Rosemarie Wagenstaller und Klaus Eder bewerteten sechs Gärten im Landkreis Regen
Regen. Wie in den Vorjahren beteiligen sich der Landkreis Regen und der Kreisverband der Gartenbauvereine an der Aktion „Bayern blüht – Naturgarten“. Hier werden besonders naturnahe Gärten und Gartenanlagen mit dem Emblem Naturgarten ausgezeichnet.
„Naturnah gestaltete Gärten sind vielfältig und artenreich. Sie laden zum Aufenthalt und zur Beobachtung ein. In den Hecken und Obstbäumen nisten Vögel und finden dort Nahrung. Am Wasser tummeln sich seltene Insekten und besondere Pflanzgemeinschaften schaffen neue Lebensräume, insbesondere mit Steinhaufen und Sand im Uferbereich. Unter einem Totholzhaufen finden Käfer, Spinnen und Igel ihr sicheres Versteck. Wiesenblumen und Blütenstauden locken Wildbienen und Schmetterlinge an. Das zu beobachten macht Freude und bringt besondere Gartenerlebnisse“, sagt Kreisfachberater Klaus Eder und beschreibt so einen naturnahen Garten. Zusammen mit Rosemarie Wagenstaller von der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamtes besuchte er die Gärten, die zur Prämierung anstanden. Die beiden überprüften dabei, ob die Voraussetzungen für eine Zertifizierung erfüllt sind.
„Die Kernkriterien, wie der Verzicht auf chemische Dünger und chemischen Pflanzenschutz müssen immer erfüllt sein“, sagt Wagenstaller. Zudem müssen weitere Punkte zumindest zum Großteil erfüllt werden. „Wichtig ist, dass möglichst große Artenvielfalt entstehen kann“, so die Expertin weiter. Um dies zu erreichen müsse es auch scheinbar ungepflegte Bereiche, wie wilde Ecken geben. Insgesamt sechs Gärten haben die beiden in diesem Jahr besucht.
Besichtigt wurden heuer Gärten in Frauenau, Rinchnach, March, Zachenberg und Geiersthal.
Die Übergabe von Zertifizierungsplakette und Urkunde findet am Montag, 19. September, um 18 Uhr am Landratsamt Regen statt. Landrätin Rita Röhrl wird dann die neuen naturnahen Gärten auszeichnen.
Naturgarten von Conny Wilken, Frauenau
Der Garten von Conny Wilken liegt in einem Wohngebiet in Frauenau und ist ein beeindruckend artenreicher, sehr naturnah angelegter Garten. Hier findet man alte Obstbäume genauso wie zahlreiche Staudenbeete, auch mit interessanten, seltenen Arten wie Zottiges Weidenröschen und Odermennig. Gemüseanbau findet im ganzen Garten statt auf vielen kleinen bis mittelgroßen Beeten, es gibt mehrere kleine Gewächshäuser und Hochbeete. An Mauern und Wänden wachsen Spalierbäume und Kletterpflanzen, generell entsteht der Eindruck einer sehr hohen Biodiversität. Auch der „Rasen“ wird zugunsten von Schafgarbe und Teufelskralle auf den allermeisten Flächen erst spät und auch nur selten gemäht. Bewässert wird nur mit Regenwasser. Sehr einladend wirkt auch der blumenreiche Vorgarten zur Straße, der nicht von einem Zaun umschlossen ist.
Naturgarten von Maria und Stephan Schmid
In einem noch jüngeren Neubaugebiet in Frauenau ist dieser Garten einer der älteren. Den Abschluss des Gartens zu den angrenzenden Wiesen bildet eine artenreiche Hecke mit Wildrosen und Schlehdorn und ein prächtig entwickelter Holunderbusch, wo auffallend viele Vögel Unterschlupf und Nahrung finden. In einem mittelgroßen Apfelbaum befindet sich ein Nistkasten und einige junge Obstbäume wurden erst gepflanzt. Eine Granitmauer trennt den oberen von einem unteren Gartenbereich, darüber befindet sich der Gemüsegarten. Darin werden überwiegend Kartoffeln und Erdbeeren angebaut und aktuell fällt der exotisch anmutende Baumspinat auf, der gerade meterhohe Büsche bildet und mit seinen rot gefärbten Triebspitzen auffällt. Es gibt auch ein wildes Eck, Rosen und Staudenbeete und einen Kompostplatz.
