Landrat und Kommunale Jugendpflegerin besuchen die Mittelschule Viechtach

Besuch in der Mittelschule Viechtach (v.li.): Schulleiterin Ida Kärtner stellte den Schülerinnen und Schülern Landrat Dr. Ronny Raith und Kommunale Jugendpflegerin Kathrin Götz vor. Foto: Iris Gehard / Landratsamt Regen
Viechtach. Regelmäßig kommen Landrat Dr. Ronny Raith und Kommunale Jugendpflegerin Kathrin Götz an die Schulen im Landkreis, um sich mit den Schülerinnen und Schülern der Abschlussklassen auszutauschen. Diesmal kamen sie an die Mittelschule Viechtach.
Schulleiterin Ida Kärtner begrüßte die Gäste und erklärte den Schülern: „Der Landrat und Frau Götz sind heute da, um sich euren Fragen zu stellen.“ Raith bestätigte: „Wir wollen wissen, was euch beschäftigt und was wir als Landkreisverantwortliche für euch tun können, damit ihr gerne im Landkreis lebt.“ Landrat und Kommunale Jugendpflegerin stellten sich kurz vor, anschließend legten die Schüler sofort mit Fragen aus ihrer vorab vorbereiteten Fragenliste los.
Ehrenamt und Klimapolitik
Die Jugendlichen wollten beispielsweise wissen, wie der Landkreis das Ehrenamt fördert. Hierfür gebe es am Landratsamt eigens den Bereich Ehrenamtsförderung, erklärten Landrat und Kommunale Jugendpflegerin. Dieser habe zwei wesentliche Aufgaben, die eine sei die Beratung, „beispielsweise bei Fragen zur Vereinssatzung oder Mitgliedergewinnung.“ Das Zweite sei die finanzielle Förderung des Ehrenamts. So gebe es beispielsweise Zuschüsse im Bereich Jugendarbeit oder einen Topf für die Sportstättenförderung.
Die Jugendlichen interessierte auch, was der Landkreis gegen hohe Energiepreise mache und was man fürs Klima tue. „Die Energiepreisgestaltung ist eine bundespolitische Frage“, stelle Raith klar. Ein bisschen Spielraum habe man vor Ort, etwa Möglichkeiten zur Vereinfachung von Genehmigungen für Photovoltaik-Anlagen (PV-Anlagen). Auch die Klimapolitik sei Sache des Bundes, das habe man zum Beispiel beim Atomausstieg gesehen. Auf Landkreisebene bemühe man sich aber darum, möglichst klimaneutral zu sein, etwa über möglichst kurze Wege und eine regionale Erzeugung. So habe das Landratsamt eine Heizung, „für die die Hackschnitzel von Waldbauern aus der Region kommen“, erklärte Raith. Außerdem werde versucht, den Strombedarf der landkreiseigenen Gebäude über PV-Anlagen auf den Dächern zu decken. Man setze auch stromsparende LEDs ein. „Wir haben im letzten Jahr außerdem eine eigene Energie-GmbH gegründet“, so der Landrat weiter. Ziel sei, im Landkreis selbst Energie zu erzeugen und diese dann auch hier zu verbrauchen.
Finanzielle Lage des Landkreises
Kommunale Jugendpflegerin Kathrin Götz (li.) und Landrat Dr. Ronny Raith im Gespräch mit den Abschlussklässlern der Mittelschule. Foto: Iris Gehard / Landratsamt Regen
„Warum ist der Landkreis in finanzieller Not?“ war eine weitere Frage der Mittelschüler. „Weil der Landkreis viel ausgibt“, so Raith, und zwar für notwendige Maßnahmen wie den Neubau der Berufsschule mit Fachoberschule in Regen, der 63 Millionen Euro koste. Danach gehe es mit der Sanierung der Realschule Zwiesel und der Dreifachturnhalle weiter. „Bei der Schule werden die Kosten bei rund 23 oder 24 Millionen Euro liegen, die Turnhalle bei neun Millionen“, erklärte der Landrat. Diese Ausgaben seien notwendig, denn: „Wir wollen, dass ihr eine gute Ausgangsbasis habt“, so Raith. Im medizinischen Bereich sei der Landkreis für Krankenhäuser und Medizinische Versorgungszentren (MVZ) verantwortlich, auch hier seien die Ausgaben hoch. Das Krankenhaus Viechtach werde nun über insgesamt zwölf Jahre saniert, die Investitionsmaßnahmen dafür lägen bei 80 Millionen Euro. Dann gehe es um die Frage, ob das Krankenhaus Zwiesel saniert werde oder ob man neu baue. Die Sanierung werde mit 120 Millionen Euro zu Buche schlagen, ein Teilneubau mit 145 Millionen Euro.
