Viel Einigkeit bei der Podiumsdiskussion zum offiziellen Start in die Woche der Pflege
Zwiesel. „Die Pflege steht vor großen Herausforderungen“, stellte Landrätin Rita Röhrl bei der Begrüßung der Gäste zum inhaltlichen Start in die Woche der Pflege im Berufsbildungszentrum für Soziale Berufe Zwiesel (BBZ) fest. Unter dem Motto „Wir leben (mit der) Pflege und Teilhabe“ hatte der Arbeitskreis Soziales Agenda 21 zur Diskussionsrunde nach Zwiesel eingeladen.
Begrüßt wurden Teilnehmer und Gäste von Landrätin Röhrl und Pfarrer Matthias Schricker, dem Vorsitzenden des Arbeitskreises. Röhrl stellte in ihrer Begrüßung die Bedeutung der Pflege und der Ausbildung in der Pflege heraus und betonte, dass „alte und kranke Menschen im Landkreis Regen nicht vergessen werden.“ Man werde zukünftig sicher neue Wege beschreiten müssen, deswegen seien der Austausch und die Zusammenarbeit wichtig. Schricker beschrieb die immer „dramatischere Situation in der Pflege“ und so sei der Raum „für Austausch“ wichtig. Er freute sich, dass zwei Bürgermeister und auch Kreisräte vertreten waren, merkte aber an: „Es hätten ruhig mehr sein können.“ Zudem bedankte er sich bei den Arbeitskreismitgliedern, insbesondere beim Sozialamtsleiter Horst Kuffner, für die Vorbereitung der Woche der Pflege und Teilhabe. Die Schulleiterin Andrea Feitz und Michaela Meindl, die Geschäftsführerin des BBZ, begrüßten ebenfalls die Gäste und stellten kurz die Schule und ihr Angebot vor. „Wir möchten Persönlichkeiten ausbilden“, betonte Feitz, denn diese seien in den Berufsfeldern der Kinderpflege und Erziehung gesucht.
Der Wert der Ausbildung war in der anschließenden, von Edwin Schedlbauer moderierten Podiumsdiskussion, ein wichtiges Thema. Alle Diskutanten waren sich darüber einig, dass die Ausbildung ein wichtiger Baustein für die Leistungsfähigkeit der Zukunft ist. So erklärte Franz Kandler, der Pflegedirektor der Arberlandkliniken, dass die Ausbildung, neben einer guten Bezahlung, ein zentraler Punkt für die Beschäftigten ist. Markus Quappik, der Leiter des Caritas Elisabethenheimes in Viechtach, stellte fest, dass die Bezahlung in der Pflege „noch nie schlecht war. Wir sollten aufhören unsere Berufe schlecht zu reden“, sagte er und verwies darauf, dass für viele die Arbeitszeitmodelle in der Pflege auch Vorteile mitsichbringen. Die mittlerweile etablierte generalistische Ausbildung der Pflegeberufe, die Berufe wie Altenpfleger und Krankenschwester ersetzt hat, bringe vor allem für den ländlichen Raum Vorteile. „Wir haben seit dem Jahr 2013 234 Auszubildende gehabt, das ist ein Rettungsanker für unsere Kliniken“, berichtet Kandler, denn in den Jahren zuvor habe man vor Ort nicht mehr ausbilden können. Durch die Kooperation mit dem BBZ sei man nun in der Lage in Zwiesel und Viechtach auszubilden und so den eigenen Nachwuchs heranzuziehen. Wobei man derzeit feststellen müsse, dass die Zahl der Bewerber stark rückläufig ist. Man merke die Coronazeit und die fehlenden Praktikas der Schülerinnen und Schüler, so Kandler weiter.
Auch Jochen Fischer, der Geschäftsführer der Lebenshilfe Regen, kennt die Probleme: „Früher hatten wir 30 bis 35 Azubis, heute sind es noch fünf oder sechs.“ Der fehlende Nachwuchs trage dazu bei, dass man nicht mehr das gleiche, umfangreiche „Angebot machen kann wie früher.“
Aber nicht nur die Nachwuchsproblematik beschäftigt alle Einrichtungen. „Wir bräuchten eine bessere Finanzierung“, sagt BRK-Kreisgeschäftsführer Franz Lobmeier. So werde beispielsweise der Mehraufwand in der Kurzzeitpflege nicht honoriert. Dies führe mitunter dazu, dass das Angebot kleiner werde, weil man Heimplätze dann lieber dauerbelegt. Überhaupt würden vor allem in der Altenpflege die finanziellen Mittel eine tragende Rolle spielen. „Der Sozialhilfeanteil in den caritativen Heimen liegt bei 45 bis 50 Prozent“, weiß er, schnell seien Eigenbeteiligungen von 2000 oder 3000 Euro erreicht, in machen Privateinrichtungen sogar noch mehr. Die enormen Kosten bereiten den zu Pflegenden als auch den Angehörigen oftmals große Probleme.
Ein weiteres Thema war die Mitarbeitergewinnung im Ausland. Hier waren sich alle darüber einig, dass man zwar Mitarbeiter aus dem Ausland gewinnen und weiterbilden muss, letztendlich müsse man die Ausbildung vor Ort weiter stärken und miteinander daran arbeiten, dass die pflegenden Berufe ein besseres Image bekommen. Womit man wieder beim Anfang des Abends war. „Wir brauchen auch weiterhin ein starkes BBZ, damit die Pflege im Landkreis Regen eine Zukunft hat“, so der Tenor der Teilnehmer.