Naturgarten von Kirsten Loesch
Nahe Zimmerau, im Gemeindegebiet Rinchnach liegt dieser Naturgarten von Kirsten Loesch mitten im Wald auf einer großzügigen Lichtung in Alleinlage. Viel Natur umgibt das idyllisch gelegene Anwesen, wo auch Hühner und Enten ihren Platz haben und bunte magere Wiesen und ein großer Gemüse- und Kräutergarten dominieren. Es wimmelt hier nur so von Schmetterlingen, wenn man an einem Sonnentag durch die Wiesen spaziert. Das große Nahrungsangebot schaffen die unzähligen Wiesenblumen, Kräuter und Wildstauden, denen hier viel Raum geboten wird. Schnittholz wird als Totholz am Waldrand auf Haufen gerichtet und Rasenschnitt, der nur in geringen Mengen anfällt, dient als Mulchmaterial im Kräuter- und Gemüsegarten. Ein eigener Brunnen versorgt Haus und Garten ganzjährig mit Wasser. Dieser Garten beeindruckend durch seine idyllische Lage, der Vielfalt an Pflanzen und Lebensräumen und naturnahen Pflege.
Naturgarten von Hans Koppera
Der Naturgarten von Hans Koppera liegt in Zachenberg und ist mit einer 50 Meter langen, frei wachsenden Hecke eingerahmt. Weißdorn, Wildrosen und Felsenbirne bieten Wohnraum und Wildobst für zahlreiche Vogelarten. Der gesamte Gartenraum ist reich strukturiert mit Staudenbeeten, artenreichen Beerenanpflanzungen und Rosen. Eine mit Polsterstauden bepflanzte Trockenmauer terrassiert den hinteren Teil des sanft verlaufenden Hanggrundstücks. In zwei Hochbeeten wachsen Gemüsepflanzen und Gewürzkräuter. An einer botanischen Besonderheit verweilte die Jury kurz, weil dort gerade viele Bienen summten: Ein Knopfstrauch mit seinen im Sommer Nektar spendenden Kugelblüten. Eine weitere Besonderheit ist ein mit hohem Schilf bewachsenes, verlandetes Feuchtbiotop, das vor etwa 30 Jahren als Gartenteich angelegt wurde und sich nach und nach veränderte, aber dadurch nicht an Attraktivität verlor.
Naturgarten von Britta und Anton Fischer
In Alleinlage an einem Südosthang am Waldrand liegt der Naturgarten von Britta und Anton Fischer in Hartmannsgrub, Gemeinde Geiersthal. Aufgrund seiner Größe und Fülle an Bäumen erinnert er an eine Parklandschaft. Es ist spannend und es benötigt Zeit, diesen besonderen Garten zu erkunden. Auf schmalen Pfaden, oft entlang Trockenmauern und kleinen Wasserläufen kommt man durch verschiedenste Bereiche: Mal dominieren heimische Stauden, Sträucher und Baumarten, dann tauchen plötzlich beeindruckende Rhododendren, Hortensien und exotische Baumarten auf. Man bewegt sich in einem Wechselspiel zwischen Sonne und Schatten und staunt über die vielfältigen Naturräume. Während sich im oberen Gartenteil mehrere Nutzgartenbereiche aneinanderreihen, ist im unteren Teil viel Platz für naturnahe Gestaltung. Dieser Naturgarten erreicht auf dem Zertifizierungsbogen die höchste Punktzahl und bringt selbst erfahrene Gartenprofis zum Staunen.
Naturgarten von Wolfgang Tiersch
Der Naturgarten von Wolfgang Tiersch liegt am südöstlichen Rand eines Wohngebiets in March. Eine bunte Hecke anstatt eines Zauns bildet die Abgrenzung zur Straße. Besonders auffallend leuchten heuer die Beeren eines schönen Exemplars einer Eberesche, an der auch ein Nistkasten aufgehängt ist. Im Garten gibt es Obstbäume, Beeren, Staudenbeete und an einer langen Böschung dürfen sich verschiedene Apfelrosen ausbreiten und erfreuen zur Blüte Bienen und Hummeln. Die großen Hagebutten werden später von Vögeln aufgepickt. Zentral liegen eine kleine Margeritenwiese und ein wildes Eck, in dem sich Spinnen und andere Kleintiere verstecken können. Ein aufgerichteter Totholzhaufen und vermodernder Baumstumpf dienen als Lebensraum für Käfer und Eidechsen.