„Der Mensch ist das Wichtigste“

  Landrat Dr. Ronny Raith mit den Firmengründerinnen Gisela Dengler (links neben dem Landrat) und Claudia Wildfeuer (rechts neben Landrat) sowie Kundinnen, Angehörigen und Mitarbeitern des Unternehmens Lebenswert. Foto: Heiko Langer / Landratsamt Regen

Regener Unternehmen erleichtert den Alltag für Senioren und Angehörige

 Landrat Dr. Ronny Raith mit den Firmengründerinnen Gisela Dengler (links neben dem Landrat) und Claudia Wildfeuer (rechts neben Landrat) sowie Kundinnen, Angehörigen und Mitarbeitern des Unternehmens Lebenswert. Foto: Heiko Langer / Landratsamt Regen


Landrat Dr. Ronny Raith mit den Firmengründerinnen Gisela Dengler (links neben dem Landrat) und Claudia Wildfeuer (rechts neben Landrat) sowie Kundinnen, Angehörigen und Mitarbeitern des Unternehmens Lebenswert. Foto: Heiko Langer / Landratsamt Regen

Regen. „Wir als Alltagsbegleiter machen vieles möglich, was anregende Abwechslung in den Alltag bringt, zum Beispiel Besuche in Cafés oder Teilnahme an geselligen und kulturellen Veranstaltungen. Damit Ressourcen erhalten bleiben, schaffen wir gemeinsam Beschäftigungen wie Bewegungsübungen, kreatives Arbeiten, Musikangebote und vieles mehr. Wir unterstützen Sie auch bei Einkäufen, Arztbesuchen und beraten bei der Versorgung mit Hilfsmitteln“, schreiben Gisela Dengler und Claudia Wildfeuer auf der Homepage ihres Unternehmens Lebenswert. Diese Beschreibung weckte auch die Neugier von Landrat Dr. Ronny Raith, der sich daraufhin zu einem Unternehmensbesuch entschloss.

„Ich besuche regelmäßig Firmen und Unternehmen in unserem Landkreis. Meistens wird dort etwas produziert oder jemand bewirtet. Das Konzept von Lebenswert ist jedoch eher ungewöhnlich und wohl einzigartig im Landkreis“, bemerkte Raith zu Beginn seines Besuchs. Die Idee, Gutes zu tun und dabei Geld zu verdienen, sei willkommen, fügte der Landrat hinzu. Begrüßt wurde er nicht nur von den beiden Firmengründerinnen Dengler und Wildfeuer, sondern auch von Kunden, Angehörigen und Mitarbeiterinnen. „Wir wollen Ihnen nicht nur erzählen, was wir machen, sondern auch, dass Sie von Betroffenen erfahren, wie wir arbeiten“, erklärte Dengler, während ihre Kollegin Wildfeuer ergänzte: „Wir stellen uns auf die Kunden ein und holen sie dort ab, wo sie gerade stehen. “ Dabei meinte sie das Abholen nicht wörtlich. Die Kunden sind vor allem Senioren, jeder mit individuellen Problemen und an unterschiedlichen Punkten im Alterungsprozess. „Darauf stellen sich unsere Mitarbeiterinnen ein“, fügte Wildfeuer hinzu.

Die Zahl der Kunden schwankt dabei kontinuierlich zwischen 80 und 90. Die Zahl der Mitarbeiter liegt bei rund 30, wobei die Hälfte ehrenamtlich gegen Aufwandsentschädigung tätig ist, während andere angestellt sind, viele davon in Teilzeit oder auf geringfügiger Basis. Während andere Unternehmen ihren Schwerpunkt auf Pflegeleistungen legen, konzentriert sich die Firma Lebenswert auf Betreuungsangebote. Abgerechnet wird zum Teil über die Pflegekassen, zum Teil auch privat. „Reich werden wir sicher nicht“, betonte Dengler, „aber die Aufgaben sind erfüllend und wertvoll.“ Angesichts der geringen Zahlungen der Kassen sind Wildfeuer und Dengler bestrebt, die Betriebskosten so gering wie möglich zu halten. Man habe einfache Büroräume und die meisten Verwaltungsaufgaben übernehmen die beiden selbst.

Alle Mitarbeiter werden entsprechend geschult und auf ihre Einsätze vorbereitet. „Das ist uns wichtig“, betont Wildfeuer. Auch wenn persönliche Beziehungen zu den Kunden entstehen, müsse man auf Professionalität achten. „Wir fühlen mit, aber wir sollen nicht mitleiden“, erklärte Dengler.

Wie schwer die Lebenslagen sind, erfährt der Landrat in der Gesprächsrunde mit Kunden, deren Angehörigen und auch mit Mitarbeitern. Bei Kaffee und Kuchen sprechen Angehörige über die teilweise schweren Lebenssituationen. Eine Frau berichtet, dass sie seit Jahren ihren dementen Mann zuhause pflegt. „Die drei Stunden pro Woche, in denen jemand von Lebenswert kommt, die sind meine drei Stunden“, sagt die Frau und erklärt, dass dies die einzigen drei Stunden in der Woche sind, in denen sie nicht ihren erkrankten Partner versorgt. Eine ähnliche Situation beschreibt eine zweite Angehörige, bei der ein paar Tränen fließen, während sie über die Probleme spricht. Natürlich gibt es oft auch Hilfe von der Familie, aber wirklich loslassen könnten sie oft nur, wenn die Profis da sind. „Da weiß ich, dass mein Mann gut versorgt ist.“ Das Vertrauen in die Mitarbeiterinnen sei groß und noch nie seien sie enttäuscht worden, berichten Angehörige und Kunden. Eine Kundin beschreibt, dass sie sich freue, wenn ihre Betreuerin kommt. „Dann machen wir Sport oder wir spielen etwas“, sagt sie. Alles Dinge, zu denen die helfende Familie keine Zeit hat. „Meine Kinder kaufen für mich ein, sie versorgen mich und putzen die Wohnung“, so die Betroffene weiter. Zeit für Spiele oder andere Beschäftigungen bleibt da kaum.

„Wenn man in die Runde blickt, dann sehe ich lauter lachende Gesichter“, stellte Landrat Raith fest und resümierte: „Allein schon daran sieht man, dass hier Positives bewirkt wird.“ Für ihn gelte der Vorsatz, dass „der Mensch das Wichtigste ist.“ Dieser Vorsatz werde hier vortrefflich erfüllt. Raith bedankte sich für den Einblick in die Arbeit und das Leben und wünschte allen Beteiligten für die Zukunft alles Gute.

Meldung vom: 26.02.2025