Ehrenamtliches Engagement gegen Altersarmut

Verein IGF Senior*innen Euro stellt sich bei Landrat Dr. Ronny Raith vor

Sie trafen sich zu einem Gespräch über Altersarmut (v.li.): Landrat Dr. Ronny Raith, Vorsitzende des Vereins Senior*innen Euro Melanie Klimm, Schatzmeisterin Marie-Luise Kolmer, Beirätin Ulrike Kaunzner, zweiter Vorsitzender und Schriftführer des Vereins Dr. Walter Kaunzner und stellvertretender Landrat und VdK-Kreisgeschäftsführer Helmut Plenk. Foto: Iris Gehard / Landratsamt Regen

Regen. Landrat Dr. Ronny Raith traf sich am Landratsamt zusammen mit stellvertretendem Landrat und VdK-Kreisgeschäftsführer Helmut Plenk zu einem Gespräch mit Vertretern des Vereins Senior*innen Euro, um sich über das Thema Altersarmut im Landkreis auszutauschen und sich über die Tätigkeit des Vereins zu informieren.

Man unterschätze, wie viele Leute hier im Landkreis bedürftig seien, betonten erste Vorsitzende des Vereins Melanie Klimm, zweiter Vorsitzender Dr. Walter Kaunzner, Schatzmeisterin Marie-Luise Kolmer und Beirätin Ulrike Kaunzner zu Beginn des Gesprächs. Altersarmut sei gerade auf dem Land ein relativ unsichtbares und unterschätztes Problem, das oft gerade Frauen betreffe und mehr Aufmerksamkeit verdient habe, waren sich alle Gesprächsteilnehmer einig. Früher sei das Rollen- und Familienbild im Bayerischen Wald sehr traditionell gewesen, das heißt die Frauen seien häufig zuhause geblieben und hätten sich um die Familie gekümmert. „Nach dem Tod des Ehemanns bleibt dann oft nur eine kleine Witwenrente“, so Schatzmeisterin Kolmer. Dass die Rente oft so gering ausfalle, habe auch mit den früheren Berufen der Männer zu tun gehabt, in denen man nicht so viel verdient und oft auch im Winter noch gestempelt habe. „Dass die Zahl der bedürftigen Menschen im Landkreis noch steigen wird, wird klar, wenn man sich den demographischen Faktor vor Augen hält“, so Dr. Walter Kaunzner.

Sozialstaat bald nicht mehr finanzierbar

Der Generationenvertrag funktioniere nicht mehr und man müsse kein Prophet sein, um zu sehen, dass das System vor dem Zusammenbruch stehe, erwiderte der Landrat. „Ob das Renten- und Pensionssystem vereinheitlich wird oder nicht, das ist letztlich nur ein Herumdoktern an Symptomen“, so Raith. „Die Krankenkassen sind nicht mehr auskömmlich und auch im Gesundheitsministerium weiß man doch, wie die Alterspyramide aussieht.“ Er vermute, dass die Bevölkerung in Zukunft in noch stärkerem Maße dazu aufgefordert werde, eigenverantwortlich zu handeln und selbst vorzusorgen. „Aber diese Botschaft auszusprechen ist natürlich politisch extrem unpopulär.“  Die Anwesenden stimmten dem Landrat zu: „Unser Sozialstaat ist wunderbar, aber er steht auf der Kippe“, so Ulrike Kaunzner, denn er sei bald nicht mehr finanzierbar. Leider, betonte der Landrat, werde das Ganze nicht in Angriff genommen, aus verschiedenen Gründen, „vielleicht, weil man wiedergewählt werden möchte oder weil es der Weg des geringsten Widerstands ist. Jedenfalls merke ich, dass sich die Leute schwertun, die Dinge ehrlich zu benennen und den Finger in die Wunde zu legen.“ Würden die Dinge ehrlich benannt, wäre die Politik aber vielleicht wieder glaubwürdiger für die Bürgerinnen und Bürger, so Kaunzner.

