Der Landkreisausschuss tagte im Berufsbildungszentrum für Soziale Berufe in Zwiesel
Zwiesel. Eine harmonische Sitzung, trotz vieler schwieriger Beschlüsse, das erlebten die Teilnehmer der jüngsten Jugendhilfeausschusssitzung. Das Gremium traf sich in den neuen Räumen des Berufsbildungszentrums für Soziale Berufe Dabei konnten die Ausschussmitglieder vor der Sitzung den Neubau besichtigen. Schulleiterin Andrea Feitz führte die Interessierten durch das Haus und warb so für das Angebot der Schule.
Auch zu Beginn der Sitzung stellte Feitz ihr Haus und das breitgefächerte Angebot zum Erlernen sozialer Berufe vor. So könne man in der Einrichtung, die vielen aus der Region auch unter dem Namen Hiekeschule oder Mädchenwerk ein Begriff ist, neben der Erzieher- und Kinderpflegeausbildung auch den generalistischen Pflegeberuf erlernen. „Die Ausbildung von Kranken- und Altenpflegern wurde hier zusammengelegt, was für den beruflichen Weg Vorteile bringt“, erklärte die Schulleiterin. Feitz erklärte auch, dass es durchaus positiv sei, dass Erzieher und Erzieherinnen mittlerweile in der Ausbildung Geld verdienen. „Das macht den Beruf attraktiver“, ist sie sich sicher. Eine weitere Attraktion der Zwieseler Schule ist es, dass in Zusammenarbeit mit der OTH Regensburg an der Schule berufsbegleitend Soziale Arbeit studiert werden kann.
Die Schülerzahlen seien stabil, die Eröffnung von weiteren Schulen in Nachbarlandkreisen mache die Arbeit aber nicht leichter. „Wir sehen dies auch kritisch“, sagte Landrat Dr. Ronny Raith, betonte aber, dass man sich aus Regen nicht in die Angebote anderer Landkreise einmischen könne.
In der Sitzung beschlossen die Ausschussmitglieder einige Änderungen von Richtlinien. „Das ist jährliche Routine“, erklärte Jugendamtsleiter Martin Hackl. Denn die Kostenänderungen und Vorgaben von Land und Bund müssten jedes Jahr beachtet werden. So wurden die Richtlinien für Vollzeitpflege und für die Tagespflege entsprechend angepasst.
Einstimmig wurden auch die Zuschüsse für die Arbeit der Ehe- und Familienberatung des Bistums Passau, für das Modellprojekt Inklusive Kinder- und Jugendarbeit (INKA) der Lebenshilfe Regen und der Zuschuss für den Kinderschutzbund wie gehabt beschlossen. Auch Pro Familia wird einen Zuschuss für die Ehe- und Familienberatung erhalten.
Die Angebote des Familienbüros Koki in Form der sogenannten „frühen Hilfen“wurde von den Ausschussmitgliedern gelobt und einstimmig wurde die Aktualisierung der Kinderschutzkonzeption beschlossen.
Linda Weber und Daniela Lorenz stellten ihre Arbeit als Verfahrenslotsen vor. Sie zeigten auf, wo sie als Berater und Unterstützer für Eltern tätig sein können. „Mit dem Inkrafttreten des Kinder- und Jugendstärkungsgesetzes KJSG im Jahr 2021 wurden zahlreiche Veränderungen in der Kinder- und Jugendhilfe auf den Weg gebracht“, erklärte Jugendamtsleiter Hackl. Die Verfahrenslotsen sind ein Teil der neuen oder erweiterten Aufgaben. „Es gibt einen umfassenden Beratungs- und Unterstützungsanspruch“, erklärten auch Weber und Lorenz und sie werden versuchen diesem Anspruch gerecht zu werden. Der Jugendhilfeausschuss unterstützte das neue Angebot einstimmig.
Florian Liebl aus dem Jugendamt berichtete im Anschluss daran von den neuen Selbstbehaltsgrenzen und den höheren Unterhaltssätzen im Zusammenhang mit Beistandschaft und Unterhaltsvorschussgesetz. So würde der Selbstbehalt mittlerweile bei 1450 Euro liegen. Erst der Mehrverdienst werde zu Unterhaltsleistungen herangezogen, informierte Liebl.
Das nächste Thema waren unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. „Wir müssen uns darauf einstellen, dass wir auch in diesem Jahr wieder zahlreiche Zuweisungen bekommen werden. Zudem werden immer wieder auch Jugendliche an unserer Grenze aufgegriffen“, berichtet Hackl. Dies stelle ihn und seine Mitarbeiter vor Herausforderungen, denn die Unterbringung der jungen Flüchtlinge müsse nach Regeln der Jugendhilfe erfolgen. Die Kosten dafür würden auch den Haushalt des Jugendamtes belasten, so Hackl weiter.
Die Zustimmung zum Haushalt war dann auch der letzte Tagesordnungspunkt. So kalkuliert man im Landratsamt mit Ausgaben von rund 11,5 Millionen Euro für den Haushalt des Jugendamtes. Die Einnahmen sollen bei etwa 3,5 Millionen Euro liegen. „Das sind keine erfreulichen Zahlen“, stellte Landrat Dr. Raith fest, dennoch gäbe es auch aus seiner Sicht und bei größtem Sparwillen keine Alternativen oder sinnvolle weitere Einsparmöglichkeiten. So sahen es auch die Ausschussmitglieder und stimmten dem Haushaltsentwurf einstimmig zu.