„Politik ist die Fähigkeit zu Kompromissen“

Landrat Dr. Ronny Raith und Jugendpflegerin Kathrin Götz im Gespräch mit Mittelschülern

Unser Bild zeigt Landrat Dr. Ronny Raith und Jugendpflegerin Kathrin Götz zusammen mit Schulleiter Andreas Weiherer im Gespräch mit den Jugendlichen. Foto: Heiko Langer / Landratsamt Regen

Regen. Landrat Dr. Ronny Raith stellt sich derzeit den Fragen der Schülerinnen und Schüler der Abschlussklassen der Schulen im Landkreis Regen. Zusammen mit der Kommunalen Jugendpflegerin Kathrin Götz besucht er die Schulen, um dort mit den Jugendlichen ins Gespräch zu kommen. „Der Austausch mit den Schülerinnen und Schülern ist immer sehr lebhaft“, sagt Dr. Raith und berichtet davon, dass er oft „von der Tiefe der Fragen und dem politischen Interesse der jungen Menschen überrascht“ ist. Zuletzt waren Raith und Götz in der Mittelschule in Regen zu Gast und auch hier hatten die Jugendlichen viele Fragen parat.

„Wir stehen vor großen Herausforderungen“

Nach einer kurzen Begrüßung durch Schulleiter Andreas Weiherer und einer Kurzvorstellung der Gäste ging es auch gleich los. „Was bewegt einen dazu, Landrat zu werden?“, war die erste Frage, der sich Raith stellen musste. Er berichtete davon, dass er sich bereits früh ehrenamtlich engagiert hat. Von der Katholischen Kirche über die Feuerwehr bis hin zum Sport reichte sein Erfahrungsschatz bereits in jungen Jahren. Dies sei dem damaligen Bürgermeister seiner Heimatgemeinde auch aufgefallen und so habe er ihn davon überzeugt, sich politisch einzubringen und für den Gemeinderat zu kandidieren. So sei er in die Politik gekommen und nachdem er als Kreisrat schon stellvertretender Landrat war, sei die Kandidatur ein logischer Schritt gewesen. Die Nachfrage, ob er sich seine Arbeit so vorgestellt habe, brachte Raith zum Schmunzeln. Er habe immer gewusst, dass das Amt viel Arbeit mitbringt, dennoch sei er von der Aufgabenfülle etwas überrascht. „Wir stehen vor großen Herausforderungen“, stellte der Landrat fest. Die angespannte Haushaltslage sei eine weitere Erschwernis, erklärte Raith.

Raith ging bei den weiteren Fragen auf das Aufgabenspektrum ein. Zum einen sei er Leiter des staatlichen Landratsamtes, einer Staatsbehörde. Vom Ausländeramt, über das Bauamt bis zum Gesundheits- und dem Veterinäramt sei das Aufgabenspektrum groß. Auch das Sozialamt oder Jugendamt seien wichtige Säulen in der kommunalen Verwaltung. Im politischen Bereich gebe es mehr Möglichkeiten, Schwerpunkte zu setzen. So lege er großen Wert auf Bildung und auch auf die medizinische Versorgung. „Auch hier werden die Handlungsspielräume kleiner“, bedauerte Raith. Als Beispiel nannte er die neuen Regelungen für Krankenhäuser. „Ich will gerne beide Arberlandkliniken erhalten“, antwortete der Landrat auf die Frage nach der Zukunft der Häuser. Schränkte aber auch ein, dass die neuen gesetzlichen Grundlagen zur Finanzierung der Krankenhäuser „schlecht für den ländlichen Raum sind.“ Deswegen könne er leider nichts versprechen, außer: Dass sein persönlicher Einsatz dem Erhalt der Krankenhäuser in Zwiesel und Viechtach gilt.

Wirtschaftsförderung, Klimaschutz und Meinungsfreiheit

Die Jugendlichen wollten vom Landrat auch wissen, was der Landkreis mache, um sie in der Region zu behalten. „Wir machen sehr viel“, versicherte Raith. Dies beginne bei der Wirtschaftsförderung, denn nur, wenn die Wirtschaft gut aufgestellt ist und es ausreichend Arbeitsplätze gibt, könne man junge Menschen in der Region halten. Der Landkreis sei dafür bekannt, dass die Kaufkraft hoch ist. Wohnraum sei im Arberland noch bezahlbar. Auf weitere Nachfragen betonte Raith, dass der Landkreis auch im Bereich des Klimaschutzes aktiv sei. „Wir konzentrieren uns auf das, was wir selbst steuern können“, erklärte der Landrat und verwies unter anderem auf die Photovoltaikanlagen auf landkreiseigenen Gebäuden, auf LED-Beleuchtungen in den Häusern und auf den Einsatz von Hackschnitzeln zum Heizen des Landratsamtes und von Schulen. Eine regionale Energie GmbH habe sich das Ziel gesetzt, die Stromversorgung in der Region zu sichern.

Auch über den Stimmenzuwachs von rechtsextremen und rechtspopulistischen Parteien in Europa wurde diskutiert. „Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut“, betonte der Landrat, dennoch bereite es ihm Sorgen, wenn er sieht, dass in Deutschland und in vielen anderen Ländern Parteien mit einem Menschenbild Erfolg hätten, dass ihm fremd ist. Diesem Trend könne man nur mit Zuhören und Anpacken wichtiger Themen begegnen. Er persönlich werde sich gegen jegliche extreme politische Tendenzen stellen.

Anlaufstelle für Jugendliche

Götz machte die Schülerinnen und Schüler darauf aufmerksam, dass „jeder eine Stimme hat.“ Sie alle seien dazu aufgefordert, sich einzubringen. Nicht nur bei politischen Fragen, auch in Vereinen oder Organisationen. Die Jugendpflegerin informierte auch über ihre Aufgaben, die bei der Förderung und Beratung von Kommunen beginnen und bei der Fachberatung der Jugendtreffs enden. Sie bietet aber auch Freizeitmaßnahmen für Jugendliche an und sieht sich auch als Anlaufstelle für Jugendliche. „Ihr könnt mich immer kontaktieren, wenn ihr Hilfe braucht. Wenn ich etwas nicht weiß, dann kenne ich sicher jemanden, der es weiß“, sagte sie. Sie wies zudem darauf hin, dass jede Kommune einen Jugendbeauftragten hat. „Die oder der freut sich, wenn ihr Kontakt aufnehmt und Euch einbringt“, so Götz weiter.

Zu guter Letzt forderten beide, Götz und Raith, die Schülerinnen und Schüler auf, sich einzubringen und sich zu Wort zu melden. Nicht alles werde klappen. Wenn man sich nicht einbringt, könne man aber gar nichts erreichen, betonte der Landrat und erklärte, dass man vielleicht nicht immer zu hundert Prozent seine Ziele umsetzen, aber dennoch viel schaffen kann. „Politik ist die Fähigkeit zu Kompromissen“, sagte Raith mit Blick auf die notwendige Zusammenarbeit aller Verantwortlichen. Ein gutes Beispiel dafür sei die Arbeit der Kreisräte im Landkreis. Auch hier sei man nicht immer hundertprozentig einer Meinung, aber man könne gemeinsam viel zum Wohle der Menschen erreichen. Für die Zukunft wünschten die Gäste den Jugendlichen alles Gute.

Meldung vom: 07.02.2025