Kinderschutz beginnt in der Kita

Sie sorgten für ein Gelingen (v.li.) Frederik Fauser (Abteilungsleiter), Martin Hackl (Jugendamtsleiter), Uwe Walz (Pflegekinderdienst), Kathrin Binder(Bezirkssozialarbeit), Michaela Müller, Rosi Artmann, Sandra Holzer, Nicole Ernst, Selina Altmann, Daniela Lorenz (Kindergartenteam des Kreisjugendamtes, Landrätin Rita Röhrl und Referent Professor Dr. Maywald. Foto: Heiko Langer/Landratsamt Regen

Der Experte für Kinderrechte und Kinderschutz Professor Dr. Jörg Maywald referierte im Arberland

Professor Dr. Jörg Maywald überzeugte auch als Referent. Foto: Heiko Langer/Landratsamt Regen

Professor Dr. Jörg Maywald überzeugte auch als Referent. Foto: Heiko Langer/Landratsamt Regen

Bayerisch Eisenstein. „Was ist wichtig für die Arbeit mit unserem wichtigsten Gut?“, diese Frage stellte Landrätin Rita Röhrl zu Beginn der Begrüßung der Teilnehmer an einer eintägigen Tagung zum Thema „Kinderrechtsbasierter Kinderschutz –Die Kindertagesstätte als sicherer Ort für Kinder.“ Zu der Tagung hatte das Jugendamt eingeladen und mehr als 200 vorwiegend weibliche Teilnehmerinnen waren in die Arberlandhalle nach Bayerisch Eisenstein gekommen. Vor allem viele Kindertageseinrichtungen nutzten die Möglichkeit von Sonderschließtagen für Weiterbildungen und waren so mit dem gesamten Team vor Ort.

„Aus Kindern sollen vollwertige Mitglieder der Gesellschaft werden“, stellte Landrätin Röhrl weiter fest, damit dies gelinge müsse bereits in den Kinderkrippen und in den Kindertagesstätten vertrauensvoll mit den anvertrauten Kindern umgegangen werden. Der Blick auf die tägliche Arbeit sei wichtig, denn aus Fehlern könne man lernen, stellten auch die Fachberaterinnen des Jugendamts, Michaela Müller und Nicole Ernst, bei der Begrüßung der Teilnehmer fest. Den beiden Landratsamtsmitarbeiterinnen war es gelungen mit Professor Dr. Jörg Maywald einen bundesweit anerkannten Experten für Kinderrechte und Kinderschutz als Referenten zu gewinnen.

Nicole Ernst und Michaela Müller (re.) freuten sich darüber, dass sie mehr als 200 Teilnehmer begrüßen durften. Foto: Heiko Langer/Landratsamt Regen

Nicole Ernst und Michaela Müller (re.) freuten sich darüber, dass sie mehr als 200 Teilnehmer begrüßen durften. Foto: Heiko Langer/Landratsamt Regen

Dieser starte mit einem kurzen historischen Rückblick in den Tag. „Kinderschutz ist ein aktuelles Thema“, so seine Erkenntnis. So gebe es in diesem Jahr bundesweit eine Steigerung von zehn Prozent bei den Fällen der Kindeswohlgefährdung. „Die Dunkelziffer ist sicher höher“ und dies sei ein Grund zur Sorge, so Professor Maywald weiter. Er erinnerte daran, dass jede Kindertagesstätte (Kita) ein sicherer Ort sein sollte und ein Gewaltschutzkonzept haben muss. „Darin müssten auch klare Regeln definiert sein, über welche Vorfälle die Leitung informiert werden muss“, weiß der Experte. Oberstes Ziel sei immer eine gewaltfreie Erziehung, wobei man neben dem Kinderschutz auch die Mitarbeiterfürsorge im Blick haben soll. Sein Ziel sei es für das Thema „institutioneller Kinderschutz zu begeistern.“

