Landkreisübergreifende Übung zur Afrikanischen Schweinepest verläuft erfolgreich
Regen/Weißenstein. Mit einer fiktiven Seuchenverdachtsmeldung hatte die Großübung der Landkreise Regen, Deggendorf und Freyung-Grafenau am Donnerstag begonnen und an diesem Samstag schloss sich nun der operative Übungsteil im Gelände bei Weißenstein an. Und das sehr erfolgreich: Suchhunde- und Drohnenteams fanden alle sieben im Feld ausgelegten Wildschweinkadaver.
Früher Start in die Übung
Um 7 Uhr früh waren alle Teilnehmer für den operativen Teil am Landratsamt in Regen zusammengekommen und Landrat Dr. Ronny Raith dankte ihnen für ihren Einsatz bei der Übung. Er betonte: „Es ist leider keine rein theoretische Gefahr, die uns mit der Afrikanischen Schweinepest droht.“ Die Bedrohung rücke näher, zuletzt habe es Fälle in Hessen gegeben. Natürlich hoffe man, „dass es uns nicht erwischt. Aber genau für den Fall, dass es doch passiert, machen wir diese Übung.“ Nur durch eine Übung sehe man auch, wo es zwickt, wo man anpassen oder dazulernen müsse. Ähnlich wird dies in Deggendorf und Freyung-Grafenau gesehen: „Die Erkenntnisse aus dieser landkreisübergreifenden Tierseuchenübung sind sehr wichtig für den Ernstfall. Die Einsatzkräfte, die Jägerschaft und die beteiligten Behörden haben wieder einmal gezeigt, dass ein gutes Miteinander zu einem guten Ergebnis führt“, so der Deggendorfer Landrat Bernd Sibler. Freyung-Grafenaus Landrat Sebastian Gruber ergänzte: „Der enorme Einsatz bei der Vorbereitung und das außergewöhnliche Engagement bei der Durchführung dieser Übung verdienen Dank und Anerkennung. Die Ergebnisse sind eine gute Grundlage, um sich noch zielgerichteter auf ein derartiges Szenario vorbereiten zu können.“
Ablauf des operativen Teils
Der Einsatzleiter der Übung, Regener Veterinäramtsleiter Dr. Stefan Wechsler, erläuterte am Samstagmorgen den Einsatzablauf und die Schritte, die an diesem Tag geplant waren. So wurde ein Elektrozaun von einem Kilometer Länge errichtet und ein mobiler Saufang aufgebaut. Mit Suchhunden im Wald und Drohnen auf freier Fläche wurde nach den sieben ausgelegten Wildschweinkadavern gesucht und die Suche gleichzeitig mittels GPS-Tracking dokumentiert. Nach der Meldung der gefundenen Kadaver an die Einsatzzentrale und der Beauftragung der Kadaverbergung wurde auch die Dekontamination der Suchteams am Sammelplatz geübt – so soll im Ernstfall eine Verbreitung des Virus über die Einsatzkräfte vermieden werden. „Das Virus ist zwar für Menschen völlig ungefährlich, aber neben Wildscheinen erkranken auch Hausschweine. Die Sterblichkeit infizierter Schweine ist sehr hoch und der Erreger ist sehr widerstandsfähig gegen Umwelteinflüsse“, so Wechsler. Anschließend wurden die Wildschweinkadaver durch die Bergeteams geborgen und am in der Kläranlage Regen errichteten Kadaversammellagerplatz sachgemäß gelagert, bis sie abgeholt und entsorgt werden konnten. Als letzten Schritt wurden auch die Fahrzeuge dekontaminiert, bevor die Übung am Landratsamt Regen ihren Abschluss fand.
Erste Übung dieser Art in Niederbayern
Die Aufgaben waren dabei so verteilt, dass nicht jeder Landkreis an jedem Übungsmodul beteiligt war, wie Dr. Wechsler erklärte: „Um den Zaunbau einschließlich Materialanlieferung vom zentralen Tierseuchenlager bei München durch das THW, die Kadaverabholung und Dekontamination der Suchhundeteams haben sich die Kräfte aus Deggendorf gekümmert, um die Straßensicherung durch die FFW Weißenstein, Kadaversuche mit Suchhunden, die Errichtung einer Kadaversammelstelle und die Fahrzeugdekontamination beim THW Regen die Regener und um den Drohneneinsatz, die Errichtung eines mobilen Saufanges und die Verpflegung der Kräfte die Freyung-Grafenauer.“ Die Kadaverbergung haben alle Landkreise mit ihren jeweiligen Teams durchgeführt. Die Arbeit im Krisenzentrum fand an den beiden ersten Tagen in allen drei Landratsämtern statt, am operativen Übungstag nur noch im Landratsamt Regen. Insgesamt waren rund 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer vor Ort, darunter die Mitarbeiter der beteiligten Landratsämter, insbesondere von Veterinärbereich und Katastrophenschutz, Freiwillige Feuerwehren, das BRK, das Technische Hilfswerk (THW) und der Stadt Regen. Hinzu kamen Mitarbeitende der Regierung von Niederbayern, des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, die Jägerschaft und die Landwirtschaftsverwaltung. Das Bayerische Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz war mit zwei Beobachtern vor Ort. „Das war niederbayernweit die erste Übung dieser Art“, so Wechsler. Sie sei erfolgreich verlaufen und man werde nun im Detail auswerten, was besonders gut geklappt habe und wo noch Verbesserungsbedarf bestehe.
Hintergrund Afrikanische Schweinepest
Die Afrikanische Schweinepest, kurz ASP, ist eine Viruserkrankung, die ausschließlich Haus- und Wildschweine betrifft. Übertragen beziehungsweise weiterverbreitet wird sie in der Regel durch direkten Kontakt zu infizierten Schweinen, vor allem durch Kontakt mit Blut. Allerdings ist auch eine Übertragung durch Kleidung oder Fahrzeuge, die nicht ausreichend gereinigt sind, möglich sowie über tierische Produkte, Speiseabfälle oder Futter. Für den Menschen ist das Virus harmlos. Auch Fleisch und Wurst, die aus infizierten Tieren hergestellt werden, stellen für den Menschen keine Gefahr dar.