Fast alle Seniorenheime hatten mit Corona zu kämpfen

Sie tauschen sich regelmäßig aus (v.li.) Pflegeleiter FÜGK Günther Aulinger, Landrätin Rita Röhrl und Amtsärztin Dr. Carolin Müller. Foto: Wölfl/Landkreis Regen

Landrätin Rita Röhrl, Pflegeleiter FÜGK Günther Aulinger und Amtsärztin Dr. Carolin Müller ziehen Bilanz

Sie tauschen sich regelmäßig aus (v.li.) Pflegeleiter FÜGK Günther Aulinger, Landrätin Rita Röhrl und Amtsärztin Dr. Carolin Müller. Foto: Wölfl/Landkreis Regen

Sie tauschen sich regelmäßig aus (v.li.) Pflegeleiter FÜGK Günther Aulinger, Landrätin Rita Röhrl und Amtsärztin Dr. Carolin Müller. Foto: Wölfl/Landkreis Regen

Regen. „Das Infektionsgeschehen in den Heimen hat uns in den vergangenen Monaten schwer beschäftigt“, sagt Landrätin Rita Röhrl. Rund 880 Menschen leben in Pflegeeinrichtungen, rund 640 davon in Alten und Seniorenheimen. Nur in wenigen Heimen habe es keine gravierenden Covid-19-Erkrankungen von Bewohnern gegeben. „Trotz aller Bemühungen sind seit Oktober 2020 79 Heimbewohner an oder mit einer SARS-CoV-2-Infektion verstorben“, stellt die Landrätin bedauernd fest.

Landkreis hat immer umgehend reagiert

Dabei habe der Landkreis immer sofort reagiert. Bereits im Oktober 2020 wurde eine erste Allgemeinverfügung mit Besuchseinschränkungen in den Heimen beschlossen und stetig nachgebessert. Bereits kurz darauf wurde ein Besuchsverbot verhängt. Über Wochen hinweg konnten die Bewohner keinen Besuch empfangen und auch heute sind die Besuchsmöglichkeiten noch stärker als durch die Bayerische Verordnung eingeschränkt. So dürfen Seniorenheimbewohner lediglich von einer festen Person an drei Tagen pro Woche besucht werden. „Diese Person muss natürlich eine FFP2-Maske tragen. Zudem muss sie vor dem Besuch einen Corona-Schnelltest machen. Dieser darf nicht älter als 48 Stunden sein. Alternativ dazu kann auch ein maximal 72-Stunden alten PCR-Test vorlegt werden“, erklärt Amtsärztin Dr. Müller.

Task-Force-Pflege des LGL involviert

Im Falle eines Infektionsausbruchs habe man stets schnell und umfassend reagiert, versichert die Medizinerin. So wurden umgehend Reihentestungen gestartet. Die Heimverantwortlichen wurde umfassend beraten, das Hygienekonzept wurde überprüft und über die Task-Force-Pflege des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) fanden Begehungen statt.

Auch für das Personal der Heime gibt es strenge Auflagen. So müssen die Mitarbeiter drei Mal pro Woche auf Corona getestet werden. „Auch die Mitarbeiter müssen eine FFP2-Maske tragen“, erklärt der Pflegeleiter FÜGK Günther Aulinger. Bei der Versorgung von infizierten Bewohnern gebe es weitere strenge Auflagen, zum Tragen einer persönlichen Schutzausrüstung.

Bundeswehr war in zwei Heimen im Einsatz

In zwei Heimen sei das Ausbruchsgeschehen so groß gewesen, dass die „Helfenden Hände“ der Bundeswehr zum Einsatz kamen. Hier wurde das Heimpersonal durch Soldaten beim verrichten nichtpflegerischer Tätigkeiten entlastet.  Für diese Hilfe waren die Heime und der Landkreis sehr dankbar, stellt die Landrätin fest.

Trotz der umfangreichen Maßnahmen konnte das Infektionsgeschehen nicht verhindert werden. „Wir haben umfangreich und schnell reagiert“, stellt Landrätin Röhrl fest. Obwohl man frühzeitig Experten, wie die Mitarbeiter des LGL hinzugezogen hatte, zeigte sich, dass das Virus gerade bei älteren und geschwächten Menschen zu einem schweren Krankheitsverlauf führt. „86 Prozent aller in Deutschland an Covid-19 verstorbenen Menschen waren 70 Jahre und älter“, weiß Dr. Müller und so seien die Landkreisheime ein Spiegelbild der bundesweiten Statistik.

700 Heimbewohner sind mittlerweile geimpft

Nachdem mittlerweile alle Pflege-, Alten- und Seniorenheime ein Impfangebot hatten und rund 700 Bewohner geimpft sind, die allermeisten davon schon zum zweiten Mal könne man zuversichtlich sein, dass es zu keinen größeren Ausbrüchen mehr kommt. „Hätten wir den Impfstoff nur ein paar Wochen eher bekommen, dann hätte sich der Virus in den Alten- und Pflegeheimen nicht so rapide ausbereiten können“, sagt Röhrl. Sie ist überzeugt davon, dass „eine frühere Impfung Leben hätte retten können.“

Als „völlig aus der Luft gegriffen“ bezeichnen alle drei Mutmaßungen, dass die Impfung im Zusammenhang mit Todesfällen stehen könnte. „Es hat Fälle gegeben, bei denen Geimpfte trotzdem an Corona verstorben sind“, weiß Röhrl. Dies ist dem Umstand geschuldet, dass sich die Infektion schon im Voraus ausgebreitet hatte. „Entsprechend der Empfehlung der Ständigen Impfkommission muss vor Verabreichung einer COVID-19-Impfung das Vorliegen einer akuten asymptomatischen oder unerkannt durchgemachten SARS-CoV-2-Infektion labordiagnostisch nicht ausgeschlossen werden“, erklärt Dr. Müller und betont, dass man vor der Impfung niemanden auf eine Infektion testen muss. So soll auch in Heimen geimpft werden, in denen ein Ausbruch am Laufen ist. Die Experten gehen hier davon aus, dass im Falle einer Infektion die Impfung schwere Verläufe und Todesfälle verhindern kann.

Angesichts bestehender Risikofaktoren, wie Alter und Vorerkrankungen müsse man grundsätzlich bei Ausbrüchen in Altenheimen mit einer hohen Anzahl an schweren Krankheitsverläufen rechnen, stellt Müller fest. „Leider hat sich dies in den vergangenen Monaten bestätigt. Unser aller Mitgefühl gilt den Familien, die durch diese Pandemie einen Menschen verloren haben“, bedauert die Landrätin und dankt abschließend allen, die sich im Kampf gegen die Pandemie besonders engagieren. „Ohne den Einsatz der Menschen in der Pflege würden wir noch schlechter dastehen“, sagt die Landrätin und hofft, dass die Infektionszahlen nun „stetig weiter sinken.“

Meldung vom: 11.02.2021