Die gute Nachricht: Es gibt zwei Lösungsmöglichkeiten, nur es wird Zeit brauchen

Landrat Dr. Ronny Raith (li.) setzte sich dafür ein, dass man „miteinander spricht, nicht übereinander“. Er hofft, dass zeitnah eine neue Brücke gebaut werden kann. Stefan Huber berichtete über den schlechten Zustand und die Planmöglichkeiten. Foto: Heiko Langer / Landratsamt Regen
Einweging. Groß war der Besucherandrang bei der Bürgerinformationsveranstaltung zu den Plänen eines Brückenneubaus auf der Kreisstraße REG 14, Schlatzendorf-Kirchaitnach. Bei Kammeraitnach ist die sogenannte Brandlhofbrücke über die Aitnach aus dem Jahr 1952 nicht nur in die Jahre gekommen, sie ist marode und so muss dringend gehandelt werden. Nachdem das Straßenbauamt bereits eine Tonnagenbeschränkung angekündigt hatte, haben Regens Landrat Dr. Ronny Raith und Kollnburgs Bürgermeister Herbert Preuß zur Versammlung in das Gasthaus Schaupp nach Einweging eingeladen. Vor Ort nahmen sie, Vertreter des Straßenbauamts Passau und der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) Stellung.
„Das Straßenbauamt Passau verwaltet neben den Bundes- und Staatsstraßen auch die Kreisstraßen des Landkreises Regen in sogenannter Auftragsverwaltung“, erklärte Kurt Stümpfl, der stellvertretende Leiter des Straßenbauamtes und ergänzte, dass sein Amt so alle Pflichten aus der Straßenbaulast für den Landkreis Regen wahrnehmen müsse. Zu diesen Pflichten gehöre auch die regelmäßige Überprüfung der Brückenbauwerke. Wichtig sei, dass Straßen wie Brücken den Erfordernissen der öffentlichen Sicherheit Rechnung tragen und ohne Sicherheitsbedenken genutzt werden können. Sollte die gefahrlose Nutzung nicht möglich sein, müsse gehandelt werden, so der Experte weiter.
Brückenbauexperte Stefan Huber sprach anschließend über das bestehende Bauwerk. Bisher sei dies alle sechs Jahre gründlich und alle drei Jahre durch eine erweitere Sichtprüfung begutachtet worden. Bewertet werden dabei die Standsicherheit, die Verkehrssicherheit und die Dauerhaftigkeit. Während in den Jahren 2018 und 2021 eine ausreichende Sicherheit festgestellt wurde, wurde im Vorjahr das Prüfergebnis zum Problem. „Es gab eine Verschlechterung auf 3,4“, erklärte Huber. Dies habe zur Folge, dass man nicht, wie geplant mittelfristig handeln müsse, sondern umgehende Instandhaltungsmaßnahmen notwendig sind. Maßnahmen zur Schadensbeseitigung und auch Nutzungseinschränkungen sind aufgrund dieses Prüfergebnisses notwendig.
Laura Strixner von der Unteren Naturschutzbehörde erklärte die Gesetzeslage und die Auflagen aus dem Naturschutz. Foto: Heiko Langer / Landratsamt Regen
Bis dahin war man zudem davon ausgegangen, dass man eine große Lösung anstrebt. Man wollte die Brücke nicht nur ersetzen, sondern die Straßenführung verbessern. Doch diesem Ziel machten nun naturschutzrechtliche Stellungnahmen ein Ende. Mehrere geschützte Arten hätten im FFH-Gebiet neben der Aitnach und in der Aitnach ihre Heimat gefunden. Von der Mühlkoppe im Bach über den Fischotter bis zur seltenen Schmetterlingsarten – viele Tiere sind hier heimisch. „Zu viele für einen Neubau“, erklärte Laura Strixner von der Unteren Naturschutzbehörde. Das Gesetz mache klare Vorgaben: Wenn es Alternativen wie die Erneuerung der bisherigen Brücke oder einen Ersatzneubau an Ort und Stelle gebe, dürften keine Baumaßnahmen stattfinden, die so sehr in das Ökosystem eingreifen.