Angesichts schwindender finanzieller Mittel auf staatlicher Seite „werden Einrichtungen wie dieser Verein immer wichtiger“, betonte stellvertretender Landrat und VdK-Vorsitzender Helmut Plenk. Die Leute im Landkreis scheuten sich, ein Amt aufzusuchen, aber wenn der VdK jemanden an den Verein vermittle, würden die Bedürfnisse schnell sichtbar. „Der Verein ist eine tolle Einrichtung, mit der wir seit der Gründung zusammenarbeiten“, so Plenk. Die Zusammenarbeit klappe hervorragend, betonte Plenk, und Vereinsvorsitzende Klimm bestätigte: „Das geht ganz reibungslos.“ Auch mit der Tafel arbeite der Verein viel zusammen. Der Verein springe bei finanziellen und materiellen Notlagen ein, die die Seniorinnen und Senioren nicht stemmen könnten. Das sei beispielsweise, wenn die Waschmaschine oder der Trockner plötzlich kaputtgehe, oder wenn im Januar die Autoversicherung anfalle und zusammen mit einer zweiten unterwarteten Ausgabe dann die finanziellen Möglichkeiten übersteige.

Ehrenamtliche Hilfe direkt vor Ort

„Wir unterstützen ausschließlich Menschen im Landkreis“ so Klimm und Kolmer, das sei auch den Firmen aus der Region wichtig, die für den Verein spendeten. Wenn die Menschen sähen, dass es aus der Region für die Region sei, „da ist die Bereitschaft höher, als wenn man nicht genau weiß, wo die Gelder hingehen“, stimmte der Landrat zu. Zudem arbeite der Verein zu 100 Prozent ehrenamtlich und wolle möglichst unbürokratisch helfen, so Klimm. „Viele sagen, dass es doch immer irgendwie gegangen ist und man nicht groß irgendwas beantragen will.“ Meist gehe es dann um eine spezielle Sache wie eben eine kaputte Waschmaschine oder wie beim Fall einer krebskranken Dame um Lebensmittel. Dann springe man ein und wolle das auf möglichst unkomplizierte Weise tun. Denn es gebe sehr viele, die sagten, „Jetzt muss ich schon wieder etwas ausfüllen“. Das müsse gar nicht viel sein, aber sobald man einen Antrag stellen müsse, gebe es große Hemmungen, so Klimm.

Seiner Erfahrung nach käme zur Angst vor der Bürokratie hinzu, dass „die Kinder ihre Eltern immer weniger an der Hand nehmen“, so Plenk. „Es passiert mir bei den VdK-Beratungen oft, dass Senioren sagen, sie wollen mit etwas ihre Kinder nicht belasten. Dann rate ich: Doch da müssen sie die Kinder mit einbinden, denn sie erben ja später auch.“ Mit dieser Aussage ecke er bei manchen vielleicht an, aber es sei doch eine Tatsache, dass beim Erben die Kinder manchmal sehr schnell da wären. Mancher Themen wollten sich aber auch beide Seiten oft nicht annehmen, beispielsweise einer Patientenverfügung oder Vorsorgevollmacht, die aber jeder brauche. „Hier geht es, wie der Landrat sagt, um Eigenverantwortung“, betonte Plenk. Man könne und dürfe den Leuten nicht immer alles abnehmen. Dennoch sei es von großer Bedeutung, dass es Angebote wie die von Senior*innen Euro gebe, um in Notlagen zu helfen.

Initiativen wie diese wolle er gerne unterstützen, so Landrat Dr. Raith. „Der Landrat spendet jedes Jahr zu Weihnachten für einen wohltätigen Zweck. Letztes Jahr ging der Scheck an den Förderverein unserer Krankenhäuser. Dieses Jahr möchte ich eine Spende an den Verein Senior*innen Euro geben“, kündigte er an.

 

Wer es dem Landrat gleichtun und etwas spenden möchte, kann dies an folgendes Konto bei der VR-Genobank Donau-Wald: DE23 741 900 0000 0413 1010.

 

Wer sich für die Arbeit des Vereins interessiert oder jemanden kennt, dem der Verein unter die Arme greifen könnte, kann sich gerne an die Vorsitzenden Melanie Klimm (Tel. 09922-5037964) und Dr. Walter Kaunzner (Tel. 09942-3733) wenden oder den Verein per E-Mail kontaktieren: IGF.Senior-innen-Euro-e.V@gmx.de

Meldung vom: 18.07.2024