Große kulturelle Vielfalt im Landkreis Regen

Die Preisträger mit Landrätin Rita Röhrl und den Ehrengaben. Foto: Heiko Langer/Landkreis Regen

Landrätin Rita Röhrl überreichte die Kulturpreise – Sonderpreis für die Waldvereinssektion Zwiesel

Kurzerhand wurde die Preisverleihung in die Aula des Gymnasiums Viechtach verlegt. Foto: Heiko Langer/Landkreis Regen

Kurzerhand wurde die Preisverleihung in die Aula des Gymnasiums Viechtach verlegt. Foto: Heiko Langer/Landkreis Regen

Viechtach. „Kulturell hat der Landkreis Regen viel zu bieten“, sagte Landrätin Rita Röhrl bei der Verleihung der Kulturpreise des Landkreises Regen in Viechtach. Dabei ging die Preisverleihung ungeplant schwungvoll los. Nachdem der Flügel aufgrund eines technischen Problems nicht vom Gymnasium Viechtach in die Realschulaula gebracht werden konnte, wurde kurzerhand umgeplant. Rund 20 Minuten vor Beginn der Preisverleihung wurde diese in die Aula des benachbarten und baulich verbundenen Gymnasiums verlegt. „Dem Landkreis gehören beide Schulen, da können wir glücklicherweise spontan handeln“, erklärte Röhrl und nachdem der Schulhausmeister und Mitarbeiter der Landkreisverwaltung sowie einige Besucher kräftig angepackt hatten, konnte die Veranstaltung pünktlich um 19 Uhr beginnen.

Preisträger Professor Dr. Bernd Redmann

Professor Dr. Bernd Redmann zeigte am Flügel warum er ausgezeichnet wurde. Foto: Heiko Langer/Landkreis Regen

Professor Dr. Bernd Redmann zeigte am Flügel warum er ausgezeichnet wurde. Foto: Heiko Langer/Landkreis Regen

Der erste Preisträger des Abends war Professor Dr. Bernd Redmann. Der gebürtige Bamberger kam im zarten Alter von drei Jahren nach Bodenmais und wuchs dort nicht nur auf, er machte in der Knappschaftskapelle der Bayerwaldgemeinde auch seine ersten musikalischen Schritte. Nach dem Abitur absolvierte er seinen Wehrdienst als Posaunist beim Heeresmusikkorps IV in Regensburg. „Er studierte Komposition, Musiktheorie und Schulmusik an den Musikhochschulen München und Heidelberg-Mannheim sowie Musikwissenschaften an der LMU München und an der Universität Salzburg“, berichtete Landrätin Rita Röhrl in ihrer Laudatio. Danach war er als Lehrbeauftragter an der Musikhochschule München und „im Jahr 1996 schloss er sein Kompositionsstudium bei Prof. Dr. h.c. Dieter Acker in München mit dem Meisterklassendiplom ab“, so die Landrätin weiter. 1998 promovierte Redmann im Hauptfach Musikwissenschaft an der Universität Salzburg zum Dr. phil. (summa cum laude). 1998/99 war er Lehrbeauftragter an der Universität Salzburg und der Hochschule für Musik Köln. Danach war er als Professor für Improvisation und Tonsatz an der Hochschule für Musik Köln beschäftigt. Seit 2005 ist er Professor für Musiktheorie und Gehörbildung an der Hochschule für Musik und Theater München. In den vergangenen acht Jahren war Präsident der Hochschule für Musik und Theater München. „Bernd Redmanns vielfältiges kompositorisches Oeuvre reicht von Solostücken, unter anderem  für Klavier, Gitarre, Flöte, Tuba, Akkordeon oder Marimba  über Kammermusik und Werke für große Ensembles bis zu Solokonzerten und Orchesterwerken“, erklärte Röhrl  und berichtete auch von den zahlreichen Auszeichnungen, die Redmann bereits erhalten hat. Nun sei es an der Zeit auch in der Heimat sein Schaffen zu würdigen, betonte die Landrätin und überreicht Professor Redmann den Kulturpreis des Landkreises.