Als Sofortmaßnahme wurde nun die Höchstgeschwindigkeit auf der Brücke reduziert. Zudem werden Betongleitwände aufgestellt, so dass bei einem Unfall kein Fahrzeug in die Aitnach stürzen kann. Damit die Wände installiert werden können, musste ein Statiker die Tragkraft der Brücke ermitteln. Das Gutachten brachte die nächste negative Überraschung. „Wir müssen die Tonnage auf zwölf Tonnen beschränken“, bedauerte Huber. Dies müsse man machen, um die Vollsperrung zu vermeiden, denn ohne Beschränkung müsse man davon ausgehen, dass die Brücke weiter beschädigt wird. Ein Lastkraftwagen beanspruche die Brücke so sehr wie 160000 Autos, die über sie hinweg rollen. Zudem plane man mit einer Maximalbreite von drei Metern. Daraus ergebe sich zudem, dass das Bauwerk nur einspurig überfahren werden darf.
„Mindestens bis Jahresende“, müssten die Verkehrsteilnehmer mit den Einschränkungen auf der Strecke leben. Bei optimalem Verlauf könne man möglicherweise bis dahin eine provisorische Behelfsbrücke in Betrieb nehmen und so den Verkehr zumindest in Sachen Gewicht wieder frei rollen lassen. In zwei bis drei Jahren soll es, wenn die Genehmigungsverfahren und Planungen optimal verlaufen, eine neue Brücke geben. Huber stellte hier auch zwei Maßnahmen vor: Den Bau einer neuen Brücke neben der alten oder einen Abriss und einen Neubau an Ort und Stelle.
Bürgermeister Herbert Preuß zeigte wenig Verständnis für die Zwänge der Planer. Foto: Heiko Langer / Landratsamt Regen
Groß war der Unmut der Anwesenden, denn viele befürchteten, dass auf sie weite Wege zukommen. Nachdem von den Sperrungen auch mehrere Sägewerke und Speditionen sowie die landwirtschaftlichen Betriebe betroffen sein werden, gab es durchaus lautstarke Proteste. „Wir sind gekommen, um miteinander zu reden und Lösungen zu finden, wo immer dies möglich ist“, betonte Landrat Raith. Er hörte sich geduldig die Einwände der Bürger an. Man könne die Naturschutzgesetze nicht verändern, man könne aber versuchen, Auswege aus der Misere zu finden. Für die Landwirte wird demnach geprüft, ob die Sperrung für Fahrzeuge erst ab 3,20 Meter Breite gelten könne. „Dann könnten unsere Landmaschinen, die in der Regel drei Meter breit sind, problemlos die Brücke nutzen“, stellte ein Landwirt fest und Huber versprach dies mit den Statikern zu besprechen. „Wenn dies möglich ist, dann setzen wir das gerne um“, sicherte er zu. Zudem werde man prüfen, ob man statt zwölf Tonnen die Sperrung nicht erst bei 16 Tonnen beginnen kann. Als weiteres Ziel wurde formuliert, dass der Schulverkehr weiter über die Brücke laufen kann. „Hier hoffen wir auf Sondergenehmigungen“, so Huber.
MdB Alois Rainer versuchte die Gemüter zu beruhigen. Die Gesetze könne man auf die Schnelle nicht verändern, aber vor Ort könne man dennoch sinnvolle Maßnahmen ergreifen. Foto: Heiko Langer / Landratsamt Regen
Befürchtungen der Kommunen im Umfeld, dass der bisherige Verkehr über die kleinen Gemeindestraßen laufen könne, versuchte MdB Alois Rainer zu zerstreuen. Er kenne die Situation aus seiner Bürgermeisterzeit. Hier könnten die Gemeinde Straßen zumindest für den Schwerlastverkehr sperren. „Bei uns hatte es sich bewährt, dass man nur den Quell- und Zielverkehr zugelassen hat“, so Rainer weiter.
„Für die Sperrzeiten gibt es ein Umleitungskonzept“, versicherte auch Beatrix Lindinger-Hösle, die Leiterin der Servicestelle Deggendorf im Straßenbauamt Passau. Auch sie hoffte, dass bald belastbare Daten zu den beiden Alternativen vorliegen, so dass bald mit dem tatsächlichen Bau begonnen werden kann.
Abschließend betonte Landrat Raith, dass der Landkreis alles machen werde, um die Zeiten mit Einschränkungen so kurz als möglich zu machen. Für konkrete Vorschläge seien er und die Verwaltung jederzeit offen. Letztendlich müsse der Kreistag, wenn alle Fakten, Berechnungen und Planungen stehen, entscheiden, welche der beiden Varianten kommt. Bis dahin bat er um Geduld. „Ich verstehe den Ärger und die Frustration, aber helfen kann uns nur, anzupacken und möglichst schnell die Maßnahmen zu starten.“ Er selbst werde sich überall dort einbringen, wo möglicherweise eine Beschleunigung des Verfahrens erreicht werden kann.