Allersdorf und Kollnburg sind eine Runde weiter

Landrätin Rita Röhrl nahm sich die Zeit und besuchte die erste Station des Dorfwettbewerbes 2019. Foto: Langer/Landkreis Regen

„Unser Dorf hat Zukunft“: Allersdorf setzt sich denkbar knapp gegen Ritzmais durch

Regen. 90 Minuten lang zeigten sich Allersdorf und Ritzmais beim Dorfwettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ von ihrer besten Seite. Am Ende war es denkbar knapp. „Lediglich eineinhalb Punkte, bei 100 möglichen, machten den Unterschied“, sagt Juryleiter Klaus Eder. Er war als Kreisgartenfachberater mit der neunköpfigen Bewertungskommission unterwegs und er kann am Montagmorgen die Gewinner verraten. „Der Sieger in der Gruppe A, also den Dörfern mit weniger als 600 Einwohnern, heißt Allersdorf“, gab Eder bekannt und hat auch für Kollnburg, dem einzigen Teilnehmer der Gruppe mit über 600 Einwohnern frohe Kunde: „Das Dorf und seine Einwohner überzeugten mit einer umfangreichen, minutiös zusammengestellten Präsentation und den informativen Auftritten von Kindergarten, Schule, Selbständigen und Ortsvereinen. Auch Kollnburg steigt auf in die nächste Runde.“

Rockmusik in Allersdorf

The Rockets sind die jüngste Rockband Niederbayerns. Die Buben sind elf Jahre alt und lassen es richtig krachen. Foto: Langer/Landkreis Regen

The Rockets sind die jüngste Rockband Niederbayerns. Die Buben sind elf Jahre alt und lassen es richtig krachen. Foto: Langer/Landkreis Regen

Am vergangenen Mittwoch, 25. September, besuchte die Jury zunächst Allersdorf. Bei strömenden Regen wurden sie am Feuerwehrhaus begrüßt. Nach einer Vorstellungsrunde im Besprechungsraum ging es in die Halle, dort ließen es die „Rockets“, die jüngste Band Niederbayerns musikalisch krachen. Während die Jury sonst meist volksmusikalische Heimatklänge zu hören bekam, gab es hier harten Rock von AC/DC. Der Sound schien auch den Regen zu vertreiben, denn der eigentliche Rundgang konnte ohne Regenschirm stattfinden. An verschiedenen Stationen wurden nicht nur die optischen Schmuckstücke des Dorfes präsentiert, es stellten sich auch die Menschen und Vereine vor. Dorothee Aigner und Hermann Graßl, die Leider des Wettbewerbsausschusses führten – begleitet von vielen Dorfbewohnern – die Jury durch Allersdorf. Die Gäste erlebten ein Dorf, indem im Zuge der Dorferneuerung die Dorfstraße, Wege und Plätze sowie viele Zufahrten neu gestaltet wurden. Aigner und Graßl wiesen auch darauf hin, dass Allersdorf das kleinste Freibad Bayerns hat und dass die Kirche im Besitz der Gemeinde ist. „Bei uns gibt es alles, was man zum Wohlfühlen braucht“, sagte Aigner und so erfuhren die Besucher, dass es einen Tennis- und einen Fußballplatz gibt und dass sich mehrere Betriebe am Ort angesiedelt haben. Besonders stolz sind die Allersdorfer darauf, dass es „auch noch ein Wirtshaus gibt.“

Viele Menschen begleiteten die Jury

Der Dorfplatz wurde von den Einwohnern selbst gestaltet. Foto: Langer/Landkreis Regen

Der Dorfplatz wurde von den Einwohnern selbst gestaltet. Foto: Langer/Landkreis Regen

Ein Wirtshaus gibt es auch in Ritzmais. Wie schon zuvor in Allersdorf wurde die Jury von vielen Menschen bei strömenden Regen empfangen. Die Vorstellungsrunde wurde kurzerhand in eine leer geräumte Garage verlegt und nachdem auch hier der Regen rasch nachließ konnte sich die Jury bei trockenem Wetter von den Schönheiten des Dorfes überzeugen. Nach einem kurzen geschichtlichen Rückblick ging es zuerst durch eine alte idyllische Hohlgasse mit Erdkeller und anschließend entlang der Dorfstraße. Ritzmais war ursprünglich auch landwirtschaftlich geprägt, hat sich aber durch die vielen Neubauten entlang der Kreisstraße zu einem beliebten Wohnort entwickelt. Dorfsprecher Christian Augustin führte die Besucher durch das Dorf. Dabei präsentierten sich die Ritzmaiser als große Gemeinschaft. Sie berichteten nicht nur von den Vereinsaktivitäten, sondern zeigten auch, wie sie selbst den Dorfplatz gestaltet haben. „Den Rasen mäht nicht die Gemeinde, das machen wir selbst“, sagt Augustin. Auch die Kapelle hat die Gemeinschaft mit Eigenmitteln finanziert. Selbst der Dorfbrunnen und die Sitzgelegenheiten wurden von den Dörflern erstellt. Bei der Führung wurde die Dorfgemeinschaft hervorgehoben, so erfuhr die Jury, dass es beispielsweise einen Dorfwandertag und eine Dorfweihnachtsfeier gibt.

