Ein Tag für die Biodiversität in der Landwirtschaft

Sie informierten sich und diskutierten über Biodiversität. Foto Stefan Kauschinger

In Bischofsmais wurde über Naturschutz, Arterhalt und Naturschutz diskutiert

 Sie informierten sich und diskutierten über Biodiversität. Foto Stefan Kauschinger


Sie informierten sich und diskutierten über Biodiversität. Foto Stefan Kauschinger

Bischofsmais. Zu Gast bei Bauernverbands-Kreisobmann Roland Graf informierten Biodiversitätsberater Martin Graf, Wildlebensraumberaterin Claudia Schreiner-Notzon, Stephanie Lecker vom Amt für Landwirtschaft Regen und Hans Weinberger von der Kitzrettung Böbrach e.V. gemeinsam über Biodiversität in der Landwirtschaft. Zu dem Termin hatten die Verantwortlichen der ILE Grüner Dreiberg und der Fachstellen eingeladen.

„Alle zehn Minuten stirbt eine Art auf dieser Welt aus, wir befinden uns gerade im sechsten Massensterben der Erdgeschichte“, mit diesem Satz begann Claudia Schreiner-Notzon, Wildlebensraumberaterin am Amt für Ernährung Landwirtschaft und Forsten Regen ihre einführenden Worte. Neben Roland Graf und Martin Graf war sie eine der Hauptreferentinnen und informiert die Teilnehmer vorwiegend über Fördermöglichkeiten im Kulturlandschaftsprogramm (KULAP). Auch der stellvertretende Landrat Helmut Plenk und Bürgermeister Walter Nirschl nahmen sich Zeit. Beide betonten die Wichtigkeit des Themas Biodiversität und den Einsatz, einfach vor Ort mit den Möglichkeiten, die jeder einzelne hat, anzufangen. Sie bedankten sich bei ILE-Managerin Stefanie Wölflfür ihren Einsaz und für ihre bisherige Arbeit als Projektmanagerin. Gemeinsam mit Martin Graf entwickelte Wölfl die Idee, einen Tag für die Biodiversität in der Landwirtschaft in der ILE zu veranstalten. Diese Veranstaltung soll der Beginn von weiteren Aktionen zum Thema Biodiveristät und Klimaschutz sein.

Zu Beginn der Veranstaltung wurde das Thema insektenschonende Mahd thematisiert. Martin Graf erklärte, dass nicht nur das richtige Mähgerät entscheidend ist, sondern beispielsweise auch die Mahdhöhe oder das „von innen nach außen mähen“ einen großen Einfluss auf die Insekten hat. Auch die Vor- und Nachteile von Messermähwerken wurde diskutiert. Etwas kritisch wurde von den Landwirten das Thema Altgrasstreifen gesehen. Viele Landwirte würden freiwillig kleine Streifen am Wiesenrand stehen lassen, haben aber Angst, dass bei Flächenkontrollen dann Fördergelder abgezogen werden könnten, wenn die Fläche nicht „sauber abgemäht“ wird. „Eigentlich wünscht sich der Naturschutz, dass man etwas gschlamperter wirtschaftet, damit ein bisschen mehr Wildnis für Tiere und Pflanzen übrigbleibt. Andererseits werden die Landwirte ein Stück weit angehalten, möglichst sauber zu wirtschaften. Da müssen wir aufpassen, dass man sich nicht widerspricht“, so Martin Graf.

Als nächsten Programmpunkt stellte Hans Weinberger vom Kitzrettung eine Drohne mit Wärmebildkamera vor. Die Böbracher Kitzretter befliegen im Frühjahr und Sommer kostenlos Flächen kurz vor der Mahd, wodurch zahlreiche Kitze vor dem Mähtod gerettet werden konnten. „Damit die Wärmebildkamera der Drohne die Kitze erkennen kann, müssen wir bereits in den frühen Morgenstunden fliegen“, meint Weinberger. „Wir hoffen vor allem, dass sich viele Nachahmer finden, da wir heuer nicht überall gleichzeitig helfen konnten, wo Anfragen da waren“, so Weinberger weiter. Von den Teilnehmern der Veranstaltung erntete Weinberger viel Respekt und Anerkennung für sein Ehrenamt.

Danach ging es weiter zur Burggrafenrieder Senke, wo Roland Graf die von ihm und seiner Familie bewirtschafteten Flächen vorstellte. Die Burggrafenrieder Senke wurde Ende der 90er Jahre wieder in die landwirtschaftliche Nutzung aufgenommen, nachdem sie zuvor immer mehr brach viel und zum Teil sogar aufgeforstet wurde. Durch die Wiederaufnahme der Beweidung konnten seltene Pflanzenarten wie Fieberklee und Sumpf-Blutauge auf der Fläche erhalten bleiben. Nachdem zunächst mit Hochland-Rindern beweidet wurde, stehen seit ein paar Jahren die Pferde der Familie Graf auf der Fläche. Gemeinsam mit Martin Graf stellte Roland Graf die Maßnahmen und Möglichkeiten des Vertragsnaturschutzprogrammes (VNP) vor. „Bei Flächen, die weniger produktiv sind, sind die Fördermöglichkeiten im VNP oder auch KULAP durchaus lukrativ für die Landwirte“, so Roland Graf.

Schreiner-Notzon erläuterte zusätzlich die Möglichkeiten im KULAP und stellte das Programm ergebnisorientierte Grünlandnutzung vor. Bei diesem Programm wird die Bewirtschaftung der Wiese an ausgewählten Kennarten angepasst. „Kennarten bei dieser Maßnahme sind beispielsweise Margerite, Glockenblume oder Nelken. Die Bewirtschaftung muss dann so erfolgen, dass diese Arten in ausreichender Zahl erhalten bleiben“, so Schreiner-Notzon. Nach einem informativen Vortrag von Stephanie Lecker vom AELF Regen zu den Themen Ökolandbau und Herdenschutz endete die Veranstaltung in Burggrafenried. Landwirte und Naturschützer waren sich einig, dass man nur durch Zusammenarbeit etwas gegen den Artenschwund tun kann.

„Für alle geplanten Maßnahmen ist es wichtig, sich vor Beginn der Vorhaben zum Beispiel beim Bauernverband oder den Naturschutz-Fachstellen zu informieren und das Gespräch mit den Beratern zu suchen. Durch eine geschickte Kombination von Förder- und Nutzungsprogrammen kann jeder Landwirt das Bestmögliche aus seinen Flächen herausholen – sowohl aus wirtschaftlicher wie auch ökologischer Sicht“, so Roland Graf.

Weitere Veranstaltungen zum Thema „Biodiversität, Klimaschutz und Bodenaufbau“ sind gemeinsam von der ILE Grüner Dreiberg und den Fachstellen in Planung.

Meldung vom: 04.11.2021