Landrat Dr. Ronny Raith spricht mit den Abschlussklassen der FOS Regen

Der Landrat im Gespräch mit den Schülerinnen und Schülern der Fachoberschule. Foto: Iris Gehard / Landratsamt Regen
Regen. Landrat Dr. Ronny Raith besucht regelmäßig Schulen im Landkreis, um sich mit den Schülerinnen und Schülern auszutauschen. Diesmal kam er mit zwei Klassen der Regener Fachoberschule (FOS) ins Gespräch. Schulleiter Andreas Loibl begrüßte den Landrat zur Veranstaltung: „Vielen Dank, dass Sie sich Zeit für die jungen Leute nehmen.“ Er ermutigte die Schüler: „Traut euch, der Landrat ist für alle Fragen offen.“ Raith betonte, ihm gehe es um einen ehrlichen, offenen Austausch über die Anliegen der jungen Leute.
Werdegang des Landrats
Als erstes hatten die Schüler, mit denen Raith gleich per Du war, Fragen zu seiner Person: „Wie wird man vom Anwalt zum Landrat?“, wollten sie wissen. Er erklärte, er sei noch zugelassener Anwalt, dürfe aber derzeit nicht praktizieren. Sein Weg in die Politik sei ein Prozess gewesen. Schon früh engagierte er sich in Vereinen und Verbänden, etwa der Jugendfeuerwehr, und als Ministrant in der Pfarrei. Irgendwann sei der Bürgermeister seiner Heimatgemeinde Kirchberg mit der Frage auf ihn zugekommen, ob er für den Gemeinderat kandidieren wolle. „Der Gemeinderat trifft bei euch vor Ort die wichtigen Entscheidungen, etwa ob eine Schule gebaut wird oder es eine Sportfläche gibt.“ Raith sei dann noch während seiner Studienzeit Gemeinderat geworden, später stellvertretender Bürgermeister von Kirchberg, Kreistagsmitglied und Fraktionssprecher der CSU. Vor fünf Jahren habe die damalige Landrätin Rita Röhrl gefragt, ob er stellvertretender Landrat werden wolle. Als Röhrl nicht mehr kandidierte, habe er sich zur Wahl gestellt und sei seit dem 1. Dezember 2023 Landrat. Warum er in der CSU sei, schloss sich die Frage einer Schülerin an. Das Thema Parteizugehörigkeit habe ihn schon in jungen Jahren bewegt und in die CSU sei er damals eingetreten, weil sie „die Partei war, wo ich die meisten Schnittmengen mit meinen Überzeugungen gesehen habe.“ Das sei bis heute so, auch wenn er nicht immer mit allem einverstanden sei, was die CDU/CSU in Bund und Land mache. Auf der kommunalpolitischen Ebene, in den Städten und Gemeinden, auch im Kreistag, spiele die Partei aber eigentlich weniger eine Rolle. „Da geht es um die Sache und das ist richtig so“, erklärte Raith. Auch einen Einblick ins Privatleben gab der Landrat auf die Frage „Was machst du privat gern?“ Wenn sein übliches wöchentliches Arbeitspensum von 90 bis 100 Stunden es zulasse, dann nutze er die Zeit, um zu lesen oder mit seiner Frau in der Natur unterwegs zu sein. Er gehe gern wandern oder mache Skitouren und reise auch gern. „Meine Leidenschaft sind meine Blaulichtorganisationen, der Rettungsdienst und vor allem die Feuerwehr. Ich bin noch aktiv und es kann durchaus sein, dass ihr mich auf Einsätzen seht“, so Raith zu den Schülern.
Blick auf die Bundespolitik
Auch die Bundespolitik und die Zukunft des Landes bewegte die jungen Leute. Aus seiner Sicht diffundiere die Gesellschaft immer mehr auseinander, es werde schwieriger, dass die Menschen in der Gesellschaft sich auf etwas einigten, so Raith. Man müsse sich die Frage stellen, welche Werte es gäbe, die die Gesellschaft zusammenhalten. Früher sei die Kirche hierfür zentral gewesen. Heute werde die Politik im Großen immer schwieriger, da viele gegensätzliche Einzelinteressen vertreten würden. Die Demokratie lebe jedoch vom Willen und der Fähigkeit, Kompromisse zu schließen. Er hoffe auf eine stabile Bundesregierung, die eine fundierte, lösungsorientierte Politik mache und die Bürger nicht vor vollendete Tatsachen stelle, wie es etwa beim Heizungsgesetz geschehen sei.
