Premierenbesuch soll zu einer Freundschaft führen

Schüler aus der Hotelberufsschule Viechtach waren in der Mittelschule Rokycany zu Gast  

Viechtach/Rokycany. „Heute haben wir nicht nur etwas gelernt, sondern auch etwas erlebt.“ Mit diesen Worten beschreibt ein Schüler der Hotelberufsschule Viechtach seine Erlebnisse im Nachbarland Tschechien. Auf Initiative des Landkreises Regen und unterstützt vom Dispositionsfonds zur Förderung von Kleinprojekten zwischen Bayern und Tschechien aus dem Förderprogramm INTERREG V des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung, Projekt BY-162, reisten 28 Hotelberufsschüler aus Viechtach ins tschechische Rokycany. Ziel des Projekts ist es, das bayerisch-tschechische Ausbildungsnetzwerk in den Bereichen Hotel und Gastronomie zu stärken.

Jaroslav Sokol (li.) und Dr. Jaroslava Havlickova (2.v.li.) waren eigens aus Pilsen angereist. Dolmetscher Alex Kriz (4.v.li.) übersetzte auch die Erklärungen von Lehrerin Eva Hrubá (3.v.li.) und Schulleiterin Irena Vostrá. Foto: Heiko Langer/Landkreis Regen

Begrüßt wurden die Gäste von der Schulleiterin Irena Vostrá und der zuständigen Fachlehrerin Eva Hrubá. Mit Dr. Jaroslava Havlickova und Jaroslav Sokol waren gleich zwei hochrangige Vertreter der Pilsener Bezirksregierung zur Veranstaltung gekommen. „Wir hoffen, dass eine dauerhafte Zusammenarbeit entsteht“, sagte Dr. Havlickova, die Leiterin der Abteilung für Bildung, Jugend und Sport im Bezirk Pilsen. Sie stellte fest, dass eine Kooperation der beiden Schulen nicht nur einen fachlichen Austausch bringen kann, sondern einen „Blick auf das Leben und die Kultur jenseits der Grenzen ermöglicht.“

In ihrer Begrüßung ging Schulleiterin Vostrá auf die Situation ihrer Schule ein. Die seit 1993 existierende Einrichtung ist keine reine Gastronomieschule, da es weitere Schwerpunkte im Bereich Handel, Auto- und Industriemechanik sowie anderen technischen Berufen gibt. Der größte Unterschied zu Deutschland liegt darin, dass es in Tschechien kein duales Schulsystem gibt. „Die Schüler haben keine Ausbildungsbetriebe, die Schule hat aber Verträge mit Betrieben, in denen die Schüler Praktika machen“, erklärt die Leiterin und berichtet davon, dass die Schule selbst regelmäßig auch Großveranstaltungen bewirtet. So war die Schule sogar schon an der tschechischen Botschaft in Paris für den Empfang von über 1.000 Gästen verantwortlich. „Unser Ziel ist es, so praxisnah wie möglich zu arbeiten“, so die Schulleiterin. So werden in der schuleigenen Werkstatt sogar Privatfahrzeuge repariert.

Khalid Abbuzi und Timotheus Polatides hatten sichtbar Spaß beim Cocktail mixen. Foto: Heiko Langer/Landkreis Regen

Hotelberufsschulleiter Xaver Dietrich bedankte sich für die Einladung seiner Schule, den herzlichen Empfang und berichtete vom deutschen Schulsystem. Begleitet wurde er von Reinhard Wölfl (Büro der Landrätin), Pressesprecher Heiko Langer und Simona Fink von der Arberland REGio GmbH. Wölfl und Langer überbrachten die Grüße von Landrätin Rita Röhrl. Sie betonten, dass der Grenzraum Bayern-Böhmen vom Fachkräftemangel geprägt ist. Die Corona-Pandemie ging nicht spurenlos an den Betrieben vorbei. Umso wichtiger ist es, sich in der Region zu vernetzen, auch über den eigenen Horizont hinauszuschauen und für diese Branche, die für die Region essentiell wichtig ist, zu werben.

Ein belegtes Brötchen für die gehobene Gastronomie zu kreieren ist keine leichte Aufgabe, das stellten auch die Schülerinnen und Schüler aus Bayern und Böhmen fest. Foto: Heiko Langer/Landkreis Regen

Im Mittelpunkt des Tages standen allerdings Taten, nicht Worte: In drei Einheiten und Workshops lernten die Schüler die tschechische Gastronomie und Kulinarik näher kennen und durften sich am Mixen alkoholfreier Cocktails versuchen. Ein Highlight war das Ausprobieren einer VR-Brille, mit der virtuell andere Gastronomie-Umgebungen entdeckt werden konnten. Nach dem fachlichen Input und gestärkt von lokalen Spezialitäten, wie Karlsbader Oblaten und Kofola, ging es auf eine Stadtführung durch Rokycany. Dabei erfuhren die Teilnehmer viel über die Geschichte der Stadt und konnten vom Kirchturm aus ihren Blick über Böhmen schweifen lassen. Zum Abschluss des Tages gab es ein gemeinsames Mittagessen mit einem typischen böhmischen Schweinsbraten mit Serviettenknödeln.

Die Teilnehmer konnten auch in die virtuelle Realität eintauchen und mit einer VR-Brille eine andere Gastrowelt erleben. Foto: Heiko Langer/Landkreis Regen

Während die Schülerinnen und Schüler einiges dazu- und Kollegen aus dem Nachbarland kennenlernten, tauschten sich auch die Direktoren untereinander aus. Die Schulleiter Dietrich und Vostrá waren sich schnell einig, künftig miteinander das Ziel, gut ausgebildete Kräfte für den Hotel- und Gastronomiebereich zu gewinnen, verfolgen zu wollen. „Wir sind uns ähnlicher als viele denken. Letztlich besteht nur in der Sprache ein Unterschied“, stellt Dietrich fest und Vostrá ergänzt: „Am Ende können beide Seiten von einer Kooperation profitieren, vielleicht sogar bei der Facharbeiterakquise“.

Bereits im September wollen sich nun beide Seiten wiedersehen. Dann werden die Verantwortlichen des Landkreises Regen und der Hotelberufsschule Viechtach die neu gewonnenen Freunde aus dem Nachbarland in Viechtach begrüßen.

 

Ein Erinnerungsfoto aller Teilnehmer darf natürlich nicht fehlen. Foto: Heiko Langer/Landkreis Regen

Meldung vom: 03.06.2022