Landrat und Kommunale Jugendpflegerin im Gespräch mit Viechtacher Realschülern
Beim Besuch an der Realschule Viechtach: Landrat Dr. Ronny Raith und Kommunale Jugendpflegerin Kathrin Götz im Gespräch mit den Schülerinnen und Schülern. Foto: Iris Gehard / Landratsamt Regen
Viechtach. Der Austausch mit den Abschlussklässlern im Landkreis ist Landrat Dr. Ronny Raith und Kommunaler Jugendpflegerin Kathrin Götz sehr wichtig. Im Rahmen ihrer regelmäßigen Schulbesuche kamen sie diesmal an die Realschule Viechtach.
„Wir freuen uns auf einen offenen, ehrlichen Austausch“, so Raith und Götz, nachdem sie von Schulleiter Stefan Spindler an der Schule begrüßt worden waren. Jede Frage werde beantwortet, betonten sie. Zum Einstieg stellten sich beide vor, Götz erläuterte ihre Aufgaben als Kommunale Jugendpflegerin. „Ich bin für alle, die in der Jugendarbeit tätig sind, Ansprechpartnerin und Fachstelle“, so Götz, etwa für die Jugendbeauftragten in den Kommunen. In jeder Stadt und Gemeinde gebe es einen Jugendbeauftragten, der für die jungen Leute zuständig sei und diese im Stadt- oder Gemeinderat vertrete. Diese unterstütze sie genauso wie die Jugendtreffs im Landkreis. Sie bilde auch Ehrenamtliche aus, die in der Jugendarbeit tätig seien und mache auch selber Angebote im Bereich der Jugendarbeit, in diesem Jahr beispielsweise eine Auslandsfreizeit.
Maßnahmen für die Zukunft junger Leute im Landkreis
Was der Landkreis tue, um junge Menschen im Landkreis zu halten, wollte im Anschluss eine Schülerin wissen. Grundsätzlich gehe es dem Landkreis darum, dass alle Menschen, egal welchen Alters, hier ein gutes Leben führen könnten, so Götz. Vonseiten der Jugendarbeit gebe es beispielsweise viele Angebote zur Freizeitgestaltung. Ein wichtiger Faktor, um sich hier zuhause zu fühlen, sei auch, dass es viele Vereine und Verbände gebe, in denen man sich engagieren könne. Einen Job zu finden, sei ebenfalls wichtig. Auch da seien Landkreis und Kommunen aktiv, es gebe zum Beispiel viele örtliche Berufsmessen. Auch in der Kreisentwicklung am Landratsamt gebe es viele verschiedene Stellen, die sich hier engagierten und beispielsweise die Schulen mit Firmen im Landkreis vernetzten. Auch ehrenamtliche Tätigkeiten würden über die Kreisentwicklung am Landratsamt unterstützt.
Es sei die Aufgabe von Lokalpolitik, ergänzte Raith, „ein Umfeld zu schaffen, das für junge Menschen Zukunftschancen bietet.“ Das mache man zum einen über die von Götz genannten Angebote, zum anderen aber auch über Entscheidungen, die Weichen für die Zukunft der jungen Menschen stellten. Der Landkreis sei für weiterführende Schulen wie die Realschule Viechtach, aber auch für Gymnasien, Berufsschulen und Sonderpädagogische Förderzentren zuständig. „Wir investieren viel in schulische Bildung und schulische Infrastruktur.“ Das zeige sich unter anderem am Neubau der Berufsschule mit Fachoberschule in Regen. Die Finanzlage des Landkreises sei herausfordernd, „aber wir sparen nicht bei den Schulen, die haben Priorität“, so Raith. Der Landkreis kümmere sich auch um die Infrastruktur an sich, also um Kreisstraßen, Busverbindungen und den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Mit der Taktdichte in größeren Städten könne ein ländlicher Landkreis einfach nicht mithalten, aber aktuell wende man „so viel Geld wie noch nie für den ÖPNV auf.“
Vom spannendsten Fall als Anwalt bis zum Schweinegrillfest