So sieht die Ehrengabe 2022 aus. Um die Motive zu erkennen, muss das Licht brennen. Foto: Heiko Langer/Landkreis Regen

So sieht die Ehrengabe 2022 aus. Um die Motive zu erkennen, muss das Licht brennen. Foto: Heiko Langer/Landkreis Regen

Der Ausgezeichnete zeigte sich erfreut: „Der Preis bedeutet mir viel, weil damit meine Arbeit auch im Landkreis Regen gesehen wird.“ In seinen Dankesworten ging er auf seine musikalische Geschichte ein. Sein Dank richtete sich an seine Eltern und seine Ausbilder sowie Wegbegleiter. Er berichtete unter anderem davon, dass er unter dem Titel „dangerous liquits – gefährliche Flüssigkeiten“ neue Stücke für das Klavier komponiert hat. „Die Stücke kann man nur am Klavier oder Flügel spielen“, betonte er und deswegen sei er froh, dass der Umzug in die Aula des Gymnasiums möglich war. Dadurch bekamen die Zuschauer die Gelegenheit sein Schaffen kennenzulernen. Der Musiker und Komponist spielte an diesem Abend drei Eigenkompositionen, eine davon war sogar eine Uraufführung.

Manfred Homolka erhielt den Preis

Manfred Homolka ist einer der Kulturpreisträger 2022, er wurde von Landrätin Rita Röhrl ausgezeichnet. Foto: Heiko Langer/Landkreis Regen

Manfred Homolka ist einer der Kulturpreisträger 2022, er wurde von Landrätin Rita Röhrl ausgezeichnet. Foto: Heiko Langer/Landkreis Regen

Der nächste Kulturpreis ging an Manfred Homolka, einem Glaskünstler aus Regen. „Der Glasgraveur Manfred Homolka aus Regen absolvierte seine Berufsausbildung von 1959 bis 1962 an der Glasfachschule Zwiesel und verfeinerte anschließend seine Kenntnisse in der Tiefgravur bei Josef Hackl“, sagte Röhrl in der Laudatio. In seinem Leben war er sowohl als selbständiger Künstler als auch als Mitarbeiter diverser Glasbetriebe in der Region tätig, zuletzt bei Oskar Weinfurtner in Arnbruck.

Mit seinen Werken war er in der Vergangenheit zu einer Vielzahl an regionalen und überregional bedeutenden Ausstellungen eingeladen. Zwei Einzelausstellungen im Fressenden Haus bzw. im Niederbayerischen Landwirtschaftsmuseum Regen würdigten in den letzten Jahren sein künstlerisches Schaffen. Manfred Homolka benützt als Bildgrund für seine Gravurarbeiten in der Regel mehrfach überfangene Glasrohlinge und nennt seine Arbeitsweise Abschältechnik. „Je nachdem, wie tief er mit dem Diamantrad seines Gravurbocks in die verschiedenfarbigen Glasschichten vordringt, eröffnen sich facettenreiche Spielräume für den plastischen und malerischen Ausdruck im Glas. Die fragile Transparenz des Glases und die entstehenden Licht- und Schattenwirkungen tun ein Übriges. Mit derselben Perfektion beherrscht der Graveur den höchst komplizierten Negativschliff“, erklärte Röhrl. Besonders beeindruckend dabei sei, dass er seine Werke oftmals spontan und ohne Vorabskizzen aufs Glas bringt. „Eine weitere Spezialität sind Homolkas visionäre Gravuren, die seiner eigenen Fantasie entspringen. Seine Zeichnungen mit dem Diamantrad verraten eine ungebremste Virtuosität“, so die Laudatorin weiter. Dabei habe Homolka viele Auszeichnungen und Preise erhalten. Und dennoch sei er noch viel mehr als ein herausragender Künstler. Homolka ist sehr stark gesellschaftlich und ehrenamtlich engagiert. „Das Pichelsteinerfest mit den alljährlich phänomenal gestalteten Festzügen und der Gondelfahrt wären ohne Manfred Homolka ebenso wenig denkbar, wie der nach dem jeweiligen Motto ausstaffierte und aufwendig dekorierte Faltersaal im Fasching“, erklärt die Landrätin und berichtet, dass Homolka auch zum Theaterproduktionen auf sein handwerklich-künstlerisches Geschick vertraut haben. Zudem unterstützt er die Vereine und Institutionen der Region. Unzählige Sieger und Geehrte konnten sich in der Vergangenheit über wahre Kunstwerke des Meisters freuen. „Die Ehrenmitgliedschaften bei den Pichelsteinern, dem EC Wieshof, der Narregenia Regen,  der Marine-Kameradschaft Regen-Viechtach sowie die Ernennung zum Ehrengrenadier des Panzergrenadierbataillons 112, Regen zeugen vom großen gesellschaftlichen ehrenamtlichen Engagement von Manfred Homolka.“

In seiner Dankesrede zeigte sich Homolka gewohnt bescheiden. Er sei kein Mann der großen Worte, stellte der Künstler fest und betonte, dass er alles gern gemacht habe und auch weitermachen wird. „Wenn ihr was braucht, dann kommt´s halt“, sagte er und setzte sich wieder ins Publikum.

