Der König der Wachteln residiert im Arberland

Hans-Jörg Gaim von der LBV-Kreisgruppe Regen, Landwirtin Manuela Berndl und Biodiversitätsberater Martin Graf vor der frisch gemähten Wiese. Foto: Emily Oswald/Landratsamt Regen

Landwirte, Naturschützer und Helfer packen beim Wiesenbrüterschutz an

Wachtelkönige sind dank ihres Aussehens gut getarnt und verstecken sich meist in der Vegetation. Foto: Dr. Christoph Moning/LBV Bayern

Wachtelkönige sind dank ihres Aussehens gut getarnt und verstecken sich meist in der Vegetation. Foto: Dr. Christoph Moning/LBV Bayern

Regen Im Sommer 2021 konnte die untere Naturschutzbehörde mit Hilfe von ehrenamtlichen Unterstützern und aufgeschlossenen Landwirten mehreren Wachtelkönigen beim Brutgeschehen helfen. Für die Landwirte gibt es eine angemessene Entschädigung.

Als Markus Schmidberger vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) Anfang Juni spät am Abend über die Wiesen rund um den Arnbrucker Flugplatz blickt, hört er ein bekanntes Geräusch. Ein hölzerner, schnarrender Gesang liegt über den Fluren. Auch auf einer weiteren Wiese kann man plötzlich dieselben Töne hören. Schon seit ein paar Jahren brüten rund um Arnbruck Wachtelkönige, eine vom Aussterben bedrohte Vogelart, die nur noch sehr sporadisch in unserer Landschaft vertreten ist. Vom lateinischen Namen Crex crex kann man schon erahnen, dass sie nicht gerade für schöne Gesänge bekannt sind.

Über den Sommer über kann man die Wachtelkönige vor allem nachts hören, zu sehen sind sie eher selten. Eines ihrer Größten Probleme ist die lange Brutzeit, sogar noch Anfang September können nicht flügge Vögel angetroffen werden. Schmidberger weiß um die Gefährdung der Wiesenbrüter und kontaktierte die Mitarbeiter der unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt in Regen. Er hatte die Gefahr im Blick: Eine zu frühe Mahd kann den kompletten Bruterfolg vernichten. Um den Ausfall durch die spätere Mahd für die Landwirte auszugleichen, gibt es mittlerweile eine großzügige Entschädigung, bei der auch eventuell entstehende Entsorgungskosten miteingerechnet sind. Die Höhe der Entschädigung wurde mit Hilfe der Landesanstalt für Landwirtschaft errechnet und wird über das Landratsamt durch Mittel der Regierung ausgezahlt.

Hans-Jörg Gaim von der LBV-Kreisgruppe Regen, Landwirtin Manuela Berndl und Biodiversitätsberater Martin Graf vor der frisch gemähten Wiese. Foto: Emily Oswald/Landratsamt Regen

Hans-Jörg Gaim von der LBV-Kreisgruppe Regen, Landwirtin Manuela Berndl und Biodiversitätsberater Martin Graf vor der frisch gemähten Wiese. Foto: Emily Oswald/Landratsamt Regen

Ebenfalls Wachtelkönige kartiert hat heuer Hans-Jörg Gaim von der LBV-Kreisgruppe Regen. Er konnte unter anderem auf zwei Wiesen nahe Unterzwieselau, die Manuela Berndl von der Bauernhansl GbR bewirtschaftet, Wachtelkönige feststellen. Dass hier die Wiesen bis September stehen geblieben sind, ist vor allem Gaims Verdienst, aber auch Berndl reagierte sehr verständnisvoll. „Bisher wusste ich nicht, dass bei uns ein derart seltener Vogel vorkommt. Erst, nachdem mich die Mitarbeiter der Naturschutzbehörde kontaktiert haben, habe ich davon erfahren“, meint sie. Normalerweise hätte sie die Wiesen bereits im Juli gemäht. „Generell haben wir heuer sehr viel Glück gehabt, da die Wachtelkönige sich scheinbar Wiesen ausgesucht haben, wo auch die Landwirtinnen und Landwirte sehr verständnisvoll reagiert haben“, bemerkt Martin Graf, Biodiversitätsberater im Landkreis Regen. „Auch die Anzahl der Wachtelkönig-Nachweise war heuer erstaunlich hoch“, so Graf weiter.

Schwerpunktgebiete des Wachtelkönigs sind vor allem das Zellertal und die Wiesen rund um Lindberg. Für die Zukunft hofft die untere Naturschutzbehörde, mit Hilfe von verständnisvollen Landwirte, wie Manuela Berndl sowie ehrenamtlichen Unterstützern, wie Hans-Jörg Gaim, das Überleben des Wachtelkönigs im Landkreis Regen langfristig zu sichern.

Übrigens: Der Name Wachtelkönig ist übrigens darauf zurückzuführen, dass man früher glaubte, eine Gruppe ziehender Wachteln würde stets von einem Wachtelkönig angeführt oder geleitet. Genährt wurde dieser Aberglaube von dem Sachverhalt, dass beide Arten tatsächlich häufiger gemeinsam ziehend beobachtet werden können. Zumindest aus wissenschaftlicher Sicht ist er aber weder König noch Wachtel, tatsächlich zählt der Wachtelkönig zu der Familie der Rallen.

Meldung vom: 14.09.2021