Klaus Eder und Rosemarie Wagenstaller bewerteten acht Gärten im Landkreis Regen
Regen. Auch in diesem Jahr beteiligen sich der Landkreis Regen und der Kreisverband der Gartenbauvereine an der Aktion „Bayern blüht – Naturgarten“. Hier werden besonders naturnahe Gärten und Gartenanlagen mit dem Emblem Naturgarten ausgezeichnet.
„Naturnah gestaltete Gärten sind vielfältig und artenreich. Sie laden zum Aufenthalt und zur Beobachtung ein. In den Hecken und Obstbäumen nisten Vögel und finden dort Nahrung. Am Wasser tummeln sich seltene Insekten und besondere Pflanzgemeinschaften schaffen neue Lebensräume, insbesondere mit Steinhaufen und Sand im Uferbereich. Unter einem Totholzhaufen finden Käfer, Spinnen und Igel ihr sicheres Versteck. Wiesenblumen und Blütenstauden locken Wildbienen und Schmetterlinge an. Das zu beobachten macht Freude und bringt besondere Gartenerlebnisse“, sagt Kreisfachberater Klaus Eder und beschreibt so einen naturnahen Garten. Zusammen mit Rosemarie Wagenstaller von der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamtes besuchte er die Gärten, die zur Prämierung anstanden. Die beiden überprüften dabei, ob die Voraussetzungen für eine Zertifizierung erfüllt sind.
„Die Kernkriterien, wie der Verzicht auf chemische Dünger und chemischen Pflanzenschutz müssen immer erfüllt sein“, sagt Wagenstaller. Zudem müssen weitere Punkte zumindest zum Großteil erfüllt werden. „Wichtig ist, dass möglichst große Artenvielfalt entstehen kann“, so die Expertin weiter. Um dies zu erreichen müsse es auch scheinbar ungepflegte Bereiche, wie wilde Ecken geben. Insgesamt acht Gärten haben die beiden in diesem Jahr besucht. „So viele wie noch in keinem Jahr zuvor“, freut sich Eder und stellt fest, dass der Schwerpunkt in diesem Jahr im Altlandkreis Viechtach lag. „Dort haben wir sechs Gärten besucht“, so Eder weiter.
Junger Garten mit viel Raum für Bienen und Schmetterlinge
Los ging es im Garten von Viola Fuchs in Viechtach. „Hier haben wir einen noch jungen Garten als Erweiterung des Aufenthaltsraumes einer jungen Familie mit verschiedenen Haustieren vorgefunden“, berichtet der Fachberater. Die sonnige Lage am Waldrand mit viel Platz für verschiedenste Pflanzungen, Gemüsegarten, Obstbäume und insektenfreundliche Sträucher und Blütenstauden „bietet mit bunten Blumenwiesen und Böschungen vor allem viel Lebensraum für Bienen und Schmetterlinge.“
Gemüse-Mischkultur und verschiedene Wasserflächen
Der Garten von Giesela und Herber Pöhnl liegt ebenfalls in Viechtach und ist Eder bereits seit über 20 Jahren bekannt: „Dieser Naturgarten erhielt bereits 1997 vom Kreisverband eine Auszeichnung als einer der Kreissieger im damaligen Wettbewerb Naturnahe Gärten. Heute zeigt sich dieser Naturgarten von der allerbesten Seite: Hoch gewachsene Bäume, viel Platz für Wildsträucher, Blühflächen, ein großer und sehenswerter Gemüsegarten mit Mischkultur und verschiedene Wasserflächen machen diesen Garten ökologisch wertvoll.“
Ein Wohngarten mit besonders schönem Gartenteich
Etwas weniger Platz bietet der Wohngarten von Ruth Zeitlhöfler, ebenfalls in Viechtach. „Besonders schön gelungen ist der bepflanzte Gartenteich im Halbschatten einer bunt gemischten Vogelschutzhecke. Verschiedene Kletterpflanzen bieten zusätzliche Verstecke für Insekten und Vögel“, resümiert Wagenstaller.
