Landrätin Rita Röhrl würdigt Ernst Hinsken als „einen Kämpfer für die Menschen in der Region“
Regen/Haibach. „Mit großem Bedauern habe ich heute vom Tod von Ernst Hinsken erfahren“, sagt Landrätin Rita Röhrl und spricht davon, dass der Landkreis „einen Kämpfer für die Menschen in der Region“ verloren hat. Hinsken habe sich stets für die Bürgerinnen und Bürger eingesetzt und habe auch viel erreicht. Dabei verliere die Region nicht nur einen Politiker, sondern auch jemanden, „der ein großes Herz hatte und sich stets auch sozial engagiert hat.“
In der Tat ist die Vita von Ernst Hinsken beeindruckend. 1964 legte er die Meisterprüfung als Bäckermeister ab, drei Jahre später trat er in die CSU ein. Er war sowohl lokal als auch bundespolitisch aktiv, saß insgesamt 48 Jahre im Kreistag des Landkreises Straubing-Bogen. 33 Jahre vertrat er als direkt gewählter Abgeordneter den Wahlkreis Straubing-Regen im Bundestag. In den Jahren 2002 und 2005 war er der Stimmenkönig Deutschlands, er erhielt mit 74,6 Prozent beziehungsweise 68 Prozent prozentual gesehen die meisten Stimmen aller direkt gewählten Bundestagsabgeordneten. Von 1990 bis 1997 war er wirtschafts- und verkehrspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, von 1998 bis 2005 war er Vorsitzender des Ausschusses für Tourismus. 1998 war er zehn Monate lang Parlamentarischer Staatssekretär für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Vielen Bundesbürgern ist Hinsken auch als der Abgeordnete bekannt, der am 9. November 1989, dem Tag des Mauerfalls in Berlin, zusammen mit den Abgeordneten Franz Sauter (CDU) und Hermann Josef Uhland (CDU) kurz vor Ende der Bundestagssitzung spontan die Nationalhymne anstimmte. Daraufhin erhob sich nahezu der gesamte Bundestag und die meisten Abgeordneten stimmten mit ein.
„Uns wird aber nicht nur der Politiker Ernst Hinsken in Erinnerung bleiben, viele werden sich auch gerne an den Menschen Ernst Hinsken erinnern, der sich sozial engagiert hat, beispielsweise als Vorsitzender Stiftung der Lebenshilfe Regen“, sagt Rita Röhrl. Sie selbst erinnert sich auch an zahlreiche Diskussionen mit Hinsken. Man sei nicht immer einer Meinung gewesen, bei den wichtigen Dingen, beim Umgang mit Menschen, bei den Einsatz für sozial Benachteiligte und auch beim Engagement für den Landkreis Regen sei Hinsken stets ein wertvoller Mitstreiter gewesen. „Da waren wir uns immer einig“, erinnert sich die Landrätin. Der Landkreis Regen hat den Einsatz von Ernst Hinsken am 22. Februar 2017 in besonderer Weise gewürdigt. Damals erhielt er den Ehrenpreis des Landkreises Regen. „Ernst Hinsken war über Jahrzehnte das Sprachrohr der Region im Bundestag. Sein Wort hatte selbst bei Kanzlern Gewicht“, hieß es damals in der Laudatio. Die damalige Begründung beschreibt sein Wirken sehr gut: „Er war ein Kämpfer für eine bessere Verkehrsanbindung und er hat immer versucht Betriebe in die Region zu holen. Als Straubinger, genauer gesagt als Haibacher, war er immer für den gesamten Wahlkreis da, also auch für den Landkreis Regen. Das ging so weit, dass in Straubing einige sagten, der Hinsken, das ist doch der Abgeordnete der Waidler.“ Hinsken setzte sich stets auch für den Erhalt des Bundeswehrstandortes Regen und den Erhalt der Bahnstrecken ein. Auch der Tourismus lag ihm immer am Herzen, so gilt Hinsken auch als „Vater der Glasstraße“.
Wie sehr sich Hinsken für die Region einsetzte brachte Altkanzler Helmut Kohl bei einem Besuch bei Ernst Hinsken auf den Punkt. Dabei wurde Kohl gefragt, wie das denn so war, für den Kanzler mit dem Abgeordneten Hinsken. Kohl antwortete darauf: „Wenn ich den Hinsken gesehen habe, dann habe ich versucht ihm aus dem Weg zu gehen, denn, wenn er einen geschnappt hat, dann hast Du ihm eine Zusage geben müssen. Selbst ich als Kanzler habe erst wieder gehen können, wenn der Hinsken das bekommen hat, was wollte. Wenn er was erreichen wollte, dann hat er nie aufgegeben.“ Deswegen habe Kohl Hinsken auch als Altkanzler besucht, „das habe ich ihm versprochen.“
„Unsere Gedanken sind nun bei seiner Familie“, sagt Landrätin Röhrl. Sie wünscht seiner Frau und der gesamten Familie viel Kraft um den Verlust zu überwinden. „Wir alle, die wir Ernst Hinsken kannten, werden ihn sicherlich nie vergessen“, so die Landrätin abschließend.