Landrat Dr. Ronny Raith besucht Hackschnitzel- und Energieproduzenten Probst Energy
Geiersthal. Die Firma Probst Energy in Piflitz produziert nicht nur in der Region und für die Region Hackschnitzel und Strom, sondern baut und betreibt auch Biomasseheizkraftwerke. Zusammen mit Bürgermeister Richard Gruber und Wirtschaftsreferentin am Landratsamt Teresa Sitzberger besuchte Landrat Dr. Ronny Raith den Vorzeigebetrieb in Sachen regionale Energieerzeugung.
Vom Landwirtschafts- und Forstbetrieb zum Hackschnitzelproduzenten
Beim Termin in Piflitz erläuterte die Eigentümerfamilie Probst zunächst die Entwicklung des Betriebs und führte die Gäste anschließend über das Gelände. „Ursprünglich kommen wir aus der Land- und Forstwirtschaft, wir haben 20 Hektar Landwirtschaft und 65 Hektar Wald“, so Seniorchef Alois Probst, der ausgebildeter Landwirtschaftsmeister ist. Auch Milchkühe halte man noch. In der 1990ern sei man neben dem Forstbetrieb in die Hackschnitzelproduktion eingestiegen. „Wir kaufen aktuell von über 190 Landwirten und Waldbesitzern das Restholz an, darunter auch Käferholz“, so Familie Probst. Abfallholz aus Sägewerken und Material aus der Landschaftspflege werde ebenfalls genutzt. Das meiste Holz wird mit dem eigenem Großhäcksler zerkleinert und nach Piflitz transportiert. Anschließend werden die Hackschnitzel warmluftgetrocknet, gesiebt und bis zur Auslieferung an die Kunden gelagert. „Neben dem eigenen kompletten Fuhrpark zur Biomasseaufbereitung beauftragen wir in Zeiten hoher Nachfrage auch andere Biomasse- und Transportunternehmer aus der nahen Umgebung“, so Alois Probst. Bei großen Mengen vereinfachten kurze Wege die Biomasseproduktion und wenn Piflitz nicht besonders nah am Kunden liege, sei es sinnvoller, auf einen näher am Anfallort der Biomasse ansässigen Lohnhäcksler zurückzugreifen. Etwa 120 Betriebe und Anlagen beliefere man aktuell mit Hackschnitzeln, die meisten davon im Landkreis Regen und in einem Umkreis von 20 Kilometern um den Betrieb. Somit bleibe die Wertschöpfung in der Region.
Hackschnitzel seien auch nicht gleich Hackschnitzel, betonte Alois Probst. Es gebe unterschiedliche Qualitäten und Feinheitsgrade. „Kleinere Anlagen sind empfindlicher und bei gröberen Hackschnitzeln störungsanfälliger“, stimmte Bürgermeister Richard Gruber zu. Durch die Siebung sei man in der Lage, die jeweils zur Anlage passende Feinheit zu liefern, so Familie Probst.
Einstieg in die umweltfreundliche Energieerzeugung
Neben mehreren Photovoltaikanlagen habe man 2014 dann mit der Stromproduktion aus Holz begonnen. Auf dem Betriebsgelände wurde eine Holzkraftanlage errichtet. „Dort verbrennen wir das Holz nicht, sondern vergasen es“, so Christoph Probst. Man habe eine von nur etwa 800 Anlagen dieser Art weltweit. Das entstandene Gas treibe mehrere Blockheizkraftwerke an, die in der Stunde 150 Kilowatt elektrische und 350 Kilowatt thermische Energie produzierten. Die erneuerbare Energie werde zum Teil für den eigenen Betrieb verwendet und außerdem über eine Elektroschnellladesäule auf dem Betriebsgelände vermarktet, die für jeden zugänglich sei. Somit sei man in Piflitz komplett energieautark. Der Überschuss werde mit über 1,2 Millionen Kilowattstunden jährlich ins öffentliche Stromnetz eingespeist. Auf Nachfrage des Landrats erklärte Familie Probst, dass man bei der Stromeinspeisung auch nicht so sehr von der Abschaltthematik durch den Netzbetreiber aufgrund mangelnder Netzkapazitäten betroffen sei. „Wir produzieren rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr grüne Energie, fallen daher unter die Grundlasterzeugung und werden nicht so häufig abgeschaltet.“ Außerdem gehe eine 20-Kilovolt-Leitung in der Nähe des Betriebs vorbei, zu der man vorausschauend selbst leistungsfähige Privatkabel verlegt habe.
Ein weiteres Standbein von Probst Energy ist der Bau und Betrieb von Biomasseheizkraftwerken. Die erste Anlage entstand bereits 1998 in Piflitz zur Eigenversorgung, 2010 sei ein Heizwerk zur Versorgung für den Campus Teisnach gebaut worden. Neben weiteren Anlagen zur Wärmeversorgung für Wohngebäude und Kommunen realisiert Probst Energy aktuell Energieprojekte zur Dekarbonisierung von regionalen Wirtschaftsunternehmen – ein Biomasseheizwerk zur Versorgung für die Firma Rehau in Viechtach bei Reichsdorf sowie ein Heizwerk für die Firma Rohde & Schwarz in Teisnach befinden sich derzeit im Aufbau. Energiekonzepte, technische Planungen und die Projektleitung des Anlagenbaus setze man bei Probst Energy mit Know-how und Erfahrung ausschließlich innerbetrieblich um. „Unser Ziel ist es, das eigens im Betrieb erzeugte Ausgangsprodukt Holzhackschnitzel nachhaltig und effizient zu allen möglichen Formen selbst zu veredeln“, so Christoph Probst.
Herausforderungen für den Betrieb
Auf die Frage des Landrats nach Herausforderungen für den Betrieb erklärte die Eigentümerfamilie, dass dem Unternehmen vor allem die Personalknappheit und die Bürokratie zu schaffen mache. „Hackschnitzel müssen ab einer bestimmten Anlagengröße in einem aufwändigen Prozess zertifiziert werden, um als nachhaltig zu gelten“, so Christoph Probst. Trotz der Herausforderungen blicke man aber sehr zuversichtlich in die Zukunft, gerade die Nachfrage nach Hackschnitzeln steige weiter. „Die Energie muss irgendwo herkommen“, stimmte der Landrat zu. „Da ist entscheidend, dass man grundlastfähig ist, anders als bei Wind und Solar.“ Er habe großen Respekt davor, was Probst Energy leiste, auch davor, dass die junge Generation sich im Familienbetrieb einsetze. Zusammen mit Bürgermeister Richard Gruber und Wirtschaftsreferentin Teresa Sitzberger dankte er Familie Probst für den Einblick in den Betrieb und wünschte weiterhin gutes Gelingen bei den Projekten. „Die dafür notwendige Tatkraft und Innovationskraft sind da, das ist offensichtlich“, so Raith.