen in ganz Deutschland. Gefördert wird „Aller.Land“ durch den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) und das Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH) sowie durch die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb). Programmpartner ist das Bundesministerium des Innern (BMI). Der Bund stellt für das Programm von 2023 bis 2030 insgesamt 69,4 Millionen Euro aus dem Bundesprogramm Ländliche Entwicklung und Regionale Wertschöpfung (BULEplus) sowie aus Mitteln der bpb zur Verfügung.

www.allerland-programm.de

Zum feierlich-öffentlichen Auftakt sind alle Interessierten herzlich eingeladen. Und zwar am Samstag, 27. September, ab 15 Uhr im Bild-Werk Frauenau (Akademiegebäude Gaswerk, Grafenauerstraße 13, 94258 Frauenau) mit Kulinarik vom Glückskindl Campercafé und folgendem Programm:
15 Uhr: Offene Heißglasbühne + Mitmachangebot für alle Altersgruppen [15 Uhr bis 17 Uhr & ab 19 Uhr] 16.45 Uhr: Eröffnung und Begrüßung
17 Uhr: Vorführung Glasmachen
19 Uhr: Konzert: Detention (Schülerband Gymnasium Zwiesel)
20.30 Uhr: Konzert: Titanic Orchester

Aktuelle Infos und Termine:
https://www.schiesslhaus-air.eu/news
https://www.bildwerkfrauenau.de/demokratie-unplugged—kunst-fuumlr-alle.html
https://www.allerland-programm.de/region/regen
https://www.landkreis-regen.de/kreisentwicklung-arberland/aller-land-projekt/

 

Meldung vom: 26.09.2025