Landrat Dr. Ronny Raith im Dialog mit Regener Realschülern
Regen. Draußen ging der Advent in seine letzte Runde, drinnen füllte sich die Aula der Siegfried-von-Vegesack-Realschule Regen: Rund 90 Schülerinnen und Schüler der zehnten Jahrgangsstufe warteten gespannt auf den Besuch von Landrat Dr. Ronny Raith. Der Austausch mit Jugendlichen gehört für ihn fest zum Amtsalltag. Gemeinsam mit Sonja Fath von der Kommunalen Jugendarbeit besucht er regelmäßig weiterführende Schulen im Landkreis – nicht mit fertigen Antworten, sondern mit offenen Ohren.

Unser Bild zeigt Landrat Dr. Ronny Raith und Sonja Fath von der Kommunalen Jugendarbeit gemeinsam mit rund 90 Abschlussschülerinnen und -schülern der Siegfried-von-Vegesack-Realschule Regen. Foto: Miriam Lange / Landkreis Regen.
Dass die Schülerinnen und Schüler sehr gut vorbereitet waren, zeigte sich bereits im Vorfeld: In den Tagen vor dem Schulbesuch hatten sie dem Landrat eine eigens erarbeitete Umfrage sowie ein Themenpapier übermittelt, in dem sie ihre Anliegen und Fragen sammelten. Diese bildeten auch die Grundlage für den anschließenden Austausch.
Inhaltlich stand der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) im Mittelpunkt. Viele der Jugendlichen pendeln täglich aus den umliegenden Gemeinden nach Regen und berichteten von überfüllten Bussen, Gedränge und Konflikten im morgendlichen Schulverkehr. Besonders der Ärger über blockierte Sitzplätze durch Rucksäcke sorgte für Wortmeldungen. Raith ordnete die Situation sachlich ein. Kosten- und Personalmangel erschwerten den Einsatz zusätzlicher Busse, zudem meldeten die Verkehrsunternehmen, dass die Nachfrage rechnerisch größtenteils abgedeckt sei. Rechtlich sei ein 45-Sitzer mit ebenso vielen Stehplätzen zulässig. Gleichzeitig betonte er, wie wichtig ihm konkrete Rückmeldungen seien: Hinweise mit Datum, Uhrzeit und Strecke lieferten eine Grundlage, um gezielt nach Verbesserungen zu suchen. Spontan griff Fath von der Kommunalen Jugendarbeit die geschilderten Erfahrungen auf und brachte ein Schülerlotsen-Projekt für den ÖPNV ins Gespräch. Engagierte Jugendliche könnten dazu beitragen, für mehr Rücksichtnahme und fairere Verhältnisse in den Bussen zu sorgen. Schulleiter Alexander Reimer zeigte sich offen für den Vorschlag: „Das ist ein spannender Ansatz, den wir prüfen wollen.“
Im Anschluss stellte Fath die Kommunale Jugendarbeit mit ihren Ferien- und Reiseangeboten vor und machte auch Werbung für die Jugendtreffs im Landkreis. „Langeweile ist kein Schicksal“, betonte sie und ermutigte die Schülerinnen und Schüler, mit eigenen Vorschlägen an sie, ihre Kollegen sowie die Jugendbeauftragten der Heimatkommunen heranzutreten.
Anschließend nutzte Raith die Gelegenheit, um weitere Themen anzusprechen, die den Landkreis aktuell beschäftigen. In knapper Form ging er auf die angespannte allgemeine Finanzsituation ein, auf die Herausforderungen rund um die Krankenhausversorgung sowie auf kontroverse Diskussionen – etwa die Windkraft im Bayerischen Wald. Themen, die zuletzt auch bei der Landkreisbürgerversammlung im Mittelpunkt standen und verdeutlichen, unter welchen Rahmenbedingungen politische Entscheidungen getroffen werden.
Neben Sachfragen interessierten sich die Zehntklässlerinnen und Zehntklässler auch für den persönlichen Werdegang des Landrats. Raith berichtete reflektiert und nahbar von seinem Weg: „Mein Zugang zum Landratsamt führte über das Ehrenamt.“ Begonnen habe alles als Ministrant, später folgten Aufgaben im Pfarrgemeinderat, im Gemeinderat von Kirchberg und schließlich im Kreistag. Schritt für Schritt habe sich Verantwortung entwickelt. Aufgewachsen in Kirchberg im Wald, leistete Raith Wehrdienst, studierte Jura und promovierte im Katholischen Kirchenrecht in Budapest. Anschließend arbeitete er viele Jahre als Rechtsanwalt, vor allem im Strafrecht. Dabei sei es häufig um schwerwiegende Entscheidungen gegangen, etwa um Fragen des Freiheitsentzugs. „Diese Arbeit war ebenso anspruchsvoll wie erfüllend“, sagte Raith, „und sie hat mir gezeigt, wie vielschichtig menschliche Lebenslagen sein können.“ Das ehrenamtliche Engagement sei dabei stets der rote Faden geblieben.
Großes Staunen lösten seine Einblicke in den Arbeitsalltag eines Landrats aus. „Mein Tag beginnt meist um 5.30 Uhr“, schilderte er. Zeitung lesen, Mediencheck, Besprechungen, Ortstermine, Sitzungen, Bürgergespräche sowie Entscheidungen zu Bau-, Finanz- und Personalfragen – und an den Wochenenden sei er bei Ehrungen sowie Kultur- und Sportveranstaltungen im Landkreis unterwegs. „In der Summe kommt da schnell eine 100-Stunden-Woche zusammen.“ Zwar konnten sich viele Jugendliche politisches Engagement grundsätzlich vorstellen – fast die Hälfte ist bereits in Vereinen aktiv –, doch ein solches Pensum empfanden alle als große Herausforderung.
Zum Abschluss ermutigten Raith und Fath die Jugendlichen, sich trotz des Wissens um zusätzliches Arbeitsaufkommen einzubringen, interessiert zu bleiben und eigene Ideen zu verfolgen. Gerade in Zeiten, in denen vieles im Umbruch sei, brauche es junge Menschen, die mitdenken und mitgestalten.