Josefa Schmid spielte auf

Die singende Bürgermeisterin Josefa Schmid spielte zur Begrüßung auf. Foto: Langer/Landkreis Regen

Die singende Bürgermeisterin Josefa Schmid spielte zur Begrüßung auf. Foto: Langer/Landkreis Regen

Der Empfang in Kollnburg am Donnerstagnachmittag, 26. September, fand ohne Regen statt. Musikalisch begrüßt wurde die Jury von der Dorfgemeinschaft und Bürgermeisterin Josefa Schmid. Sie war es auch die die Gäste durch das Dorf führte. Sie begrüßte die Gäste „in der Toskana des Bayerischen Waldes. Kollnburg hat noch viele alte Gassen und Winkel, das gibt dem Dorf einen besonderen Charme“, sagte sie und nachdem das Dorf der Mittelpunkt einer rund 3000 Einwohner starken Gemeinde ist, hat das Dorf viel zu bieten. Vom Dorfladen über ein Dorfwirtshaus bis zum Vier-Sterne-Hotel, im Dorf selbst ist vieles zu finden. Das Ortsbild wird natürlich von den Überresten der alten Burg, dem Burgturm geprägt.  Die Besucher bekamen einen Einblick in die Arbeit der zahlreichen Vereine, die in vielen Bereichen, wie etwa dem Heimatfest, eng zusammenarbeiten. Zudem gibt es eine Kinderkrippe, einen Kindergarten und eine Grundschule. „In Kollnburg gibt es derzeit 28 Vereine und Gruppierungen“, wusste Schmid zu berichten und viele davon stellten sich beim Dorfrundgang vor. Auch ein Besuch des Bibelgartens und der Kirche durfte nicht fehlen. Am Ende wurden die Gäste am Dorfplatz verabschiedet.

Warten auf das Juryergebnis

Danach hieß es für die Teilnehmer: warten. Denn erst am Montagmorgen sollte das Juryergebnis bekannt gegeben werden. „Die Dorfgemeinschaften zeigten der Jury, dass ihre Dörfer hohe Lebensqualität bieten, nicht zuletzt auch deshalb, weil die Bewohner Vieles gemeinsam unternehmen und der Zusammenhalt groß ist“, stellt Eder fest, der zwar für den Wettbewerb verantwortlich zeichnet, aber selbst nicht stimmberechtigt ist. „Dass die Bewertung der fünf Bewertungsbereiche keine großen Unterschiede hervorbringt, war der Jury nach den umfassenden Eindrücken klar“, stellt er fest. Dabei hat er eine Vermutung, was den Ausschlag gegeben hat: „Vielleicht lag es an der Wettbewerbserfahrung, dass die beiden Siegerorte, die sich beide bereits zum dritten Mal innerhalb 30 Jahren zu diesem Dörferwettbewerb angemeldet haben, letztlich in der Bewertung etwas besser abschnitten.“ Umso bemerkenswerter seien demnach der Auftritt und die Aktivitäten der Ritzmaiser Dorfgemeinschaft zu bewerten. Die Jurymitglieder mussten genau hinschauen, bevor es in den einzelnen fünf Kriterien zur Punkteverteilung ging. „Dabei ist es ganz normal, dass Baufachleute einen Ort mit anderen Augen betrachten, als ein Bürgermeister, der Kreisjugendringvorsitzende oder Fachleute aus Landwirtschaft und Naturschutz. Aber die Ausgewogenheit der Fachstellen in der Bewertungskommission garantiert ein objektives Ergebnis“, so der Gartenfachberater abschließend.

Das ist der Wettbewerb

Jeweils drei Jahre dauert der landesweite Dorfwettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“, zu dem Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber bereits im Frühjahr Bayerns Dörfer zur Teilnahme aufgerufen hat. Im ersten Jahr werden die Kreissieger in ganz Bayern ermittelt, die sich dann im Folgejahr wiederum in den Regierungsbezirken einer Bewertungskommission stellen müssen. Im Landkreis Regen gehen nun Allersdorf (Gruppe kleine Orte) und Kollnburg (Gruppe große Orte) in die nächste Runde. Aber auch Ritzmais überzeugte mit einer informativen Präsentation durch die starke Dorfgemeinschaft und deren Sprecher Christian Augustin.

Bevor es im Jahr 2020, vermutlich im Juni, in den Bezirksentscheid geht, wird erstmal gefeiert. Am Freitag, 22. November, ab 19 Uhr gibt es eine Abschlussveranstaltung zum Kreisentscheid, zu der Landrätin Rita Röhrl die Dorfgemeinschaften aller drei Teilnehmerorte einlädt und deren Leistungen würdigt und die Sieger auszeichnet.

 

Meldung vom: 10.10.2019