Landrat und Kommunale Jugendpflegerin stellen sich den Fragen Zwiesler Gymnasiasten

Landrat und Kommunale Jugendpflegerin im Gespräch mit den Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums Zwiesel. Foto: Iris Gehard / Landratsamt Regen
Zwiesel. Landrat Dr. Ronny Raith und Kommunale Jugendpflegerin Kathrin Götz ist der Austausch mit den jungen Menschen an den Schulen im Landkreis wichtig. Der jüngste Besuch führte die beiden ans Gymnasium Zwiesel, wo die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 12 den Gästen vom Landratsamt viele Fragen stellten. „Eure Haltungen, Meinungen und Wünsche interessieren uns“, freute sich der Landrat über die rege Teilnahme.
Schüleranliegen und Rolle des Landrats
Nachdem Schulleiter Martin Huber den Landrat und die Kommunale Jugendpflegerin begrüßte und sich beide kurz vorgestellt hatten, dreht sich die erste Frage direkt um das Gymnasium. Der gegenüberliegende Gebäudeteil der Schule sei innen farblich ansprechend gestaltet, während der, in dem man sich gerade befinde, steril und langweilig sei. „Kannst Du Dich dafür einsetzten, dass da was getan wird?“, so die Frage eines Schülers an den Landrat, der allen Schülerinnen und Schülern zuvor das Du angeboten hatte, denn „da redet es sich ganz anders.“ Die Frage nach der Gestaltung der Innenräume sei eine Frage, die die Schulgemeinschaft zunächst unter sich klären müsse. Dann könne man gern mit konkreten Wünschen und Vorschlägen auf den Landkreis als Sachaufwandsträger der Schule zukommen, so Raith. Es werde sich eine Lösung finden. Auch die Parkplatzsituation für Schüler wurde diskutiert. Der Standort sei historisch gewachsen, so Raith, aber er werde sich mit dem Liegenschaftsmanagement austauschen, was hier machbar sei.
Als nächstes wollten die jungen Leute wissen, wie man zum Landrat wird und was dessen Aufgaben seien. „Der Landrat ist ein kommunaler Wahlbeamter, der von den Menschen im Landkreis für eine Amtszeit von sechs Jahren gewählt wird“, so Raith. Bei ihm sei das vor eineinhalb Jahren der Fall gewesen, erklärte er und schilderte den Jugendlichen auch seinen Werdegang bis zu dieser Wahl. Als kommunaler Wahlbeamter sei er zu einem gewissen Grad Lokalpolitiker, er sei Vorsitzender der Ausschüsse und des Kreistags. Der Kreistag werde im März nächsten Jahres bei der Kommunalwahl neu gewählt. „Dort werden die Entscheidungen für euer Lebensumfeld getroffen“, betonte Raith, der die Schülerinnen und Schüler aufforderte, sich politisch einzubringen. Schließlich seien einige bis dahin im Wahlalter. Der Landrat habe weitere Aufgaben, fuhr er fort: „Fachlich und inhaltlich bin ich für die strategische Ausrichtung des Landkreises zuständig“, so Raith, also beispielsweise für die Frage, wie sich der Landkreis im Bereich Gesundheitsvorsorge aufstelle. Politisch und rechtlich sei er – etwa bei Veranstaltungen – der Repräsentant des Landkreises nach außen und vertrete den Landkreis auch als Mitglied in zwei Ausschüssen auf Ebene des Freistaats. Gleichzeitig sei er als Chef der Verwaltung auch für deren Funktionieren verantwortlich.
