Netzwerk Glas diskutiert Herausforderungen und Chancen für den Landkreis
Regen. Die Zukunft der Glasbranche? Netzwerk Glas diskutiert Herausforderungen und Chancen für den Landkreis Regen. Seit dem Jahr 2010 setzt sich das Netzwerk Glas, bestehend aus 14 Partnern, für die Fachkräftesicherung, den Einsatz moderner Technologien und die Stärkung der Glaswirtschaft im Landkreis Regen ein. Diese Ziele zu erreichen, wird jedoch immer schwieriger: Die Zahl der Auszubildenden im Glashandwerk sinkt, Glasöfen werden stillgelegt, und die Vermarktung von Glas aus dem Bayerischen Wald gestaltet sich problematisch. Um neue Lösungsansätze und Strategien zur Verbesserung des Images der Glasindustrie und des Glashandwerks zu entwickeln, trafen sich die Netzwerkpartner kürzlich mit Tobias Wittenzellner, dem Koordinator des Netzwerks, Herbert Unnasch, Geschäftsführer der Gründerwerkstatt Glas Zwiesel GmbH, und Landrat Dr. Ronny Raith.
Auch Dr. Patricia Callies vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie nahm auf Einladung von Unnasch an den Arbeitstreffen bei IWG Ingenieurbüro Wagenbauer Glasofenbau und Zwiesel Kristallglas teil. Die Anwesenden tauschten sich über geplante Glasprojekte aus und diskutierten erste Ideen für konkrete Fördervorhaben. Im Mittelpunkt der Gespräche stand die Verwendung der rund zwei Millionen Euro an Regierungsmitteln, die zur Existenzsicherung der Gründerwerkstatt Glas und zur Stärkung der Glasbranche im Bayerischen Wald bereitgestellt werden. Davon sind bereits etwa 600000 Euro für die Gründerwerkstatt gebunden. Die verbleibenden 1,4 Millionen Euro sollen in zukunftsweisende Projekte investiert werden, um die Branche nachhaltig zu fördern. Bereits im Mai fand ein erstes Treffen mit Vertretern aus Politik, Industrie, Handwerk, Bildungseinrichtungen und Kultur statt, bei dem wichtige Impulse für die Weiterentwicklung der Glasbranche gesetzt und erste Projektvorschläge eingebracht wurden. „Aus den Ergebnissen des ersten Treffens haben sich fünf konkrete Projektideen herauskristallisiert, für die momentan die passende Förderlandschaft gesucht wird“, erklärt Wittenzellner den aktuellen Stand.
Die erste Projektidee konzentriert sich auf die Entwicklung eines funktionalen, kosteneffizienten und CO2-neutralen Studios für Heißglas. Ziel ist es, durch die Bereitstellung günstiger und funktionaler Technologien kleinen Heißglas-Manufakturen und Künstlern den Zugang zu moderner und zuverlässiger Ausrüstung zu ermöglichen. Die Elektrifizierung der Anlagen soll zudem die Integration und Erzeugung erneuerbarer Energien ermöglichen, was angesichts steigender Energiekosten und der Notwendigkeit zur energetischen Optimierung von großer Bedeutung ist. Die zweite Projektidee zielt darauf ab, ein professionelles Netzwerk für die Glasindustrie zu schaffen. Dieses Netzwerk, gestützt durch ein Vollzeit-Management und ein erweitertes Marketingbudget, soll eine innovative Schnittstelle zwischen Forschung, Fertigung, Ausbildung, Industrie, Mittelstand und Kunsthandwerk darstellen. Es soll Weiterbildungen fördern, das Image von Glas verbessern und die Koordination langfristiger Projekte unterstützen. Die dritte Idee sieht eine Erweiterung der Gründerwerkstatt Glas Zwiesel GmbH in Zusammenarbeit mit dem Bild-Werk Frauenau vor, um den Bereich der Glasherstellung und die Produktion von mundgeblasenem Glas zu stärken. Geplant ist die Schaffung von zwei zusätzlichen Werkstattplätzen in der Studioglashütte des Bild-Werks Frauenau, um Gründern fachliche und technische Unterstützung zu bieten und die Grundlage für spätere eigene Studioglashütten zu legen. Dabei sollen auch bestehende Einrichtungen in der Region genutzt werden, um dem traditionellen Glasmachen neue Impulse zu geben. Ein weiteres Vorhaben ist die Etablierung einer Online-Plattform für Premium-Glas aus dem Bayerischen Wald. Diese Plattform, bestehend aus einer Website und einem Online-Shop, bietet Unternehmern, Glasschaffenden und Künstlern die Möglichkeit, ihre Werke zu präsentieren und die überregionale Bekanntheit der Glas-Kultur und -Kompetenz der Region zu steigern. Sie bietet sowohl etablierten Unternehmen als auch Existenzgründern eine Bühne, wodurch die Glastradition gestärkt und neue Marktakteure gefördert werden. Schließlich soll in den leerstehenden Räumen des denkmalgeschützten Bahnhofs in Zwiesel ein „Gläsernes Schaufenster“ eingerichtet werden. Dieses Schaufenster soll die Vielfalt der Glasszene sowie die Kompetenz in der industriellen Glasbearbeitung und der Nutzung des Werkstoffs Glas präsentieren.
Neben den Projektideen diskutierten die Teilnehmer des Netzwerktreffens auch das Image der Region und erörterten, welche Maßnahmen erforderlich sind, um Glasschaffende in den Landkreis zu holen und langfristig zu binden. Dabei waren sie sich einig, dass nicht nur die Marke ‚Glas aus dem Bayerischen Wald‘, sondern auch die Attraktivität des Arberlands noch stärker vermarktet werden muss. Landrat Dr. Ronny Raith beendete das Treffen mit den Worten: „Glas ist Teil unserer DNA und sowohl in unserer Identität als auch in der Region tief verwurzelt. Es ist wichtig, dass wir dieses Kulturgut schützen und unterstützen. “ Er ist zuversichtlich, dass die ausgearbeiteten Konzepte mit der richtigen Förderung umgesetzt werden können.