Andere Kinder haben auch zwei Mamas

Erlebnisreicher Nachmittag für Regenbogen-Mütter und ihre Kinder auf dem Eselbegegnungshof

Der Nachmittag auf dem Eselhof kam bei allen sehr gut an. Weitere Treffen sollen deshalb folgen. Die Mütter wollen ihren Kindern dabei die Möglichkeit geben, zu erleben, dass ihre Familienkonstellation keine Ausnahme ist, sondern es jede Menge Kinder mit zwei Mamas gibt. Foto: Landratsamt Freyung-Grafenau

Hohenau. Einen Familiennachmittag auf dem Eselbegegnungshof Bierhütte (Gemeinde Hohenau) von Gabi Stadler gab es für eine ganze Reihe so genannter Regenbogen-Mütter zusammen mit ihren Kindern. Organisiert hatte ihn auf Wunsch einiger Mütterfamilien die gemeinsame Adoptionsvermittlungsstelle Niederbayern-Ost, ein Zusammenschluss der Jugendämter der Stadt Passau sowie der Landkreise Deggendorf, Freyung-Grafenau, Passau, Regen und Rottal-Inn. Der Andrang war groß und so konnten 13 Familien mit 20 Kindern sowie sechs Fachkräfte einen spannenden und ereignisreichen Nachmittag mit den Eseln und vielen anderen Hoftieren verbringen.

Der Nachmittag kam bei allen sehr gut an. Die Familien wollen deshalb weitere Treffen organisieren. Den Mütterfamilien ist dabei der Erfahrungsaustausch sehr wichtig, und vor allem die Möglichkeit für ihre Kinder, zu erleben, dass ihre Familienkonstellation keine Ausnahme ist, sondern es jede Menge Kin-der mit zwei Mamas gibt. Vorbild für den Nachmittag war das Regenbogenfamilienwochenende für Väter mit ihren Kindern, das die Eheleute Sitter in ihrem Bier- und Wohlfühlhotel Gut Riedelsbach anbieten, und das sehr großen Anklang findet.

Bei dem Treffen in Bierhütte gab es neben Streicheln, Füttern und Putzen der Esel die Möglichkeit, den Hof mit den weiteren Tieren zu besichtigen, sowie einen kleinen Waldspaziergang mit Sammeln von Naturmaterialien zu machen. Nach einem gemütlichen Beisammensein durften die Kinder mit ihren Mamas noch kleine Esel aus den gesammelten Naturmaterialien basteln und mit nach Hause nehmen.

Zum Hintergrund: Als Regenbogenfamilien werden Familien bezeichnet, in denen mindestens ein Elternteil lesbisch, schwul, bisexuell, transgeschlechtlich bzw. intergeschlechtlich und /oder nichtbinär ist. Mütterfamilien erfüllen sich ihren Kinderwunsch dabei meist mithilfe einer Samenspende. Väterfamilien nehmen in Deutschland vor allem Pflegekinder auf.

„Wegen der aktuellen Rechtslage bei gleichgeschlechtlichen Ehen entsteht zwangsweise der Kontakt zur Adoptionsvermittlungsstelle“, erläutert Birgit Kiescher, die seit vielen Jahren für das Landratsamt Regen in der gemeinsamen Adoptionsvermittlungsstelle Niederbayern-Ost tätig ist.

Zwar gebe es seit 1. Oktober 2017 die Ehe für alle. Allerdings sei die Ehefrau bzw. Lebenspartnerin der leiblichen Mutter eines Kindes in einer solchen Ehe nicht automatisch rechtlicher Elternteil dieses Kindes, auch wenn sie mit der Mutter zum Zeitpunkt der Geburt verheiratet bzw. verpartnert ist. Deshalb sei bislang noch eine so genannte Stiefelternadoption notwendig, damit beide Mütter rechtlich gesehen als Elternteil gelten. „Und im familiengerichtlichen Verfahren zur Adoption ist dann eine fachliche Stellungnahme der Adoptionsvermittlungsstelle erforderlich“, so Kiescher.

Meldung vom: 05.12.2023