Der Nachwuchspreis für „The Rockets“

Der Nachwuchspreis ging an die Band "The Rockets" aus Kollnburg. Foto: Heiko Langer/Landkreis Regen

Der Nachwuchspreis ging an die Band „The Rockets“ aus Kollnburg. Foto: Heiko Langer/Landkreis Regen

Der Nachwuchspreis ging in diesem Jahr an vier junge Rockmusiker. Simon Kapfhammer (Hilb), Jakob Fischl (Dörfl), Leon Degen (Schwarzgrub) und Philip Mühlbauer (Schlatzendorf) sind „The Rockets“ aus Kollnburg. „Mit viel Talent, Fleiß und Engagement haben sich die vier Instrumentalisten und Sänger seit 2019 bereits einen hohen Bekanntheitsgrad über ihren Heimatort hinaus erarbeitet“, berichtete Röhrl. Dabei sei der Ausgangspunkt, der jungen aber steilen Karriere der sogenannte Star-Treff am Gymnasium Viechtach gewesen. Bei der Veranstaltung können seit vielen Jahren junge Talente eine erste Auftrittsmöglichkeit erhalten und Erfahrungen auf der Bühne sammeln. Betreut wurde die Band seinerzeit von Konrad Sitte-Zöllner, der in Kirchaitnach die School of Pop betrieb, wo die vier Schulfreunde ihre musikalische Grundausbildung erhielten und zum Ensemble geformt wurden. „Vom Star-Treff ging es dann direkt auf die große Bühne des Viechtacher Bürgerfestes, wo die jüngste Rockband Bayerns, damals waren die Herren Fünftklässler im Alter von elf oder zwölf Jahren, mit ihrer Musik wieder einschlug und für Furore sorgte“, erklärte Röhrl. Zuletzt sorgten die Musiker mit ihren Auftritten in der Castingshow „The Voice Kids“ auf SAT 1 und Pro7 für Furore. Bei ihren Live-Auftritten, die sie inzwischen schon quer durch Bayern, etwa bis ins Allgäu nach Kempten geführt haben, bekennen sich die vier Dialektsprecher nicht nur zu den Rock-Klassikern, sondern auf sehr sympathische Weise vor allem auch zu ihrer Heimat Niederbayern.

Das musikalische Kleeblatt – inzwischen 14 und 15 Jahre alt – vermittelt jetzt unter Anleitung von Moritz Sitte-Zöllner auf der Bühne Freude am eigenen Hobby und liefert für Altersgenossen und Erwachsene stets eine professionelle Show ab, erst kürzlich bei Rock am Berg in St. Englmar. „Ausgezeichnet werden Simon, Jakob, Leon und Philip heute nicht für ihr musikalisches Wirken im eigentlichen Sinn, sondern für ihr Engagement und ihre Freude am gemeinsamen Tun abseits von Playstation und Smartphone. Musik zu machen hat auch eine große soziale Komponente“, betonte Rita Röhrl und überreichte den Preis an die Band.

Für die Nachwuchsmusiker sprach Simon Kapfhammer die Dankesworte. „Normalerweise bin ich auf der Bühne nicht so nervös wie heute“, gestand er und bedankte sich bei allen Unterstützern, angefangen bei den Eltern über die Musiklehrer bis zu den Fans und Unterstützern.

Sonderpreis für Waldvereinssektion Zwiesel

Der Sektionsvorsitzende Egon Thum nahm den Preis für den Waldverein - Sektion Zwiesel - entgegen. Foto: Heiko Langer/Landkreis Regen

Der Sektionsvorsitzende Egon Thum nahm den Preis für den Waldverein – Sektion Zwiesel – entgegen. Foto: Heiko Langer/Landkreis Regen