Auch für den Landrat, seinen Werdegang und seine Aufgaben interessierten sich die Schüler und fragten unter anderem: Warum wolltest du Landrat werden? Was sind deine Aufgaben? Warum bist du in der CSU? Auf die Frage, was ihm an seiner Tätigkeit am wenigsten gefalle, gestand Raith, dass er sich manchmal mit bürokratischen Abläufen schwertue. In seiner Kanzlei mit 14 Mitarbeitenden hätten sich Dinge hemdsärmeliger lösen lassen. Auch nach seinem spannendsten Fall als Anwalt wurde Raith gefragt. Er sei Fachanwalt für Strafrecht und Versicherungsrecht, dürfe aktuell aber nicht praktizieren, erläuterte er. Bei der Frage müsse er an einen Fall denken, bei dem ein junger Mann die Mutter des gemeinsamen Kindes getötet habe. Dieser Fall habe Kriminalgeschichte geschrieben, weil zum ersten Mal ein 3D-Tatortscanner verwendet worden sei. Auch an einen weiteren Fall denke er, bei dem der Sprachassistent Alexa eine Audio-Aufnahme der Tat gemacht habe. Hier sei kontrovers diskutiert, die Aufnahme aber letztlich als Beweismittel zugelassen worden.
Ob er Interesse an einem Landtags- oder Bundestagsmandat habe, wollten die Schüler ebenfalls wissen. „Nein, mein Platz ist hier“, erklärte der Landrat. Vor zehn Jahren habe er die Möglichkeit gehabt, für den Bayerischen Landtag zu kandidieren und habe sich bewusst dagegen entschieden. Er fühle sich hier wohl und verstehe sich ganz als Lokalpolitiker. „Was hältst du vom Schweinegrillfest?“, fragte ein Schüler den Landrat. Grundsätzlich sei es gut, Ideen zu haben und auch einen Bürgermeister, der darauf schaue, dass sich in der Stadt etwas tue. „Was mir nicht gefällt, ist wie die Debatte im Moment geführt wird, und zwar von Befürwortern und Gegnern des Schweinegrillfestes. Es wird nicht mehr miteinander gesprochen, sondern übereinander“, so Raith. Es gebe aus seiner Sicht auch nur noch ein Denken in Schwarz und Weiß. So funktioniere aber weder das Leben noch die Politik. Man müsse auch Meinungen, die von der eigenen abweichen, anhören und akzeptieren. Das vermisse er aktuell.
Aktueller Stand Sportplatz am Schulzentrum und Hallenbad
Wie es mit dem Sportplatz am Schulzentrum und dem Hallenbad weitergehe, wollten die Schülerinnen und Schüler ebenfalls vom Landrat wissen. Beim Sportplatz sei ein Planungsbüro beauftragt worden, das mehrere Modelle für eine Optimierung erstellt habe. Hier sei man aktuell im Abstimmungsprozess mit den Schulen, der Stadt Viechtach und dem Sportverein. „Beim Hallenbad sagen mir die Fachleute, dass wir, wenn irgend möglich, nicht in irgendeiner Form in die Technik eingreifen sollten. Sonst kann es sein, dass gar nichts mehr funktioniert“, erklärte Raith. Sollte etwas kaputtgehen, stehe man vor der Frage neu zu bauen und ob man sich das leisten könne. Ein Neubau koste zehn Millionen Euro. Dieses Geld habe der Landkreis nicht und aktuell gebe es auch keine Fördermöglichkeiten. „Es ist leider so, wir müssen hoffen, dass wir das Hallenbad noch möglichst lange weiter betreiben können, ohne dass technische Eingriffe notwendig werden“, so Raith.
Abschließend dankten Landrat und Kommunale Jugendpflegerin den Schülerinnen und Schülern für das offene Gespräch. „Wenn ihr weitere Fragen habt, könnt ihr euch jederzeit an uns wenden“, betonten beide. Götz wies darauf hin, dass die Jugendlichen sie auch unter koja_regen auf Instagram erreichen könnten.