Sagt mir, was euch bewegt

Mögliche Bildunterschrift: Landrat Dr. Ronny Raith (re.) und Sonja Fath von der kommunalen Jugendarbeit wollten wissen, was junge Menschen auf der Schwelle zum Berufsstart umtreibt. Foto: Miriam Lange / Landkreis Regen.

Landrat Raith im offenen Dialog mit dem Abschlussjahrgang der Mittelschule Regen

Mögliche Bildunterschrift: Landrat Dr. Ronny Raith (re.) und Sonja Fath von der kommunalen Jugendarbeit wollten wissen, was junge Menschen auf der Schwelle zum Berufsstart umtreibt. Foto: Miriam Lange / Landkreis Regen.

Mögliche Bildunterschrift: Landrat Dr. Ronny Raith (re.) und Sonja Fath von der kommunalen Jugendarbeit wollten wissen, was junge Menschen auf der Schwelle zum Berufsstart umtreibt. Foto: Miriam Lange / Landkreis Regen.

Regen. Eine Situation, die wohl jeder Politiker kennt: Da bietet man jungen Menschen das „Du“ an, diese rutschen aber doch immer wieder ins „Sie“. Landrat Dr. Ronny Raith quittierte dies bei seinem Besuch an der Mittelschule Regen mit einem verständnisvollen Lächeln. Rund 50 Abschlussschülerinnen und -schüler haben am Donnerstag gemeinsam mit ihrem Konrektor Christian Lohmann und den Lehrkräfte Roland Schütz und Sebastian Greß die Gelegenheit für ein offenes Gespräch mit Raith genutzt. Die Belange der Kommunalen Jugendarbeit vertrat hierbei Sonja Fath.

Schnell zeigte sich, dass vor allem praktische Alltagsprobleme die Gemüter der Jugendlichen beschäftigten: teure Führerscheine, überfüllte Schulbusse und eingeschränkte Mobilität. Raith erklärte dazu: „Wir geben jedes Jahr viel Geld aus, um den ÖPNV hier auf dem Land am Laufen zu halten. Aber wir haben nun einmal nicht das Verkehrsnetz von München Mitte – und leider aktuell zudem einen Mangel an Busfahrerinnen und Busfahrern.“ Auch Freizeitangebote und Jugendschutz standen auf der Liste der Sorgen, etwa spät angesetzte Kinovorstellungen oder fehlende Aktivitäten außerhalb von Ferienfreizeiten und Jugendtreffs. „Es ist frustrierend, wenn man etwas unternehmen will und dann planlos auf der Straße steht“, meinte Klassensprecherin Alina. Fath verwies hier auf die direkten Ansprechpersonen: „Wenn ihr Ideen, Wünsche oder Bedarfe habt, könnt ihr jederzeit auf die Jugendbeauftragten oder Jugendarbeiter eurer Kommune zugehen – die nehmen eure Vorschläge ernst und setzen sie um, wo es möglich ist.“

Die Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht war ein weiteres Thema: Raith erklärte, er befürworte es grundsätzlich, wenn junge Menschen für eine gewisse Zeit in den Dienst der Gesellschaft träten, was nicht zwingend Militär bedeutet, sondern auch soziale Dienste umfassen könne, um Verantwortung, Zusammenhalt und Gemeinschaft zu erleben. Einen kurzen Ausblick gab es auch auf das Brennpunktthema Energie. Hier meinte Raith nicht ohne Ironie: „Jeder will Strom jederzeit aus der Steckdose – aber nur wenige wollen Windräder oder Photovoltaik vor der eigenen Haustür akzeptieren.“

In Punkto Berufsbildung meldeten sich die Schülerinnen und Schüler der Praxisklassen auf Nachfrage, äußerten aber noch keine konkreten Vorstellungen, während Alina erklärte, dass sie sich auf den medizinischen Bereich festlegen wolle. Raith griff dies auf und erläuterte die aktuellen Herausforderungen der beiden Krankenhäuser im Landkreis, die hohe jährliche Defizite verzeichnen und bei denen viele notwendige Investitionen noch ausstehen. Als Landrat arbeite er aber mit Blick auf künftige Pflichtarbeiten eine Prioritätenliste ab, ausgelegt auf 15 Jahren – so lange wolle er sich als Kandidat anbieten –, um die Region zukunftsfest zu gestalten.

Auf die Frage, warum er Landrat geworden sei, berichtete Raith aus seiner Vita: Er sei in Kirchberg aufgewachsen, so lange er denken könne ehrenamtlich in Feuerwehr, Kirche, Sport und Vereinen aktiv und habe schon immer Freude daran gehabt, „Menschen zu begleiten und etwas für seine Heimat zu bewegen.“ Dies führte ihn nahtlos zu den Herausforderungen der aktuellen Haushaltssituation: Nach einem Defizit von 25 Millionen Euro 2024 kommen 2025 weitere 14,4 Millionen Euro hinzu, in den kommenden Jahren könnte der Schuldenstand in den dreistelligen Millionenbereich steigen. Hauptursache seien Pflichtinvestitionen wie Neubau von Berufsschule und Fachoberschule, Sanierung der Realschule Zwiesel und der Kliniken. Trotz finanzieller Engpässe und Investitionsstaus bleibe das Ziel, die Balance zu halten zwischen Notwendigem und Wünschenswertem.

Zum Abschluss verteilte der Landrat kleine Aufmerksamkeiten aus dem Fundus des Landkreises, vom Stadt-Arberland-Fluss-Block bis zum Lippenbalsam, und bedankte sich für die offene, lebendige und ehrliche Gesprächsrunde, bei der deutlich wurde, wie wichtig es ist, die Perspektiven junger Menschen bei Entscheidungen für den Landkreis einzubeziehen.

Meldung vom: 28.11.2025