Mit Robotern und 5G wird die Zukunft Gegenwart

Rund 3,8 Millionen Euro fließen in ein Förderprojekt an den Arberlandkliniken und den Kliniken am Goldenen Steig

Freyung-Grafenaus Landrat Sebastian Gruber (v.li.), Christian Schmitz (Vorstand der Arberlandkliniken), Regens Landrätin Rita Röhrl, Marcus Plaschke (Geschäftsführer der Kliniken am Goldenen Steig), Professor Dr. Diane Ahrens und Professor Dr. Florian Wahl sowie Lisa-Marie-Hanninger (operative Projektleiterin) vom Technologiecampus Grafenau mit den Robotern Temi (li.) und Pepper. Foto: Langer/Landkreis Regen

Freyung-Grafenaus Landrat Sebastian Gruber (v.li.), Christian Schmitz (Vorstand der Arberlandkliniken), Regens Landrätin Rita Röhrl, Marcus Plaschke (Geschäftsführer der Kliniken am Goldenen Steig), Professor Dr. Diane Ahrens und Professor Dr. Florian Wahl sowie Lisa-Marie-Hanninger (operative Projektleiterin) vom Technologiecampus Grafenau mit den Robotern Temi (li.) und Pepper. Foto: Langer/Landkreis Regen

Viechtach. Die eigentlichen Stars des Nachmittags waren nicht die Landräte Rita Röhrl und Sebastian Gruber, die erklärten, wie sie 3,8 Millionen Euro Fördergeld aus dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur für die Landkreise Regen und Freyung-Grafenau gewinnen konnten. Es waren auch nicht die Projektleiter und Wissenschaftler, die erklärten, wie das Projekt aufgebaut ist und was alles erreicht werden kann. Die Attraktionen heißen Temi und Pepper und sind keine Menschen, sondern Roboter.

Vor allem Pepper hatte es den Teilnehmern beim Start-Up angetan. Der Roboter erinnert an eine moderne Version der 80-er Jahre Sci-Fiction-Filmfigur Nummer fünf. Wobei Pepper nicht lebt, sondern erst programmiert werden muss. „Noch ist er dumm“, sagt auch Projektleiterin Lisa-Marie Hanninger. Zusammen mit Professor Dr. Florian Wahl soll sie in der praktischen Arbeit, das von Professor Dr. Diane Ahrens geleitete „SMART FORREST – 5G for Clinics“ genannte Projekt voranbringen. Dabei sollen dann auch Pepper und Temi tragende Rollen spielen. Während Pepper mit großen Kulleraugen und Fünf-Finger-Händen ausgestattet ist, erinnert Temi allenfalls an R2D2 aus der Filmreihe Star Wars. Er hat keine menschlichen Züge, aber viele praktische Vorteile, hat neben der Kamera einen Monitor und kann auch mehr transportieren als Pepper.

Temi (li.) und Pepper sollen unter anderem in der Arberlandklinik in Viechtach eingesetzt werden. Foto: Langer/Landkreis Regen

Temi (li.) und Pepper sollen unter anderem in der Arberlandklinik in Viechtach eingesetzt werden. Foto: Langer/Landkreis Regen

Vorneweg machten die Landräte eines klar: „Die Roboter sollen keine Menschen ersetzen. Wir wollen keine Arbeitsplätze reduzieren“, waren sich die Regener Landrätin Röhrl und ihr Freyunger Nachbar Gruber einig. Vielmehr sollten die Roboter die Mitarbeiter entlasten und ihnen hilfreich zur Seite stehen. „Ins Lager muss keine Fachkraft gehen, das kann möglicherweise ein Roboter erledigen“, erklärte Röhrl. Die Landräte sprachen in ihren einleitenden Worten auch über die Technologieregion Bayerischer Wald. „Wir sind eine hoch innovative Region“, betonte Gruber und so sei es auch logisch, dass ein innovatives Projekt von der Technischen Hochschule Deggendorf und dem Technologie Campus Grafenau betreut wird, so Gruber und Röhrl weiter. Wobei auch die beiden Klinikchefs Marcus Plaschke, Geschäftsführer der Kliniken am goldenen Steig im Landkreis Freyung-Grafenau, und Christian Schmitz, Vorstand der Arberlandkliniken im Landkreis Regen, sich darüber freuten, dass in den Kliniken in Freyung und Viechtach in den kommenden drei Jahren die Technik von morgen erprobt wird.

Prof. Dr. Diane Ahrens stellte Pepper vor. Foto: Langer/Landkreis Regen

Prof. Dr. Diane Ahrens stellte Pepper vor. Foto: Langer/Landkreis Regen

Professorin Ahrens stellte die Grundzüge des Projekts vor. „Wir haben fünf Anwendungsfälle im Blick“, erklärte sie. Dabei werde es patientenorientierte und prozessorientierte Prozesse geben. Ein Einsatzbereich könnte das Tracking von Patienten mit Ortung und Sturzüberwachung sein. Hier könnte die moderne Technik beispielsweise bei dementen Patienten sehr hilfreich sein. „Ob der Patient im Bett liegt oder ein paar Zentimeter daneben, ist ein großer Unterschied“, betonte sie und durch die gezielte Überwachung könne man so schneller und effektiver helfen. Im nächsten Schritt denken die Experten an eine ferngesteuerte Televisite. Diese könne vor allem dann hilfreich sein, wenn man besondere Experten zu Rat ziehen will oder zu ungünstigen Tages- und Nachtzeiten eine ärztliche Einschätzung braucht. Auch ein robotergesteuertes Patientenleitsystem wäre eine Hilfe für Patienten und Personal. Wenn ein Roboter den Weg weist, dann könne man auch davon ausgehen, dass der Patient den Weg in einen Fachbereich ohne menschliche Begleitung findet, so die Experteneinschätzung. In einem weiteren Schritt können man sogar an robotergesteuerte Hol- und Bringdienste denken. Auch im Bereich der Zugangskontrollen könnten Roboter in nicht mehr ferner Zukunft eine wertvolle Hilfe sein.

Zum Einsatz kommen dann mit Pepper ein humanoider Roboter und mit Temi und Double 3 zwei sogenannte modulare Roboter. Los geht es bereits Anfang kommenden Jahres. Dann sollen in beiden Kliniken das Trackingsystem erprobt werden. Im Jahr 2022 sollen dann in Viechtach Temi oder Double 3 zum Einsatz kommen und in Freyung Pepper. Ab 2023 sollen in beiden Kliniken alle Systeme getestet werden. „Die unterschiedlichen Startpunkte erleichtern die Installation und geben uns die Möglichkeit die Erfahrungen von einem Standort am anderen einzuspeisen“, erklärte Dr. Ahrens. Zu guter Letzt berichtete noch Holger Mauerer von Vodafone über erste Erfahrungen, die der Mobilfunkanbieter am 5G-Medizincampus in der Uniklinik Düsseldorf seit dem dortigen Projektstart im Sommer gemacht hat.

Letztendlich waren sich alle einig, dass SMART FORREST (SMART FOREST= FiveGOptimized Rural Efficiency based on Smart Technologies – 5G for Clinics) viele Chancen für die Region, die Kliniken und auch die Patienten bietet.

Meldung vom: 09.12.2021