Viele Ausgaben, die der Landkreis darüber hinaus habe, etwa für die Verwaltung oder den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV), seien hier noch gar genannt. „Der Haushalt des Landkreises, also was wir in einem Jahr ausgeben können, liegt bei etwa 100 Millionen Euro“, so Raith. Hinzu komme, dass Bund und Freistaat immer mehr staatliche Aufgaben auf die kommunale Ebene abwälzten. „Wir erfüllen diese Aufgaben, aber: Der Staat stellt uns nicht genügend Geld dafür zur Verfügung“, so der Landrat.
„Wie wird man Landrat?“
Neben weiteren Fragen zu Demokratie leben, der Cannabislegalisierung oder der Förderung des ÖPNV durch den Landkreis interessierten sich die Schüler auch für den Landrat selbst. Sie fragten etwa „Wie wird man Landrat?“, „Warum sind Sie Landrat geworden?“ oder „Welche Aufgaben hat ein Landrat und wie sieht der Tagesablauf aus?“ Raith erklärte, der Landrat sei ein kommunaler Wahlbeamter, werde also genau wie ein Bürgermeister von allen Bürgerinnen und Bürgern des Landkreises über 18 Jahren gewählt. Er sei früh ehrenamtlich aktiv gewesen in seiner Heimatgemeinde Kirchberg und sei vom Bürgermeister dann auch in relativ jungen Jahren gefragt worden, ob er Gemeinderat werden wolle. Danach sei er Kreisrat geworden und schließlich von der vorhergehenden Landrätin Rita Röhrl gebeten worden, stellvertretender Landrat zu werden. Als diese nicht mehr für den Posten des Landrats antrat, sei er von vielen angesprochen worden, die ihm die Aufgabe zutrauten. „Unser Gemeinwesen funktioniert nur, wenn Leute bereit sind, Verantwortung zu übernehmen“, das sei seine Überzeugung und deshalb habe er sich zur Wahl gestellt.
Er arbeite 90 bis 100 Stunden in der Woche und sein Tag beginne um 5.30 Uhr früh. Er lese dann Zeitung und informiere sich in den Medien. „Ab 6.30 Uhr fange ich mit den E-Mails an, die seit dem Vorabend eingegangen sind“, so Raith. Ab 7.15 Uhr sei er im Büro und habe bis etwa 18 Uhr Termine und Besprechungen. „Meistens folgt noch ein Abendtermin und das letzte Mal checke ich meine E-Mails etwa um 20.30 Uhr. Ich habe mal überschlagen, wie viele Termine im Landkreis ich im letzten Jahr gemacht habe“, so Raith. „Ich bin auf etwa 1050 gekommen.“ Langweilig werde ihm als Landrat also nicht.
Freizeitangebote im Landkreis
Auch die Frage nach Freizeitmöglichkeiten war den Jugendlichen wichtig. Als Kommunale Jugendpflegerin könne sie selbst Ferien- und Freizeitangebote machen, so Götz. „Im Februar gibt es beispielsweise ein Winterwochenende im Wildniscamp inklusive Schneeschuhwanderung.“ Sie mache auch Ferienfreizeiten in den Sommerferien und plane eine Auslandsfreizeit. Dann gebe es auch vom Kreisjugendring viele Angebote für Tagesfreizeiten. Hier verwies sie auf dessen Programmheft, das von der Schule noch ausgeteilt werde oder bereits ausgeteilt worden sei. Hinzu kämen viele weitere Angebote, etwa von Kommunen, Vereinen, Verbänden oder Jugendtreffs. Was die Freizeitmöglichkeiten beträfe, hätten die Jugendlichen auch selbst eine wichtige Rolle: „Ihr sagt, worauf ihr Bock habt. Teilt es mir mit“, so Götz, dann könne sie versuchen, die Wünsche umzusetzen.
Landrat Dr. Raith dankte den Schülerinnen und Schülern abschließend für den intensiven, auch kritischen Austausch. Er freue er sich, wenn junge Leute sich so engagierten und sich trauten, ehrliche Fragen zu stellen. Dafür wolle er den Jugendlichen seine große Wertschätzung aussprechen. Die meisten Mittelschüler dürften zwar noch nicht wählen, aber: „Unsere Demokratie kann nur funktionieren, wenn wir kritische Fragen auch stellen.“ Auch nach dem Termin stünden Götz und er für weitere Fragen zur Verfügung. Raith sei am besten über die E-Mail-Adresse landrat@lra.landkreis-regen.de erreichbar und auch Götz hinterließ ihre Kontaktdaten: „Auf Instagram findet ihr mich zum Beispiel als koja_regen.“