Gespräch über grenzübergreifende Kooperation mit stellvertretendem Regionspräsidenten

Der Stellvertretende Regionspräsident Pavel Hroch (1.v.li.) führte die Besucher durch das Gebäude der Regionalregierung und zeigte auch einen repräsentativen Sitzungssaal im Jugendstil. Foto: Iris Gehard / Landratsamt Regen
Budweis/Regen. Landrat Dr. Ronny Raith traf sich in Budweis zu einem Gespräch mit dem stellvertretenden Regionspräsidenten Pavel Hroch und tauschte sich über die Beziehungen zwischen der Region Südböhmen und dem Landkreis aus. Auch die grenzüberschreitende Zusammenarbeit, etwa im Bereich von Feuerwehr und Rettungsdienst, wurde thematisiert.
Der stellvertretene Regionspräsident Hroch begrüßte den Landrat sehr herzlich in Südböhmen und Budweis und führte ihn zunächst durch das Gebäude der Regionalregierung, das einen rekonstruierten Gebäudetrakt mit einem Jugendstil-Sitzungssaal miteinschließt, von dem sich Landrat Dr. Raith sehr beeindruckt zeigte. Im Anschluss konnte er auch einen Blick in die gerade laufende Sitzung eines Ausschusses werfen.
Infrastruktur im Gesprächsfokus
Im Anschluss tauschten sich der stellvertretende Regionspräsident und der Landrat über Herausforderungen und wichtige Vorhaben für Region und Landkreis aus. Derzeit investiere man in Südböhmen beispielsweise in die Infrastruktur, etwa den Straßenbau, im Bereich Soziales und in Schulen, erklärte Hroch. „Auch die Energiewende und die Senkung von Emissionen beschäftigt die Region“, so der stellvertretende Regionspräsident. Die Region setze Photovoltaik ein und verwende den produzierten Strom dann zum Beispiel auch für Regierungsgebäude. „Im Landkreis Regen beschäftigt uns das Thema ebenfalls“, erläuterte Landrat Dr. Raith. „Wir sind gerade dabei, eine Energiegesellschaft zu gründen, über die vor Ort im Arberland Energie erzeugt und der Landkreis nachhaltig mit Energie versorgt werden soll.“ Beide waren sich einig, dass der mangelnde Netzausbau hier eine der größten Herausforderungen sei.

Stellvertretender Regionspräsident Hroch (re.) bat Landrat Dr. Raith und Simona Fink zum offiziellen Foto vor den Flaggen. Foto: Iris Gehard / Landratsamt Regen
Was die Infrastruktur beträfe, erklärte Hroch, sei auch zu erwähnen, dass die Verkehrsanbindung von Budweis bislang nicht optimal sei. Die Strecke von Pilsen nach Budweis betrage zwar nur rund 140 km, würde aber mit über zwei Stunden relativ viel Zeit in Anspruch nehmen. Mit dem Zug funktioniere es besser, hier fahre man nur etwa eine Stunde und zwanzig Minuten. Aber: „Wir sind die einzige Region, die keine Autobahn bis nach Prag hat“, erklärte der stellvertretende Regionspräsident. Derzeit werde die Autobahn Prag-Budweis aber ausgebaut und solle Ende des Jahres in Betrieb gehen. Auch an einer Verbindung Budweis-Linz arbeite man. Landrat Dr. Raith bedauerte, dass man auf Seiten der deutschen Bundes- und der bayerischen Landesebene leider nicht wirklich grenzüberschreitende Konzepte in diesem Bereich verfolge. Hroch betonte daraufhin: „Aber wir sind ja trotzdem historisch verbunden.“ Es habe schon immer Grenzgänger gegeben. „Ja, absolut“, stimmte Raith zu. Weil Bayern und Tschechien historisch so verbunden seien, habe man auch die Idee eines Goldsteigmuseums gehabt, das man in Prachatitz realisieren wolle und für das man auf bayerischer Seite den Tourismusverband Ostbayern als Partner gewinnen konnte, erläuterte Hroch. Man hoffe hier auf die Unterstützung des niederbayerischen Regierungspräsidenten sowie des Bezirkstagspräsidenten und eine Förderung durch Interreg.
Grenzüberschreitende Zusammenarbeit bei Feuerwehr und Notfallversorgung
Der stellvertretende Regionspräsident lud den Landrat dazu ein, sich ins Buch der Region Südböhmen einzutragen. Foto: Iris Gehard / Landratsamt Regen
Was die grenzüberschreitende Zusammenarbeit betreffe, gebe es im Bereich der Feuerwehr bereits eine Kooperation mit dem Landkreis Freyung-Grafenau. Im letzten Jahr habe sowohl die bayerische Seite also auch die tschechische Seite dazu ein Memorandum unterzeichnet, so Hroch. Hier sei Zusammenarbeit sinnvoll und notwendig, waren sich der stellvertretende Regionspräsident und der Landrat einig. Es sei kein Problem, drei, vier Kilometer über die Grenze ins Nachbarland zu fahren. Doch danach werde es rechtlich schwierig, selbst wenn der Einsatzort von der anderen Seite der Grenze besser erreichbar sei und man so Menschenleben schneller retten könne. Raith betonte: „Das Thema Feuerwehr und grenzüberschreitender Rettungsdienst ist mir sehr wichtig. Wir müssen uns gegenseitig helfen, wo wir nur können. Die Naturkatastrophen werden immer mehr und dafür müssen wir uns entsprechend aufstellen.“
Hroch verwies darauf, dass eine Vereinbarung zwischen Tschechien und Österreich bestehe, wo es um das Thema Rettungswagen gehe. Es existiere sogar eine gemeinsame Klinik im grenznahen österreichischen Gmünd. „Dort arbeiten tschechische und österreichische Ärzte“, erklärte Hroch. Es sei gelungen, die Krankenkassen mit ins Boot zu holen. So gebe es keine Probleme bei der Verrechnung untereinander. „Dieses Modell würde mir sehr gefallen“, erwiderte Landrat Dr. Raith, gerade weil in Deutschland aktuell eine große Diskussion über die Krankenhausreform laufe. „Meine persönliche Bewertung ist, dass es zu einem großen Kliniksterben kommen wird. Wenn wir es hier schaffen würden, grenzübergreifend zusammenzuarbeiten, im Bereich Freyung-Grafenau oder im Zwiesler Winkel, dann wäre das ein großer Vorteil für unsere beiden Länder.“
Abschließend dankte Raith dem stellvertretenden Regionspräsidenten für den angeregten Austausch und sprach eine Einladung in den Landkreis Regen aus, die Hroch erfreut aufnahm. Nach den bald anstehenden Regionalwahlen in Tschechien komme er sehr gerne ins Arberland, so der stellvertretende Regionspräsident. Beide vereinbarten, den Kontakt zu pflegen und auszubauen.