In Nöten: Frösche und Kröten

Im Landkreis Regen wurden auch heuer wieder Zäune zum Schutz der Amphibien aufgebaut

Rosemarie Wagenstaller und Kerstin Schecher vom LBV beim Aufbau des Amphibienzaunes bei Katzenbach, Böbrach. Foto: Graf/Landratsamt Regen

Rosemarie Wagenstaller (li.) und Kerstin Schecher vom LBV beim Aufbau des Amphibienzaunes bei Katzenbach, Böbrach. Foto: Graf/Landratsamt Regen

Regen „Wir bitten die Autofahren, dass sie Acht geben und speziell an von Amphibien häufig frequentierten Orten mit angepasster Geschwindigkeit fahren“, sagt Rosemarie Wagenstaller aus dem Landratsamt Regen. Sie und ihre Kollegen aus der unteren Naturschutzbehörde weisen auf die Probleme für die Amphibien hin. Um zu helfen haben sich auch dieses Jahr im Landkreis Regen wieder viele Freiwillige für den Schutz der heimischen Amphibien aktiv eingesetzt.

„Von Oktober bis Ostern ist eine Faustregel, die den meisten Autofahrern durchaus bekannt ist. Sie beschreibt die Zeitspanne, in der man aufgrund von Glättegefahr in der Regel auf Winterreifen angewiesen ist. Wenn es nun endlich wieder bessere Fahrbedingungen gibt, neigen viele eingefleischte Autofahrer dazu, etwas mehr auf das Gas zu drücken, sehr zum Leidwesen vieler Amphibien. Denn auch diese sind jetzt wieder vielfach auf den Straßen unterwegs auf dem Weg zu ihren Laichgewässern“, sagt Martin Graf, Biodiversitätsberater am Landratsamt und so hoffen er und seine Kollegen, dass die Verkehrsteilnehmer Rücksicht auf die Tiere nehmen.

Schon seit vielen Jahren sind zahlreiche Helfer tatkräftig am Werk, indem sie Fangzäune aufstellen und die Kröten täglich mit Eimern über die Straßen tragen. Dabei wird auch notiert, welche Anzahl, Arten und Geschlechter sich in den Eimern befinden. Mitglieder vom Landesbund für Vogelschutz und vom Bund Naturschutz, die Naturpark-Ranger sowie weitere ehrenamtliche Unterstützer sind hier aktiv. Auch der Nationalpark Bayerischer Wald betreut Amphibienzäune, davon auch einen im Landkreis Regen. Das Staatliche Bauamt Passau unterstützt die Aktion ebenfalls, beispielsweise an der Bundesstraße 11 bei der Abzweigung zum Zwieseler Waldhaus.

Der älteste Zaun steht in Katzenbach, Gemeinde Böbrach, und wurde 2006 erstmals aufgestellt. Der erfolgreichste Zaun ist der in Aurieden, Gemeinde Prackenbach, wo schon bis zu 2000 Tiere gezählt werden konnten.

An den mit Fröschen markierten Stellen befinden sich derzeit Amphibienzäune. Grafik: Kronschnabl/Naturpark Bayerischer Wald

An den mit Fröschen markierten Stellen befinden sich derzeit Amphibienzäune. Grafik: Kronschnabl/Naturpark Bayerischer Wald

Die Zäune wurden teilweise von der unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt Regen zur Verfügung gestellt. Über den Naturpark Bayerischer Wald kann eine Förderung der Aktionen beantragt werden. Die Gemeinden haben zum Teil auch Gefahrenschilder vor Beginn der Zäune aufgestellt. Die Autofahrer werden gebeten, ihre Geschwindigkeit auf maximal 30 Kilometer pro Stunde zu reduzieren. „Dies dient zum einen der Sicherheit der Betreuer, die in den Morgen- und Abendstunden die Straße mehrmals überqueren müssen“, berichtet Wagenstaller. Andererseits sollen durch die geringe Geschwindigkeit möglichst wenige Amphibien überfahren werden. „Es hat sich nämlich herausgestellt, dass die Tiere bei einer Geschwindigkeit von über 30 km/h auch tödlich verletzt werden, wenn sie nicht von den Reifen überrollt werden. Die Druckwelle des Fahrzeuges ist dann bereits so stark, dass die Tiere zerdrückt werden“, berichtet die Expertin.

Nötig werden die Bemühungen der Krötenretter wohl noch lange sein. Bei den Frühjahrslaichwanderungen werden alljährlich viele Amphibien von Autos überfahren. Erdkröten wandern zum Beispiel sehr langsam, gerade in den noch kühlen Nächten, und brauchen zum Überqueren einer Straße bis zu 15 Minuten. Die Gefahr, dass sie in dieser Zeit überfahren werden, ist daher sehr groß. Bereits bei einer Frequentierung von 60 Fahrzeugen pro Stunde werden bis zu 90 Prozent der wandernden Tiere getötet. Und auch bei der Erdkröte, eigentlich eine Allerweltsart, ist wie bei so vielen Amphibien ein deutlicher Rückgang im Bestand erkennbar. Neben der Zerschneidung der Lebensräume spielen hier viele Faktoren eine Rolle, so auch Klimawandel, Trockenheit und intensive Landbewirtschaftung.

 

Meldung vom: 15.04.2021