Der Sonderpreis der Landrätin ging in diesem Jahr an die Waldvereinssektion Zwiesel. Die Sektion wurde im Jahr 1883 gegründet und gehörte zu den Gründungssektionen des Bayerischen Waldvereins. Hatte der Verein damals noch die Förderung des Fremdenverkehrs als einziges Ziel, blieb dies nach den Weltkriegen nur ein Aspekt des vielfältigen Schaffens. Fruchtbar war und ist das Wirken im kulturellen Bereich. „Das beste Beispiel hierfür ist die Kunstausstellung Zwiesler Buntspecht, die seit 1963 jährlich veranstaltet wird. Oskar Langer und Dr. Raimund Schuster hatten die Idee zum 80. Jubiläumsjahr der Sektion eine Kunstausstellung auf die Beine zu stellen. Gemeinsam mit Max Gangkofner, dem damaligen Direktor der Glasfachschule Zwiesel, fuhren sie persönlich die heimischen Künstler ab und sammelten die auszustellenden Kunstwerke ein. Diese wurden dann zu einer kleinen Kunstausstellung in der Glasfachschule arrangiert. Ursprünglich war die Ausstellung für den Zeitrahmen von einer Woche geplant. Doch bereits 1963 erfreute sich der Buntspecht solcher Beliebtheit, dass man die Ausstellung um eine Woche verlängerte. Zu bestaunen gab es etliche Malereien genauso wie Schnitzereien und Unikate aus Glas. Abgerundet wurde das Ganze von einem Bücherstand des Heimatdichters Paul Friedl“, berichtete Röhrl in der Laudatio und ergänzte, dass man bereits im ersten Wiederholungsjahr das zukünftige Motto Zwiesler Buntspecht fand. „Oskar Langer kreierte mit Pinsel und Farbe das Logo.“ Nach mehreren Umzügen hat der Buntspecht seit 1983 in der Mittelschule Zwiesel sein Nest gebaut. „Der Buntspecht ist offen für künstlerisches aus allen Bereichen und allen Stilrichtungen. Eine Jury aus Kunstschaffenden zeichnet neben den Machern der Sektion für die Organisation verantwortlich“, so die Laudatorin weiter. Dabei habe die Sektion Zwiesel über den Buntspecht hinaus noch weitere kulturelle Verdienste für die Heimatregion: 1965 konnte der von der Sektion initiierte und wesentlich finanzierte Kulturfilm „Ein Jahr geht übers Waldgebirg“ von Dr. Fritz Janka uraufgeführt werden. Auf Anregung des Ehrenmitglieds Paul Friedl wurde 1972 das „Ostbayerische Volksmusik- und Volksliederarchiv“ gegründet und auf eine Initiative des Waldvereins geht auch die Einrichtung des Zwieseler Waldmuseums zurück. Der 2001 gegründete Arbeitskreis Unterirdische Gänge leitete die Erschließung und Erforschung des Gangsystems in die Wege. Deswegen habe sich die Sektion den Kulturpreis redlich verdient, betonte Röhrl und überreichte den Preis an den Vorsitzenden Egon Thum.

Er hob in seinen Dankesworten die derzeitige Buntspecht-Kuratorin Annemarie Pletl hervor. Ihr und den vielen ehrenamtlichen Helfern sei es zu verdanken, dass man die Ausstellung weiterhin machen könne. Thum berichte auch davon, dass er sich durchaus um die Zukunft sorgt. Man brauche weiterhin engagierte Mitglieder sonst sei vieles nicht mehr möglich. Derzeit würden vor allem die älteren Mitglieder helfend mitanpacken. Deswegen hoffe er darauf, dass auch jüngere Mitglieder künftig aktiv mitarbeiten.

Erinnerungsgabe von Johannes Maria Haslinger

Johannes Maria Haslinger, Fotokünstler, Musiker und Macher des Roten Schulhauses in Rinchnach schuf die Ehrengabe für den Kulturpreis 2022. Foto: Heiko Langer/Landkreis Regen

Johannes Maria Haslinger, Fotokünstler, Musiker und Macher des Roten Schulhauses in Rinchnach schuf die Ehrengabe für den Kulturpreis 2022. Foto: Heiko Langer/Landkreis Regen

Der Kulturpreis ansich, die sogenannte Ehrengabe, wird jährlich von einem anderen Künstler gestaltet. Heuer zeichnete dafür Johannes Maria Haslinger, Fotokünstler, Musiker und Macher des Roten Schulhauses in Rinchnach verantwortlich. Der Künstler, 2018 selbst Kulturpreisträger des Landkreises Regen, war anwesend und stellte die Objekte kurz vor. Der diesjährige Preis ist der erste Preis, der Strom zum Betrachten braucht. Denn Haslinger schuf Werke mit Lichteffekten, die den Preis zum Strahlen brachten.

Empfang im Schulfoyer

Nach dem obligatorischen Gruppenfoto der Preisträger ging es zurück in die Viechtacher Realschule. Dort fand zu Ehren der Preisträger ein Stehempfang statt. Bei Häppchen und kühlen Getränken konnten sich Preisträger und Gäste austauschen.

Die Preisträger mit Landrätin Rita Röhrl und den Ehrengaben. Foto: Heiko Langer/Landkreis Regen

Die Preisträger mit Landrätin Rita Röhrl und den Ehrengaben. Foto: Heiko Langer/Landkreis Regen

Meldung vom: 21.11.2022