Die Igel sind wieder unterwegs

Droht Gefahr rollt sich der Igel zusammen, er flüchtet nicht. Auch dies gefährdet die Tiere. Foto: Langer

Igel brauchen Hilfe: Grundstückseigentümer werden gebeten auf die Tiere Rücksicht zu nehmen

Droht Gefahr rollt sich der Igel zusammen, er flüchtet nicht. Auch dies gefährdet die Tiere. Foto: Langer

Droht Gefahr rollt sich der Igel zusammen, er flüchtet nicht. Auch dies gefährdet die Tiere. Foto: Langer

Regen. Mit den länger werdenden Tagen werden die Nächte nicht nur kürzer, sondern auch wärmer. Von Beginn der Abenddämmerung bis zum Sonnenaufgang sind derzeit wieder die Igel unterwegs. Dabei ist der heimische Braunbrustigel meist nicht auf Wiesen und am Waldrand unterwegs, am liebsten besiedelt er die Gärten. „Vor allem naturnahe Gärten, in denen es auch zahlreiche Insekten gibt, werden von Igeln gerne besucht“, sagt Karin Hodl von der unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt Regen.

Nachdem Igel bereits ab Juni ihre Jungen zur Welt bringen, sind derzeit vor allem die trächtigen Weibchen sind auf ein gutes Nahrungsangebot angewiesen. „Nach einer Tragezeit von 35 Tagen bekommt sie, meist in der Zeit von Juni bis Anfang August, in der Regel zwischen vier und acht Junge“, weiß Hodl. Dabei sind die Frischgeborenen noch sehr klein, „sie wiegen nur rund 15 Gramm. Igel werden mit weichen Stacheln nackt, taub und blind geboren“, so die Expertin weiter. Sie bleiben bis zu einem Gewicht von rund 200 Gramm bei der Mutter und verlassen das Nest nie allein.

Bis zum Winterschlaf sollten sie idealerweise auf ein Gewicht von rund 700 Gramm zunehmen. „Dies gelingt nur, wenn die Tiere genügend Nahrung in den Gärten finden“, erklärt Hodl und bedauert, dass „in den Gärten auch viele Gefahren für die Tiere lauern.“ Pflanzenschutzmittel, Schneckenkorn und Rattengift sind bekannte Bedrohungen, aber auch „Pools, Kellerschächte und Hunde sind eine Gefahr für die Tiere.“ Nicht immer sucht sich der Igel einen Unterschlupf, vor allem in den warmen Sommermonaten nächtigen die Tiere gerne im hohen Gras oder versteckt unter Büschen. „Dann werden vor allem Gartengeräte, wie die Motorsense oder der Mähroboter zu einer Gefahr. Oft sehen wir tote Tiere, die von automatischen Mähvorrichtungen grausam verstümmelt wurden“, berichtet die Naturschutzreferentin. Zudem sind Mähvorrichtungen, die sehr oft oder täglich laufen auch schlecht für das Nahrungsangebot, denn „die häckseln den Igeln die Nahrung weg.“

Am liebsten Fressen Igel Laufkäfer, Falter, Raupen und andere Käfer. „Regenwürmer und Nacktschnecken werden auch gefressen, meist aber nur, wenn es kein anderes Nahrungsangebot gibt“, weiß Hodl. Dabei sind Regenwürmer und Nacktschnecken auch die Überträger von Innenparasiten, wie dem Darmsaugwurm, dem Lungenhaarwurm und dem Lungenwurm. „Mit Flöhen und Zecken können die Igel sehr gut leben, hier brauchen sie keine Hilfe von uns“, betont Hodl und weist darauf hin, dass hier die Bekämpfung sogar untersagt ist. „Flohsprays, Tropfen gegen Zecken oder Flohpuder sind für die Tiere meist tödlich“, so die Landratsamtsmitarbeiterin weiter. Eine Hilfe gegen Flöhe kann Raps- oder Sonnenblumenöl sein, das lässt Flöhe ersticken.

Überhaupt dürfen nur kranke Tiere aufgenommen und gepflegt werden. Eine dauerhafte Unterbringung in Gefangenschaft ist nicht erlaubt. Einen kranken Igel könne man an drei Dingen erkennen. Ein Hinweis kann die Aktivität am Tag sein. Wenn er torkelt oder ungeschützt im Garten liegt, ist die ein weiteres Indiz, dass das Tier nicht gesund ist. Eine Einbuchtung im Nacken, der sogenannte Hungerknick ist ein weiterer wichtiger Hinweis. Wer einen kranken Igel findet sollte ihn umgehend auf Fliegenmadenbefall untersuchen. „Die Madeneier sind oft an Körperöffnungen, wie After, Maul und Ohren zu finden und können mit einer Zahnbürste oder einer Augenbrauenbürste entfernt werden“, erklärt Hodl. Wasser darf man nicht verwenden, denn dies verklebt die Eier und beschleunigt das Schlüpfen der Maden. Eine Wärmflasche kann dem Igel helfen den Kreislauf zu stabilisieren. „Zudem empfiehlt sich der Gang zur nächsten Igelstation“, betont Hodl. Denn in der Regel muss das Tier gegen den Darmsaugwurm behandelt werden.

Wer Igel helfen will, kann die Tiere, nicht nur die erkrankten, auch füttern. Dabei gilt es zu beachten, dass Igel reine Fleisch- und Insektenfresser sind. „Wird ein Igel nur mit Igelfutter gefuttert, dann wird er in der Regel mit vollem Magen verhungern“, berichtet die Expertin, denn Igelfutter besteht in der Regel auch Haferflocken, Obst und Nüssen. „Unverdauliches, wie Haferflocken oder Nüsse löst oft eine Darmentzündung aus.“ Auch bei Katzenfutter sollte man vorsichtig sein, denn vor allem die beliebtesten Marken würden wenig Fleisch enthalten. „Katzenfutter ist sicher eine gute Igelnahrung, aber nur Futter mit einem hohen Fleischanteil von mindestens 60 Prozent ist geeignet. Zudem sollte man auf die Temperaturen achten. Wenn es unter fünf Grad kalt wird, empfiehlt sich die Verwendung von Trockenfutter. Grundsätzlich sollte das Futter ohne Getreide und ohne Zuckersein. Auch gekochtes Rind- oder Hühnerfleisch kann ebenso wie ein schlabbriges Rührei gegeben werden. Wenn dann noch Nahrungsergänzungsmittel wie Lachs- oder Hanföl dazu gegeben werden, wird der Igel gut ernährt“, versichert Hodl. Damit keine Ratten, Katzen oder andere Tiere mitgefüttert werden, bietet sich ein sogenanntes Igelfutterhaus mit zwei Eingängen an. Somit können sich Rivalen aus dem Weg gehen. Sind die Eingänge außerdem noch mit Klappen ausgestattet, werden Ratten abgehalten.

 

 

Meldung vom: 05.05.2022