GUTi wächst im Landkreis Cham

Eine starke Gemeinschaft: Um 15 Kommunen wächst die Guti-Familie mit einem Schlag an. Durch drei Landkreise kann der Tourist künftig kostenlos tingeln. Foto: Frau Ruland, Landkreis Cham

So fahren Urlauber mit Gästekarte einfach umsonst: von Oberviechtach bis Waldkirchen

Eine starke Gemeinschaft: Um 15 Kommunen wächst die Guti-Familie mit einem Schlag an. Durch drei Landkreise kann der Tourist künftig kostenlos tingeln. Foto: Frau Ruland, Landkreis Cham

Eine starke Gemeinschaft: Um 15 Kommunen wächst die Guti-Familie mit einem Schlag an. Durch drei Landkreise kann der Tourist künftig kostenlos tingeln. Foto: Frau Ruland, Landkreis Cham

Die Zahlen sind beachtlich. 3200 Kilometer Bus und Bahn sind mit der Gästekarte abgedeckt. Rund 200 Linien in drei Landkreisen, die komplette Strecke von Oberpfalzbahn und Waldbahn. Das alles steht Touristen nun frei zur Verfügung. Alles, was sie brauchen, ist ihre Gästekarte. Dafür haben am Donnerstag in einer Feierstunde drei  Landräte, 15 Bürgermeister und zwei Verkehrsbetriebe ihre Unterschrift geleistet.

Unterschriften über Unterschriften
Die GUTi-Familie wächst. Und zwar nicht um ein oder zwei Gemeinden, sondern gleich 15 Bürgermeister haben am Donnerstag den Weg in die Chamer Stadthalle gefunden, um feierlich einen Kooperationsvertrag zu unterzeichnen. GUTi steht kurz für Gäste-Umweltticket. Und genau das wollen die Touristiker in den drei Landkreisen Cham, Regen und Freyung-Grafenau auf den Weg bringen. Eine gemeinsame Strategie und gegenseitige Anerkennung der Gästekarte als Rundum-Sorglos-Ticket für den öffentlichen Personen-Nahverkehr. Es geht um den Auftritt als gemeinsame Region. Der Bayerische Wald mit seinem touristischen Herzstück, dem Nationalpark, braucht sich „hinter anderen Urlaubsregionen, wie dem Schwarzwald oder dem Harz, überhaupt nicht verstecken“, betonte der Landrat aus Freyung-Grafenau, Sebastian Gruber. Es liege aber halt in der bescheidenen Natur des Waidlers, nicht immer gleich mit den Erfolgen hausieren zu gehen.

Abheben von der Masse mit dem GUTi-Ticket
Umso wichtiger sei die gemeinsame GUTi-Strategie. „Es geht um Nachhaltigkeit, um Co2-Reduktion und um Mobilität in der Tourismusbranche“, wichtige Zukunftsthemen, wie Landrat Franz Löffler betonte. „Seien wir uns mal ehrlich, das Angebot in Bayern in Sachen Tourismus ist recht gleichförmig. Wir wollen uns aber abheben“, forderte Löffler. GUTi sei da ein wichtiger Meilenstein. „Wir beweisen damit, dass es sich mit der Gästekarte in dieser Region ganz ordentlich bewegen lässt.“ Sogar Touristen, die schon mit dem ÖPNV in den Bayerischen Wald anreisen, soll es schon geben. Dank GUTi sind sie vor Ort flexibel, ganz ohne Tarifwirrwarr. Kleine Seitenhiebe auf das nun beschlossene 49-Euro-Ticket konnten sich weder Löffler noch seine rote Amtsgenossin aus dem Landkreis Regen, Rita Röhrl, verkneifen. „Bevor wir was unterschreiben, ist alles ausgemacht“, stimmten beide unisono in das Klagelied über die Kinderkrankheiten beim 49-Euro-Ticket ein. Denn dort gebe es ihrer Ansicht nach noch viele offene Fragen hinsichtlich der Beförderung von Schülern oder der Finanzierung für die Verkehrsunternehmen. „Die sind bei uns schon im Boot“, lobte Röhrl die gute Vorarbeit der Projektmacher. Allen voran, dem „Gesicht von GUTi“, Christina Wibmer, die schon seit den Anfängen im Jahr 2010 an dem Modell mitwirkt.

Das wirkt: 15 auf einen Streich
„Jetzt wächst die Familie gleich um einen ganzen Schwung“, freute sich Letztere. Die Anfänge waren „zaach“, wie der Waidler sagen würde. Aber der Donnerstag in Cham markierte einen Meilenstein im Tourismus des Bayerischen Waldes. Der Beitritt von gleich 15 Kommunen zu dem Bündnis glich einer Massentaufe. Mit dem Segen des östlichen Nachbarn. Denn auch die Anbindung nach Tschechien in den Bezirk Pilsen und Südböhmen soll voraussichtlich ab Juni 2023 stehen. Und noch einen Ausbau streben die Landräte, allen voran Löffler, an: Dass GUTi nicht nur den Sommerfrischlern zur Verfügung stehen sollte. Eine Kritik am Ticket, die Rita Röhrl in ihrer frischen Art wiedergab, wie sie sie wohl schon öfters gehört hat: „Die Preiß’n foahr’n umasunst und mir ned“, zitierte sie. „Wir können aber voneinander lernen“, stellte sie in Aussicht. „Der Waidler ist nicht so ÖPNV-affin, aber wenn alle mitfahren, probiert es auch der Einheimische aus“, ist sie überzeugt. Und dann muss es auch ein günstiges Ticket für den Hiesigen geben. Eine Aufgabe für die Zukunft. Wobei Markus Müller, seines Zeichens Touristiker, Bürgermeister aus Neukirchen b. Hl. Blut und stellvertretender Landrat, schon klarstellte, dass die Gäste ihr GUTi eben schon bezahlen würden. „Sie tun das mit der Kurtaxe.“ So sei es also nur recht und billig, wenn sie dafür einen ordentlichen Service erhalten. Am Ende sind mit dem GUTi alle zufrieden. Die Touris touren leichter rum, der Bayerische Wald ist nachhaltig erschlossen, die Ferienregion darf sich über ein besseres Image erfreuen, die Gemeinden schultern die Mehrausgaben gemeinsam und sogar die Verkehrsbetriebe freuen sich: Sie dürfen mit einem verlässlichen Einnahmeposten rechnen. Eine multiple Win-win-Situation sozusagen.

Meldung vom: 08.02.2023