Landrätin Rita Röhrl und Jugendamtsleiter Martin Hackl begrüßten beim „Systemsprenger“ mehr als 100 Besucher
Regen. „Es freut mich, dass Sie unserer Einladung ins Kino gefolgt sind.“ Mit diesen Worten begrüßte Landrätin Rita Röhrl die Besucher zu einer Sondervorstellung im Kinocenter Regen. Dazu eingeladen hatte das Jugendamt und mehr als 100 Gäste kamen zu der Nachmittagsvorstellung. Sie alle erlebten mit „Systemsprenger“ einen besonderen Film. Ein Werk, mit dem Deutschland in das Oscarrennen geht, das die Besucher nicht unterhalten will, sondern zum Nachdenken anregt.
„Sie sehen heute einen sehr ungewöhnlichen Film“, sagte Röhrl mit Blick auf die Handlung. Im Mittelpunkt des Streifens stehen die neunjährige Benni und ihr Leben. Sie kämpft sich durch viele Einrichtungen und Maßnahmen der Jugendhilfe, auf der Suche nach einem festen Platz, an dem sie bleiben kann. Dabei macht das Kind die Erfahrung, dass sie an den Einrichtungen, deren Regeln und Möglichkeiten scheitert. Immer wieder sprengt sie den vorgegebenen Rahmen, immer wieder sprengt sie das System.
Auch, wenn der Film, möglicherweise „ein zutiefst verstörender Film“ ist, gebe er einen Einblick in eine Realität, der sich auch die Mitarbeiter im Jugendamt immer öfter stellen müssen. „Wir werden solchen Kindern immer öfter begegnen“, stellte die Landrätin fest. Wichtig sei, dass man sich der Thematik annehme und versuche jedem Kind zu helfen. „Kinder sind unsere Zukunft“, so Röhrl weiter und auf den Weg in die Zukunft dürfe kein Kind auf der Strecke bleiben. Bedauerlicherweise werden in vielen Fällen „Geduld und Liebe allein nicht reichen“, um helfen zu können brauche man Menschen, die sich über das übliche Maß hinaus einsetzen.
Der Film gebe eine Sichtweise vor, wie an das Thema Jugendhilfe – jenseits von Kosten und pädagogischen Konzepten – herangegangen werden kann, meinte Jugendamtsleiter Martin Hackl. Der Film zeige auch Grenzen und zeige, wie schwer es nicht nur für das Kind, sondern auch für das Umfeld, für die Helfer und Erzieher, sein kann, erklärte Hackl und deswegen habe man sich dazu entschlossen den Film nach Regen zu holen und deswegen habe das Jugendamt auch diejenigen zum Kinobesuch eingeladen, die im täglichen Leben mit der Thematik zu tun haben.
Man wolle die Betroffenen nicht alleine lassen, versichert Hackl und so wolle man den Film nicht nur zeigen, die Mitarbeiter des Jugendamtes wollen auch mit den Besuchern ins Gespräch kommen. So luden die Landrätin und der Jugendamtsleiter die Gäste im Anschluss an den Film zu einer kleinen Brotzeit in das Kinofoyer ein. „Hier besteht die Gelegenheit, dass man sich austauscht und über den Film spricht.“
Der Film beeindruckte sichtbar: Im Kinosaal herrschte nach dem Film zunächst einmal Schweigen. Die Teilnehmer nutzten dann aber die Chance zum Austausch. So entwickelten sich im Kinofoyer viele Gespräche. Am Ende zog Jugendamtsleiter Hackl eine positive Bilanz: „Der gute Besuch zeigte schon, dass viele an dem Thema interessiert sind. Dass kaum jemand sofort nach Hause gegangen ist und dass viele die Gelegenheit zum Dialog nutzten, belegt, dass der Film die Menschen bewegt hat.“ Viele Rückmeldungen hätten auch gezeigt, dass man ähnliche Probleme wie bei dem Filmkind Benni auch bei uns kennt und dass es auch im Landkreis Regen Kinder gibt, die die Eltern, das Jugendamt, die Betreuer und alle anderen Verantwortlichen vor große Herausforderungen stellen. Da ist es wichtig, dass man miteinander im Gespräch bleibt und dies sei an dem Nachmittag durchaus gelungen, so Hackl abschließend.