Auch auf das Thema Migration sprachen die Schülerinnen und Schüler den Landrat an. Seine persönliche Überzeugung dazu sei: „Wer nach Deutschland kommt, sich an Recht und Gesetz hält, seinen Lebensunterhalt selbst bestreitet und sich eine Zukunft aufbaut, ist willkommen.“ Die Bevölkerung altere und schrumpfe, immer weniger zahlten in die Sozialversicherungen ein, während mehr herausnähmen. Die Firmen im Landkreis hätten Probleme, Lehrlinge und Mitarbeiter zu finden. „Jobs wie Müllabfuhr oder Putzen wollen viele Deutsche nicht übernehmen. Aber wir brauchen Leute, die diese Jobs machen. Schon heute übernehmen das oft Zugewanderte.“ Wer sich aber nicht benehmen könne, habe aus seiner Sicht das Gastrecht verwirkt. Und wer einen abgelehnten Asylantrag habe, der müsse Deutschland verlassen. „Sind wir ein Rechtsstaat oder nicht? Wenn wir das Recht nur einhalten, wenn es uns passt, dann sind wir beim Trumpismus“, warnte Raith.
„Hätte man die Schließung bei Rodenstock durch Subventionen verhindern können?“, war eine weitere Frage an den Landrat. „Leider nein“, so Raith. Der Landkreis habe 240 Arbeitsplätze verloren durch die Verlagerung der Produktion von Regen nach Tschechien und Thailand. Die Unternehmensführung habe ihm klar kommuniziert, dass die günstigeren Lohnkosten in beiden Ländern der entscheidende Faktor gewesen seien. Damit habe er nur noch versuchen können, den bisherigen Rodenstockbeschäftigten zu helfen und Unternehmen zu finden, bei denen sie untergebracht werden konnten. Auch das gehöre zu seinen Aufgaben als Landrat.
Auswirkungen der Gesundheitsreform
Wie sich die Gesundheitsreform auf die Arberlandkliniken auswirken werde, wollten die Schülerinnen und Schüler ebenfalls vom Landrat wissen. Diese Frage lasse sich aktuell nicht abschließend beantworten, so Raith. Im Landkreis gebe es zwei Krankenhäuser, in Viechtach und Zwiesel. In Viechtach laufe seit zehn Jahren ein Teilneubau, der noch vier Jahre dauern werde. Am Ende werde man 93 Millionen Euro investiert haben. Das Haus in Zwiesel sei dringend renovierungsbedürftig. Egal für welche Option man sich entscheide, darunter Generalsanierung oder Neubau, werde ein dreistelliger Millionenbetrag benötigt. „Wir brauchen eine Gesundheitsreform, aber die Art und Weise, wie sie gestrickt ist, stellt eine Gefahr für die medizinische Versorgung im ländlichen Raum dar“, so der Landrat. Die Anforderungen an die Krankenhäuser stiegen, es werde vorgegeben, was sie anbieten dürften und wie viel Personal sie vorhalten müssten. Dabei sei es jetzt schon schwierig, Personal zu finden. Sowohl alle Kreistagsfraktionen als auch er als Landrat stünden zu den beiden Krankenhäusern. Man müsse sich dabei auch vor Augen halten: Ab Ende 2026 werde es im Krankenhaus Grafenau nur noch eine ambulante Versorgung geben und im Landkreis Cham konzentriere man sich auf das Krankenhaus Cham. Der Landkreis und er selbst werden alles tun, um die beiden Krankenhäuser zukunftsfähig zu halten, so Raith. „Wir lassen uns nicht unterkriegen“, erklärte er. Mit den Schülerinnen und Schülern wolle er auch nach dem Termin im Austausch bleiben. „Schreibt mir gern an landrat@lra.landkreis-regen.de.“ Er antworte persönlich und innerhalb eines Tages.