Kinderstuben für tauchende Singvögel

Naturpark Bayerischer Wald und Landkreis Regen führen gemeinsame Nistkastenaktion für die Wasseramsel durch

Martin Graf und Carina Kronschnabl beim Ausbringen eines Nistkastens. Foto: Samantha Biebl/Naturpark Bayerischer Wald

Martin Graf und Carina Kronschnabl beim Ausbringen eines Nistkastens. Foto: Samantha Biebl/Naturpark Bayerischer Wald

Regen. Um den Bestand der Wasseramseln am Schwarzen Regen dauerhaft zu sichern, wurden in Zusammenarbeit des Landkreises Regen mit dem Naturpark Bayerischer Wald und dem Forstbetrieb Bodenmais zwischen Zwieselberg und Schnitzmühle spezielle Nisthilfen angebracht.

„Der Strukturreichtum des Schwarzen Regens ist zugleich Anziehungspunkt für Erholungssuchende und Lebensgrundlage für eine Vielzahl heimischer Tierarten. Besonders abhängig von den Bedingungen an derartigen schnellfließenden, klaren Fließgewässern ist die Wasseramsel“, sagt Martin Graf vom Landkreis Regen.  „Die Vorkommen des tauchenden Wasservogels in Bayern sind lückenhaft, jedoch ist der Bestand derzeit nicht gefährdet“, ergänzt Naturpark-Rangerin Carina Kronschnabl.  Ein wichtiges Verbreitungsgebiet stellen die hochgelegenen Bach- und Flussläufe der Mittelgebirgsregion des Bayerischen Waldes dar. „Die Wasseramsel ist in meinem Einsatzgebiet eine Leitart für naturnahe Fließgewässer und sie zu Beobachten ein richtiges Highlight“, berichtet die Rangerin aus dem Landkreis Regen.

Wasseramsel bei Schönau am Schwarzen Regen. Foto: Lukas Maier/Naturpark Bayerischer Wald

Wasseramsel bei Schönau am Schwarzen Regen. Foto: Lukas Maier/Naturpark Bayerischer Wald

Am Schwarzen Regen ist diese Art meist mit den Beinen knicksend auf Felsen, Steinen oder Totholz in der Mitte des Flusslaufs zu entdecken. An schnellfließenden Abschnitten hält sie Ausschau nach Nahrung und stürzt sich tauchend und schwimmend ins tosende Wasser. Die Wasseramsel ist besonders angewiesen auf Fließgewässer mit hoher Wasserqualität, hoher Fließgeschwindigkeit und steinigem Untergrund. Nur diese bieten ein ausreichendes Angebot an Larven von Köcher-, Eintags- und Steinfliegen, die als Hauptnahrung dienen. Der überwiegend braun-grau gefiederte Singvogel ist unverkennbar durch eine weiße Feder-Partie, die sich über Kehle, Hals und Brust erstreckt.

Bei einer Vogelkartierung am Schwarzen Regen im vergangenen Jahr war in bestimmten Abschnitten ein deutlicher Rückgang der Anzahl an Brutpaaren zu verzeichnen. „Im Abschnitt Zwiesel bis Pirka sind im Vergleich zu älteren Kartierungen fast 60 Prozent weniger Brutpaare kartiert worden. Auch wenn der Bestand derzeit noch nicht gefährdet ist, wollen wir hier frühzeitig handeln“, so  Graf, Biodiversitätsberater für den Landkreis Regen. Wie dicht bestimmte Gewässerabschnitte besiedelt werden hängt maßgeblich vom Angebot an Nahrung und Nistgelegenheiten ab. Um die Wasseramselbestände im Landkreis Regen zu sichern wurde das Angebot an Nisthilfen vor der ab März beginnenden Brutsaison durch spezielle Kästen erweitert. In der Vergangenheit ausgebrachte Nisthilfen am Schwarzen Regen wurden über die letzten Jahre gut angenommen.

Deutlich dramatischer ist die Situation beim Flussuferläufer, eine seltene und gefährdete Vogelart, die am Schwarzen Regen ihr größtes außeralpines Vorkommen hat. „Wenn man nicht bald handelt, wird die lokale Population des Flussuferläufers möglicherweise ganz verschwinden“, befürchtet Martin Graf. „Leider können wir für diese Art, die lediglich an Schotterbänken bei den Regeninseln brütet, nicht so einfach nachhelfen wie bei der Wasseramsel“, sagt Lukas Maier, auch er ist Ranger beim Naturpark Bayerischer Wald. Wichtig sei hier vor allem, dass die Regeninseln in der Zeit von Mai bis Mitte Juli nicht betreten werden dürfen.

Wasseramsel Nest in einem Nistkasten am Großen Regen. Foto: Martin Graf/Landkreis Regen

Wasseramsel Nest in einem Nistkasten am Großen Regen. Foto: Martin Graf/Landkreis Regen

Organisiert und begleitet wurde die Wasseramselaktion durch Martin Graf, die Nisthilfen wurden, wie auch bei früheren Nistkastenaktionen, von der Lehrwerkstatt des Forstbetriebs Bodenmais angefertigt. Diese verfügen über ein Einflugloch an der Unterseite des Kastens und bieten genügend Raum für die typischen, mit Moos, Grashalmen und Blättern ausgekleideten Kugelnester der Nischenbrüter. Da die natürlichen Halbhöhlen und Nischen an überhängenden Uferböschungen nur noch begrenzt vorhanden sind, wurden zusätzliche Nistmöglichkeiten geschaffen.

Die für diese Flussabschnitte zuständigen Ranger des Naturparks Bayerischer Wald übernahmen bei dieser Aktion die Standortauswahl sowie die schlussendliche Befestigung der Nistkästen. „Für die Standorte der neuangebrachten Nisthilfen haben wir in den jeweiligen Flussabschnitten Stellen ausgewählt, an denen eine starke Strömung vorherrscht und eine Befestigung in unmittelbarer Gewässernähe möglich ist. Damit wurden ideale Voraussetzungen dafür geschaffen, dass die Nisthilfen in der kommenden Brutsaison auch angenommen werden“, so Lukas Maier.

Meldung vom: 17.02.2021