Sie sorgten für ein Gelingen (v.li.) Frederik Fauser (Abteilungsleiter), Martin Hackl (Jugendamtsleiter), Uwe Walz (Pflegekinderdienst), Kathrin Binder(Bezirkssozialarbeit), Michaela Müller, Rosi Artmann, Sandra Holzer, Nicole Ernst, Selina Altmann, Daniela Lorenz (Kindergartenteam des Kreisjugendamtes, Landrätin Rita Röhrl und Referent Professor Dr. Maywald.Foto: Heiko Langer/Landratsamt Regen

Sie sorgten für ein Gelingen (v.li.) Frederik Fauser (Abteilungsleiter), Martin Hackl (Jugendamtsleiter), Uwe Walz (Pflegekinderdienst), Kathrin Binder (Bezirkssozialarbeit), Michaela Müller, Rosi Artmann, Sandra Holzer, Nicole Ernst, Selina Altmann, Daniela Lorenz (Kindergartenteam des Kreisjugendamtes, Landrätin Rita Röhrl und Referent Professor Dr. Maywald.
Foto: Heiko Langer/Landratsamt Regen

In allen Einrichtungen würden Fehler gemacht, das sei bei jeder Arbeit so. Wichtig sei es die Fehler zu erkennen und abzustellen. „Wir wollen einfach immer besser werden“, gab der Referent als Ziel aus. Um sich dem Thema und den Inhalten zu nähern gab es nicht nur Vorträge vom Experten, er nutzte verschiedene Methoden, auch Gruppenarbeit gab es in der Arberlandhalle. „Der Austausch ist wichtig“, betonte Professor Maywald, denn so könnten Probleme frühzeitig erkannt und Fehler abgestellt werden. Dabei erinnerte er, dass „Schutz, Förderung und Beteiligung eng zusammenhängen.“ Wenn man über Gewalt spreche, dann müsse man beachten, dass es neben körperlichen Übergriffen auch seelische Gewalt und sexuelle Übergriffe geben kann. Wichtig sei zu erreichen, dass „die Kita ein sicherer Ort ist.“ Damit dies der Fall ist brauche es klare Strukturen und das Fachwissen, wann man wie regieren muss.

Der freie Wille des Kindes ist ein wichtiger Maßstab. Als Beispiel ließ der Professor an den Tischen drüber diskutieren, ob und wie man Kinder zum Essen bewegen kann. „Wenn Du das Gemüse nicht mindestens probierst, dann gibt es auch keinen Nachtisch“, sei eine Aussage, die nach Ansicht des Referenten bereits ein Übergriff ist. Eine Erpressung dürfe kein Erziehungsmittel von Profis sein, so seine Ansicht. So wurde darüber diskutiert, ob Kinder frei entscheiden sollen, was und wie viel sie essen, möglicherweise auch, wann sie etwas essen. In diesem Zusammenhang erinnerte Jugendamtsleiter Martin Hackl, dass man es sich nicht zu leichtmachen dürfe. Seiner Meinung nach müssten in bestimmten Situationen Erwachsene auch Verantwortung übernehmen und bestimmen. Wobei anhand des Essensbeispiels gut aufgezeigt wurde, wie Komplex das Thema ist. „Wann werden wir übergriffig?“, fragte der Referent und hier gingen an den Tischen die Meinungen durchaus auseinander. Der Experte ordnete dies aber gut ein und gab den Teilnehmern klare Vorgaben mit auf den Weg. Dazu gehörte auch, dass man Kinder durchaus dazu animiert Gemüse zu essen, nur eben ohne Gewalt oder Erpressung.

Während am Vormittag noch das Fehlverhalten und mögliche Gewalt durch Fachkräfte im Mittelpunkt stand, ging es am Nachmittag auf Ursachenforschung und die Folgen von institutioneller Gewalt. Auch das Fehlverhalten durch Fachkräfte wurde betrachtet. Prävention und Intervention rückten in den Fokus und im praktischen Teil wurden Bausteine eines Schutzkonzepts erarbeitet.

Abschließend gab es viel Lob für die Organisatoren Michaela Müller und Nicole Ernst, die vor Ort von Rosi Artmann, Daniela Lorenz, Selina Altmann und Sandra Holzer unterstützt wurden.

Meldung vom: 17.05.2023