Investitionen in Schulen und Gesundheitsversorgung
Mit den Schülern diskutierte der Landrat unter anderem über den Haushalt. Foto: Iris Gehard / Landratsamt Regen
Auch nach dem Haushalt des Landkreises fragten die Jugendlichen. „Es gibt kein Thema, das mich mehr umtreibt“, gab Raith zu. Der Landkreis werde in diesem Jahr auf 50 Millionen Euro Schulden kommen. Sein Anliegen sei, diese Verschuldung nicht ins Unermessliche steigen zu lassen, denn: „Die Schulden, die wir heute machen, zahlt später Eure Generation.“ Der Landkreis habe zwei Probleme: Er bekomme immer mehr Aufgaben von Bund und Freistaat übertragen, die man auch in der Lage sei zu erledigen. Allerdings bekomme man die finanziellen Mittel für die Aufgaben nicht zur Verfügung gestellt. Gleichzeitig gebe es einen Investitionsstau, mit den größten notwendigen Investitionen im schulischen Bereich und bei den Krankenhäusern. „Wir wollen investieren, aber wir müssen auch schauen, wo wir Maß halten können“, so Raith. Ob die Krankenhäuser nicht wichtiger seien als die Schulen, fragte eine Schülerin den Landrat. Die medizinische Versorgung sei ein absolutes Zukunftsthema, erklärte Raith. Deshalb betreibe der Landkreis auch Medizinische Versorgungszentren (MVZ). Eigentlich sei es Aufgabe der Kassenärztlichen Vereinigung, dafür zu sorgen, dass es im Landkreis Fachärzte gebe. Dieser Aufgabe käme die Kassenärztliche Vereinigung aber nicht nach. Gleichzeitig erreiche man in den Krankenhäusern keine schwarze Null mehr, vielmehr werde in diesem Jahr das Defizit deutlich steigen. Die Klinikreform sei für die Stadt gemacht, nicht für den ländlichen Raum. Aus seiner Sicht müsse man aber einen vernünftigen Kompromiss zwischen Gesundheit und Schulbildung im Landkreis finden. Denn: „Was können wir als ältere Generation für Euch und Eure Zukunft tun? Wir können Euch die Chance auf eine vernünftige Bildung und Ausbildung mitgeben.“
Der ÖPNV im Landkreis, die Parksituation am Bretterschachten und die Einstellung der Produktion bei Rodenstock waren ebenfalls Diskussionsthemen. Nach seiner Einschätzung gefragt, inwieweit Maßnahmen der Bundesregierung wie die CO2-Steuer zur sinkenden Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Deutschland beigetragen hätten, erklärte der Landrat: Einerseits sei klar, dass für den Erhalt der Umwelt etwas getan werden müsse. Um das zu wissen, müsse man nur aus dem Fenster schauen: „Als ich in Eurer Jahrgangsstufe war, lag draußen um diese Zeit noch ein halber Meter Schnee.“ Andererseits investiere die Wirtschaft nur, wenn sie Planungssicherheit habe. Die letzte Bundesregierung habe für viele diese Planungssicherheit nicht geboten. Im Zwiespalt zwischen Klimaziele Einhalten und Wirtschaft Fördern sei die Aufgabe und Herausforderung: „Die Politik darf nicht nur situativ denken und entscheiden.“
Berufliche Perspektiven im Landkreis
Götz wollte im Anschluss von den Schülerinnen und Schülern wissen, wie viele nach dem Abitur im Landkreis bleiben und wie viele für Ausbildung oder Studium fortgehen wollen. „Schön, dass die Mehrheit bleiben will“, so Götz nach dem Feedback der Schüler. „Jetzt möchte ich die fragen, die wegziehen wollen, warum wollt ihr weg?“ Eine Schülern mit dem Berufswunsch Rechtsanwältin äußerte, sie sehe für sich in diesem Beruf in der Region nicht so viele Perspektiven. Landrat Dr. Raith, selbst ausgebildeter Rechtsanwalt, widersprach. Viele Rechtsanwälte in der Region seien bereits über 50. Bis die junge Frau ihr Jurastudium beendet habe, könne sie sich aussuchen, wo sie sich niederlassen wolle. Ein weiterer Schüler erklärte, er wolle ein duales Studium beginnen, dafür gebe es nicht so viele Stellen im Landkreis. Raith und Götz rieten ihm, bei den Unternehmen in der Region nachzufragen, vielleicht sei es doch möglich. „Wegen des Fachkräftemangels wird das duale Studium für viele Firmen bei uns interessanter“, so Götz.
„Man kann als Einzelner den Unterschied machen“
Sowohl Landrat als auch Kommunale Jugenpflegerin betonten, dass sie auch nach dem Besuch am Gymnasium weiter mit den Schülern im Austausch bleiben wollen. „Ich bin auf Landkreisebene explizit für euch zuständig, für junge Leute bis zu einem Alter von 26 Jahren“, erklärte Götz. Es gebe viele Unterstützungsmöglichkeiten im Landkreis, aber das Ganze hänge auch von den jeweiligen Interessen der jungen Leute ab. „Wenn ihr zum Beispiel Geld für ein Projekt braucht, dass ihr im Rahmen der Jugendarbeit bei der Feuerwehr oder einem anderen Verein machen wollt, könnt ihr euch gern bei mir melden.“ Auch er sei für die Schülerinnen und Schüler weiter erreichbar, betonte der Landrat: „Ich antworte auf Mails innerhalb eines Tages.“ Gleichzeitig appellierte er an die jungen Menschen, sich zu engagieren, denn die Gesellschaft lebe von Menschen, „die mehr tun, als sie es müssten.“ Im Landkreis Regen gebe es ein sehr aktives Ehrenamtsleben und auch als Einzelner könne man hier den Unterschied machen. „Nehmt Eure Zukunft selbst in die Hand und helft, unsere Heimat lebens- und liebenswert zu halten“, bat er abschließend.