Pflege und Teilhabe geht uns alle etwas an

Agenda Arbeitskreis Pflege- und Soziales startet in eine Woche im Zeichen der Pflege und Teilhabe

Landrat Dr. Ronny Raith bedankt sich bei allen Protagonisten, die an der Organisation der Aktionswoche beteiligt waren – insbesondere dem BBZ Zwiesel, die bei der Eröffnungsveranstaltung wiederholt als Gastgeber fungieren. Foto: Jessica Döhler / Landratsamt Regen

In Zwiesel startete die Woche der Pflege im Landkreis Regen. Der Arbeitskreis organisiert die Woche der Pflege gemeinsam mit dem Zentrum für Chancengleichheit am Landratsamt Regen unter dem Motto: „Das geht uns alle an!“ „Pflege betrifft nicht nur die anderen – es kann jede und jeden von uns treffen, jederzeit“, sagte Pfarrer Matthias Schricker, Vorsitzender des Agenda-Arbeitskreises Pflege und Soziales, bei der Begrüßung der Teilnehmer der Startveranstaltung. Im Mittelpunkt der diesjährigen Woche steht besonders die Situation pflegender Angehöriger. „Dann zu wissen, wo man Hilfe, Beratung und auch mal Balsam für die Seele in Form psychosozialer Unterstützung findet, kann eine enorme Erleichterung sein“, so Schricker.

Raimund Kreutzer, Schuldirektor des gastgebenden Berufsbildungszentrums Zwiesel, machte deutlich, wie wichtig die Vermittlung von Werten und Menschlichkeit in der Pflegeausbildung ist: „Pflege ist Herzenssache. Unsere Schülerinnen und Schüler lernen nicht nur Fachliches, sondern auch Mitgefühl und Verantwortung.“

Auch Landrat Dr. Ronny Raith hob bei seiner Begrüßung hervor: „Es ist unser Anspruch, den Menschen in seiner Ganzheitlichkeit zu sehen – körperlich, geistig und sozial. Pflege ist keine Frage des Alters. Auch junge Menschen sind betroffen, sei es durch ein familiäres Schicksal oder eine eigene Erkrankung. Mein Respekt gilt allen, die in diesem Bereich mehr tun, als sie müssen.“ Sechs betroffene Angehörige und Fachkräfte berichteten bei der Auftaktveranstaltung der Aktionswoche offen über ihren Alltag, ihre Herausforderungen und Hoffnungen. Edwin Schedlbauer moderierte die Talkrunde mit dem Titel „Betroffen!? – Geschichten, Erfahrungen, Perspektiven“.

Talkrunde zum Auftakt: Geschichten, die bewegen

In der Talkrunde sprach Franziska Geiß von der Wohnberatung des VdK Arberland über die Notwendigkeit barrierefreier Wohnraumanpassung. „Gerade im Alter fehlt oft das Geld für

Die Talkrunde um Edwin Schedlbauer: Milena Kozic, Gabriele Koller, Werner Schlagintweit, Franziska Geiß, Maria Kandler und Gerda Straub. Foto: Jessica Döhler / Landratsamt Regen

Umbauten, obwohl sie dringend nötig wären“, erklärte sie. Fördermittel würden zunehmend knapper, präventive Maßnahmen zu selten genutzt.

Maria Kandler, psychosoziale Beraterin bei der Caritas, bedauerte, dass präventive Beratung kaum in Anspruch genommen wird. „Die meisten kommen erst, wenn es akut ist.“ Dabei seien gerade frühzeitige Informationen über Pflegeleistungen, psychische Belastungen und Vereinbarkeit mit dem Beruf entscheidend.

Auch zwei Krankenschwestern nahmen an der Runde teil. Gabriele Koller, Krankenschwester und eigentlich im Ruhestand, engagiert sich – nachdem sie selbst ihre Angehörigen mehrere Jahre gepflegt hat – weiterhin mit Herzblut in ihrem Beruf: „Pflege ist für mich Berufung – ich möchte Menschen helfen.“ Milena

Kozic, ebenfalls Krankenschwester in der sogenannten „Mütterschicht“ tätig, kam ursprünglich aus Serbien. Ihre Ausbildung wurde in Deutschland nicht anerkannt, doch sie absolvierte eine einjährige Zusatzqualifikation, um wieder in dem Bereich arbeiten zu können. „„Es macht Freude, Menschen zu helfen. Ich arbeite Vollzeit in der Mütterschicht, die eigens für arbeitende Mütter erdacht worden ist. Meine Schicht geht von halb acht bis halb drei, so kann ich mich vorher und nachher um meine beiden Kinder kümmern“, berichtet sie.

Werner Schlagintweit, Vater einer schwerstbehinderten Tochter, schilderte den Alltag rund um die Uhr. Seine Tochter engagiert sich wie er bei der Feuerwehr und ist dort vollständig integriert. Ihre schulische Ausbildung absolviert sie in den verschiedenen Einrichtungen der Lebenshilfe. „Die Lebenshilfe ermöglicht Teilhabe“, sagt Schlagintweit.

Gerda Straub pflegt ihren an Demenz erkrankten Ehemann, der mehrere Schlaganfälle erlitten hat. „Der VdK und das Pflegeheim Rosenium in Frauenau waren für mich eine große Stütze“, erzählt sie. Doch die Sorge um die Zukunft bleibt: „Was, wenn ich es nicht mehr schaffe, meinen Ehemann zu Hause zu pflegen? Die finanziellen Belastungen sind enorm.“

Zur Tradition geworden

Zum achten Mal veranstaltete der Agenda-Arbeitskreis Pflege- und Soziales im Landkreis Regen die Woche der Pflege und Teilhabe – ein Format, das weit über den üblichen Aktionstag hinausgeht. Als einziger Landkreis in Niederbayern würdigt man im Landkreis Regen damit nicht nur die herausragende Arbeit von Pflegekräften und -einrichtungen, sondern auch das Engagement in Inklusionsbetrieben und die Herausforderungen pflegender Angehöriger. Bis Freitag, 16. Mai, haben Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, sich bei zahlreichen Veranstaltungen zu informieren, beraten zu lassen und in den Austausch zu treten.

Meldung vom: 15.05.2025