Magerrasen mit seltenen Arten wie Heidenelken und Schwarze Königskerze
Der Garten von Jana Bonke und Harald Dobler liegt auf einer Anhöhe in einem Baugebiet in Viechtach und grenzt an den wesentlich älteren Garten des Ehepaars Pöhnl an. „Der Naturgarten kommt ohne Ziergehölze aus und besticht mit seiner Artenvielfalt an Wildstauden und Wildgehölzen“, berichtet Wagensteller und stellt fest: „Im Magerrasen wachsen auch seltene Arten wie Heidenelke und Schwarze Königskerze. Biologisch erzeugtes Gemüse und Obst versorgt die Eigentümer mit gesunden Kräutern, Salaten und Früchten.“
Obstgehölze und Wildobst erfreuen Bewohner und Vögel
Ebenfalls in Viechtach, aber in der Ortschaft Pfahl, ist der Garten von Heidi und Reinhard Zeitlhöfler zu finden. „Dort gibt es einen Wohn- und Naturgarten mit schon älterem Baum- und Strauchbestand mit zahlreichen Nist- und Versteckmöglichkeiten für Vögel und Kleintiere. Eine langgezogene Trockenmauer fängt die Hanglage ab und an einer sonnigen Böschung dürfen auch Wildkräuter überdauern“, weiß Eder. Markant steht dabei ein großer Maulbeerbaum in der Gartenmitte und spendet Schatten. Eine Vielzahl von Obstgehölzen und Wildobst „erfreuen Bewohner und Vögel.“
Große Eichen und sonnige Pflanzungen machen einen Rundgang spannend
Der Garten von Markus Quappik liegt in Arnbruck. „Hier handelt es sich um einen großen und intensiv gestalteten Zier- und Naturgarten mit hoher Aufenthaltsqualität für die Bewohner und zugleich vielen verschiedenen Lebensräumen für Pflanzen und Tiere“, stellten Eder und Wagensteller fest. „Schattige Bereiche unter großen Eichen und sonnige Pflanzungen und viele verschiedene Pflanzenarten machen einen Rundgang spannend“, so das Fazit von Klaus Eder.
Verschiedenste Lebensräume für Insekten, Vögel und Kleintiere
Der Garten von Lydia Bauer ist in der Stadt Regen zu finden. „Mitten im Wohngebiet liegt dieser Naturgarten und ist voll mit Obstbäumen und nützlichen Sträuchern und Stauden. Auch Brennnesseln und andere Wildkräuter haben ihren Platz und werden genutzt für eine gesunde Ernährung“, freut sich Wagenstaller und stellt weiter fest, dass „die große pflanzliche Vielfalt im Garten auch in der Küche leidenschaftlich verarbeitet wird. Zudem bietet der Garten verschiedenste Lebensräume für Insekten, Vögel und Kleintiere.“
Staudenpflanzungen und eine Streuobstwiese schaffen wertvolle Lebensräume
Zuletzt besuchten die Experten den Garten von Nicole und Hans Nicklas in Kirchdorf im Wald. „Der Naturgarten profitiert von seiner Lage am Ortsrand“, erklärt Eder. Zusammen mit Rosemarie Wagensteller durfte er einen Garten mit „weitgehend offenen Übergängen zur Landschaft mit alten Heckenstrukturen und Weideflächen entdecken.“ Die Mitte des Gartens dominiert ein natürlich angelegter Schwimmteich mit großzügiger Regenerationszone und schön bepflanztem Teichrand und angrenzender Trockenmauer. „Artenreiche Staudenpflanzungen und eine Streuobstwiese schaffen wertvolle Lebensräume“, so das Schlussfazit von Wagenstaller.
Alle besuchten Gärten erfüllten die notwendigen Voraussetzungen und so werden alle Gartenbesitzer mit der Plakette Naturnaher Garten belohnt werden. Die Auszeichnung soll Ende des Sommers oder im Frühherbst im Rahmen einer kleinen Feierstunde überreicht werden.
Die Kriterien für die Zertifizierung
- Kernkriterien:
- Grundsätzlicher Verzicht auf chemischen Dünger und chemischen Pflanzenschutz
- Kein Einsatz torfhaltiger Substrate zur Bodenverbesserung
- Natürlicher Gesamteindruck mit ökologischer Vielfalt
- Typische Naturgartenelemente wie vielfältige Bepflanzung und Gestaltung, extensive und artenreiche Grünflächen und Lebensräume, Raum für Wildkräuter („wildes Eck).
- Naturnahe Bewirtschaftung und artenreicher Nutzgarten mit Obst, Gemüse und Kräutern, Regenwassernutzung und ressourcenschonende Materialwahl.